Kommentar

Wer braucht Gartenschauen?

Kommentar Bundesgartenschauen
Dr. Ernst-Hermann Kubitz, Technisch/Künstlerischer Leiter der IGA 2003 Rostock, Geschäftsführer der BUGA Gera/Ronneburg 2007.

Verschwendung von Fördermitteln, Defizite in den Stadtkassen, Mangelhafte Nachnutzungskonzepte … Diese und weitere Stimmungen begleiten regelmäßig die Vorbereitung von Gartenschauen. Und doch wendet sich mit der Eröffnung das Blatt mit einem unerwarteten Mentalitätswechsel in Stadt und Region hin zum Positiven.

In Erinnerung an die Gartenschauen der letzten 32 Jahre, beginnend 1985 in Berlin (West) und 1987 in Berlin (Marzahn) über Cottbus, Magdeburg, Potsdam, Rostock, Gera und Ronneburg oder Schwerin, zieht sich besonders in den neuen Bundesländern ein ereignisreiches begrüntes Band über die lange Zeit vernachlässigter Stadtentwicklungen und Stadterneuerungen, die den heutigen Ansprüchen der Bürger gerecht werden soll.

Die inflationäre Häufung von Gartenausstellungen bestätigt den Zeitgeist der Gesellschaft. Auf der Strecke bleibt das Gefühl für Originalität und Qualität, wenn selbst Internationale Gartenschauen zu reinen Marketingveranstaltungen verbogen werden, bestenfalls noch unter Mitwirkung eines Landschaftsplaners aus dem Herkunftsland. Die IGA 2017 in Berlin bildet mit ihren bereits vorhandenen Gärten der Welt eine wohltuende Ausnahme.

Die Welt dreht sich weiter und die Quellen staatlicher Fördermittel für Investitionen sprudeln über. Der Kreativität bei der Akquisition von Fördermitteln für Gartenausstellungen sind keine Grenzen gesetzt, die nachfolgende fachliche Pflege bleibt den kommunalen Kräften und damit den städtischen Haushaltssorgen überlassen. Aber warum orientiert sich die Vergabe staatlicher oder europäischer Fördermittel, die heute für eine Gartenschau unabdingbar sind, überwiegend an der Refinanzierung durch prognostizierte Besucherzahlen? Der tatsächlich erreichte steuerliche Mehrwert für die Region könnte wesentlich zu einer Akzeptanz von Gartenschauen beitragen.

Wer also braucht Gartenschauen?

Die Bürger, die Städte und die für die dauerhafte Fachpflege des öffentlichen Grüns verantwortlichen Fachbetriebe! Wird das Interesse der Bürger an gepflegten Grünbereichen von der Politik weiter negiert, geht die Kenntnis der gärtnerischen Fachkompetenz verloren und die Lebensqualität in den Städten nimmt weiter ab. Die IGA 2017 in Berlin könnte wieder ein Aufbruchssignal hin zu besserem Verständnis für den Wert und den Erhalt des öffentlichen Grüns setzen. Viel Glück!

Ernst-Hermann Kubitz

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