Mit grüner und blauer Infrastruktur

Möglichst nah an der natürlichen Wasserbilanz

In den Städten kann Regenwasser nicht mehr versickern und verdunsten wie in der Natur. Zusammen mit Abwasser landet es sofort in der Kanalisation und fehlt sowohl dem Grundwasser als auch der Atmosphäre. Sowohl Überhitzung als auch Starkregen sind damit vorprogrammiert. Die Wasserbilanz nach Bebauung sollte daher so nah als möglich an der natürlichen Wasserbilanz liegen. Werden Dächer entsprechend begrünt und gezielt in Wasserkreisläufe eingebunden, tragen sie elementar dazu bei, dieses Ziel zu erreichen.
ZinCo Grün-blaue Infrastruktur Bauwerksbegrünung
Das Potenzial der Dächer für Wasserrückhalt und Verdunstung ist immens: Aktuell werden nur rund acht Prozent der neu gebauten Flachdächer begrünt. Foto: ZinCo

Ein natürlicher Wasserhaushalt weist Verdunstungsanteile von mehr als 50 Prozent des Jahresniederschlags auf. Dies kann in Städten nur über mehr Bepflanzung, also grüne Infrastruktur erzielt werden (Gründächer, Gärten, Stadtbäume etc.). Außerdem spielt zur Verlangsamung der Wasserkreisläufe auch die blaue Infrastruktur (Rückhaltespeicher, Baumrigolen, Gewässer etc.) eine Schlüsselrolle. Damit kann es gelingen, einen naturnahen Wasserkreislauf abzubilden und so zur Stadtklimatisierung und zum Hochwasserschutz beizutragen. Denn durch mehr Verdunstung entsteht mehr Kühlung, mehr Wolken, ergo auch schneller wieder Niederschlag. Fehlende Vegetation hingegen fördert die Aufheizung (Urban Heat Island Effekt) und die Gefahr von Starkregenereignissen, Gewitter und Hagel.

Sponge City Roof"

Der neue ZinCo-Systemaufbau "Sponge City Roof" staut Regenwasser längerfristig auf dem Dach ein anstatt es ungenutzt der Kanalisation zuzuführen. Der Aufbau gleicht dem bekannten "Retentions-Gründach", nur dass hier Anstauscheiben unter der Drossel dafür sorgen, dass sich Wasser wie in einer geschlossenen Wanne sammelt. Ein auf den Retentions-Spacern verlegtes Dochtvlies transportiert dieses Wasser kapillar nach oben in die Substratschicht (Wurzelraum). Die Pflanzen verfügen damit über bis zu 55 Liter pro Quadratmeter Wasser zusätzlich und verdunsten dieses sukzessive.

Sollte es mehr regnen, als die Retentions-Spacer aufnehmen können, wird kurzfristig in die Substratschicht hineingestaut und gedrosselt abgeleitet. Durch die Phasen von Wasserverfügbarkeit und Knappheit entwickelt sich die Vegetation dynamisch und insgesamt artenreicher. Es kann auch eine Zusatzbewässerung mit Grauwasser wie beim Systemaufbau "Klima-Gründach" installiert werden. So ist immer Nachschub vorhanden und die Pflanzen verdunsten kontinuierlich Wasser. Das begünstigt die natürliche Wasserbilanz weiter.

Optionen für Neubau und Bestand

Beim Neubau ist die Statik problemlos auf das Zusatzgewicht für zwischengespeichertes Wasser auf dem Dach auszulegen. Um die Begrünung auch für Bestandsgebäude zu erleichtern, wäre bei künftigen Überarbeitungen der Regelwerke folgender Ansatz zielführend: warum nicht die statische Reserve für "Schneelast" in eine "Wasserlast" ummünzen? Denn dadurch, dass in der kalten Jahreszeit die Anstauscheiben des "Sponge City Roof" entnommen werden, damit sich keine Eisschicht bildet, ist die Situation ausgeschlossen, dass Schneelast und maximaler Wasseranstau zeitgleich auf dem Dach stattfinden.

Ideen zur Vernetzung

In einem Quartier können Tiefgaragen mit hohen Retentions-Spacern ausgestattet werden und damit Wasserrückhaltevolumen für umliegende höhere Dachflächen vorhalten – Stichwort Kaskadenentwässerung. Auch Bestandsdächer, die selbst keinen oder nur geringen Wasserrückhalt leisten, geben dann Regenwasser an die Tiefgaragenbegrünung weiter, das dort verdunstet. Insgesamt sind Gebäude- und Quartierslösungen gefragt, die das Wasser und seine Nutzung ganzheitlich betrachten und generell in Kreisläufen führen. Dachflächen sind dann genauso wie Zisternen in das System integriert und halten Regenwasser für die Pflanzen, aber auch zur Nutzung für den Menschen vor, wie zum Beispiel für die Toilettenspülung. Umgekehrt sollte auch vom Menschen verwendetes, sogenanntes "Grau-Wasser" gesammelt, aufbereitet und wieder genutzt werden. Dieter Schenk/ZinCo GmbH

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