Über die prinzipielle Annäherung an das ursprüngliche Bild
Der Monopteros-Hügel im Englischen Garten in München
von: Dipl.-Ing. (FH) Michael Degle, Dipl.-Ing. Rainer HerzogDer bayerische Hofgarten-Intendant Friedrich Ludwig von Sckell (1750-1823, 1808 geadelt) legte 1807 einen Plan nebst separater "Beschreibung" vor, worin er die Grundzüge der künftigen Gestaltung des Englischen Gartens umriss bis hin zu konkreten Maßnahmen, wie dem Bau eines Pantheons auf einem künstlichen Hügel, "den würdigsten Regenten Baierens [sic!] gewidmet": Dieses Bauwerk "müsste sich auf einem Hügel erheben; die schönsten hohen Bäume sollten ihn, da im Karackter eines heiligen Haines, umgeben, und der Ehrwürdige Wald Hirschanger den Hintergrund bilden".1 In seinem Lehrbuch "Beiträge zur bildenden Gartenkunst für angehende Gartenkünstler und Gartenliebhaber" beschrieb Sckell 1818 die zweckmäßigste Methode zur Verwirklichung eines solchen komplexen Vorhabens: "Wenn auf einem Hügel, den die Kunst erst erheben muss, ein Tempel oder sonst ein Denkmal errichtet werden soll, dann müssen zuvor die Fundament=Mauern so hoch aufgeführt werden, als der Hügel selbst werden soll. An diese Mauern muss sich dann der Hügel anlehnen, und der eigentliche Tempel da ober[halb] der Erde seinen sichtbaren Anfang nehmen".2
Planung und Ausführung 1831-1836
Zur Realisierung eines Hügels im Englischen Garten kam es jedoch erst ein Vierteljahrhundert später, wobei die von Friedrich Ludwig Sckell 1807 vorgeschlagene Stelle der künstlichen Geländeerhebung etwa 65 Meter nach Südosten verschoben wurde.
Außerdem bevorzugte der Bauherr König Ludwig I. als bekrönende Architektur kein Pantheon, sondern einen Monopteros, für dessen Planung und Ausführung Hofbau-Intendant Leo von Klenze (1784-1864, 1822 geadelt) verantwortlich zeichnete.3 Die Anlage des Hügels oblag Carl August Sckell (1793-1840), Friedrich Ludwig von Sckells Neffe, Schüler und ab 1823 Nachfolger als Leiter der Hofgarten-Intendanz. Auf seinem "Entwurf für die neue Gartenscene mit einem runden Tempel im englischen Garten zu München" vermerkte er: "angefangen im October 1831".
Am 20. September 1831 hatten Klenze und Sckell dem König mitgeteilt, dass die Erstellung des etwa 15 Meter hohen Tempelunterbaus aus Ziegeln und die Aufschüttung des ebenso hohen Hügels parallel erfolgen könnten.4 Klenze gab an, "daß ohngefähr 20 Maurer zwei Monathe lang bey Aufführung des Fundamentes für den Tempel" notwendig wären. Für die "Aufführung des Hügels" rechnete Sckell mit "ohngefähr 50 Mann und 20 Fuhren [Fuhrwerke] drei Monate lang, mit Ausnahme jedoch der Tage einer zu großen Kälte". Allerdings verging über ein Jahr bis eine umfangreichere Maßnahme durchgeführt wurde: Von Oktober bis Dezember 1832 erfolgte die Anlieferung von mehr als 6000 Fuhren Bauschutt und Kies vom Münchener Stadtschloss, der sogenannten Residenz, wo im gleichen Jahr die Errichtung des Festsaalbaus unmittelbar am Südrand des Hofgartens begann, sowie von Erde aus den "Residenz=Gärtchen".
Mitte August 1833 bat Carl August Sckell um einen zweimonatigen Urlaub, um eine Italienreise unternehmen zu können. Ludwig I. genehmigte den Antrag mit dem Vermerk: "Nachgesuchter Urlaub mit der Bemerkung genehmigt, dass auch in der Abwesenheit mit der Erhöhung des begonnenen Hügels im Englischen-Garten fortgefahren werde, wohlverstanden, ohne Überschreitung der Mittel".5 Am 10. April 1834 erhielt Sckell die Information von Klenze, Ludwig I. habe nunmehr festgelegt, "dass mit Aufsetzung des Tempels im englischen Garten schon im Frühjahr 1835 angefangen werden solle. Es muss daher die Bildung des Hügels wenigstens in Bezug auf seine Höhe völlig vollendet seÿn, damit die Bauarbeiten begonnen werden und ununterbrochen fortgehen können". Nachdem der König die Finanzierung der Erdarbeiten mit einiger Verzögerung - wie häufig bei diesem Projekt - genehmigt hatte, erteilte Sckell dem für den Englischen Garten zuständigen Hofgärtner Joseph Thüring am 7. Mai 1834 den Auftrag, diese "Arbeiten wieder zu beginnen, und mit aller Kraft so lange fortzusetzen, bis eine andere Weisung erfolgen wird".
Wie geplant konnte 1835 auf dem weitgehend fertiggestellten Hügel der Monopteros "aufgesetzt" werden, sodass im Folgejahr nur einige Restarbeiten erforderlich waren. So wurde im Januar 1836 vom Kleinhesseloher "See im englischen Garten zu dem neuen Hügel daselbst [. . . ] Bachletten" transportiert, sicherlich um mit diesem schluffigen und nährstoffreichen Material eine Bodenverbesserung vorzunehmen. Anfang Mai 1836 forderte Ludwig I. jedoch eine nicht unerheblichen Änderung der inzwischen vorhandenen Anlage: "es solle der Hügel des Tempels im engl. Garten an seinem oberen Rande gegen die Stufen [d. h. die dreistufige Krepidoma] zu noch etwas abgerundet werden, theils damit die obere Fläche nicht so gerade abgeschnitten erscheine, theils damit der scharfe Rand [… ] nicht so viel von dem Anblick der Stufen verdecke"; gleichzeitig legte er fest, dass "dadurch der Hügel unten nicht breiter werden" dürfe. Nach Abschluss dieser diffizilen Korrektur gab Ludwig I. am 18. Juni 1836 seine Zustimmung zur "Wiederbesaamung der abgehobenen Stellen".
Am 7. Oktober 1836 teilte Sckell dem König mit, dass auch "der Tempel selbst völlig vollendet, und von allen Seiten von Gerüsten befreit" ist. Am 28. Oktober 1836 bestätigte schließlich auch Klenze, dass "der neue Tempel=Bau im englischen Garten bereits vollendet ist"; zugleich ersuchte er die Hofgarten-Intendanz per offizieller Note, dass von ihr "in Zukunft die fernere Aufsicht und Reinhaltung desselben [. . . ] besorgt werden wolle".
Zur ursprünglichen Gestaltung
Im Juli 1833 hatte Carl August Sckell in einem Brief an John Claudius Loudon (1783-1843), den Herausgeber von "The Gardener's Magazine" in London, sowohl den Standort und die Art als auch den Zweck des neuen Bauwerks beschrieben: "The first grand view of the garden, or that which is seen on entering as you come from the town, has hitherto, notwithstanding all the natural beauty produced by the simplicity of the planting, been felt to want a suitable architectural object, to serve as a resting-point for the eye of the spectator. This object our monarch's love of art is now about to supply. A circular temple [. . . ] will soon adorn this fine garden scene. The grand effect of this temple will be greatly increased by its site. It is to be erected on a hill of considerable height, formed, indeed, by art, but in the true style of natural gardening".6 Im Mai 1835 erwähnte Sckell in einem weiteren Brief an Loudon die großen Schwierigkeiten, denen er sich bei der Ausführung des Monopteros-Hügels gegenüber sah, obwohl er bereits vorher hinreichend Erfahrung bei der Modellierung des Badenburger Tals im Hofgarten Nymphenburg hatte sammeln können: "I have accomplished the formation of this hill with the greatest difficulty; and, although I had previously made several artificial hills in the king's garden at Nymphenburg (and, I may flatter myself, not without credit), yet, from this situation being flat by nature, all the difficulties which usually present themselves seemed here united".7
In der Tat war der Hügel von durchaus beachtlicher Höhe im Englischen Garten nicht nur auf einem flachen Gelände aufzuschütten, sondern auch in eine bestehende Gartenanlage mit ihrem etablierten Wegenetz und einem gut entwickelten Großbaumbestand einzupassen.
Der bayerische Gartenbeamte Wilhelm Zimmermann (1857-1897), ein Schüler Carl von Effners (1831-1884, 1877 geadelt), analysierte in den 1890er-Jahren sehr treffend die von Carl August Sckell trotz der erheblichen Herausforderungen und Schwierigkeiten überzeugend realisierte Lösung: "Es ist dieses Werk für uns von wesentlichem Interesse und nicht nur wegen der Wirkung des klassischen Bauwerkes [Monopteros] in dem großen Landschaftsbilde, sondern auch wegen der Gestaltung des von ihm gekrönten Hügels. Die Aufgabe, die hier dem Gärtner erwuchs, war nicht leicht und noch viel weniger dankbar, da selbst die naturwahrste Anordnung der dem eigentlichen Hügel vorgelagerten Terrainwellen das Isoliertsein und damit Unmögliche dieser plötzlichen Erderhebung nie ganz vergessen machen konnte. Die einzige in solchen Fällen ausführbare Methode, dem Auge das Unzusammenhängende der Bodengestaltung weniger fühlbar zu machen, hätte wohl nur durch Anpflanzung von Baumarten erster Größe in der rückwärtigen Umgebung der Anhöhe - im Gegensatz zu weiteren seitlichen Partien - gefunden werden können. Der ferne stehende Beschauer hätte die obere Kontur der Bäume somit um den Hügel herum wesentlich ansteigend erblickt, was die Vorstellung einer sich weiter fortsetzenden Hügelbildung unterstützt hätte. Doch auch dieses Mittel war hier nicht mehr anwendbar, da Eschen und Ulmen ohnedies bereits den Hauptbestand der ganzen Pflanzungen bildeten und diese selbst von Pappeln nicht genügend überragt werden. Dieser unvermeidliche Übelstand erscheint jedoch als die einzige und wohl zu übersehende Unvollkommenheit der den Garten wesentlich schmückenden Bauanlage. Die Terrainformation ist meist sehr glücklich der Natur abgelauscht, und es wird dem aufmerksamen Beobachter nicht entgangen sein, dass selbst auf größere Entfernung die Wiesenflächen allmählich anschwellen, um den Eindruck der absoluten Ebene des Parkterrains zu verwischen. Da diese Wellenbewegungen nicht in die bestehenden Pflanzungen eindringen durften, ohne deren Gedeihen zu stören, so brechen diese sanften Erhöhungen rückwärts gegen die Pflanzung oft schroff und plötzlich ab, was jedoch durch das deckende Unterholz dem Auge genügend verborgen wird".8
Der Wiener Garteneleve Franz Antoine der Jüngere (1815-1886), der im Juni, spätestens Juli 1836 in München weilte, notierte in seinem Reisetagebuch: "Im großen englischen Garten wurde sonst nichts verändert, als ein Hügel aufgeführt, worauf ein Tempel im ägyptischen Style erbaut wurde, welcher[,] da der jetzige König ein großer Freund von Populus alba[,] Hyp[p]ophae etc ist, damit ringsum bepflanzt wurde".9 Erste Gehölze - vermutlich in den Randzonen der neuen Anlage - hatte Carl August Sckell schon im Frühjahr 1835 pflanzen lassen.10 Weitere Einzelheiten der ursprünglichen Bepflanzung sind bislang nicht bekannt.
Die Schutzmaßnahmen der 1920er-Jahre
Da der Monopteros-Hügel die einzige nennenswerte Erhebung in der Nähe der Innenstadt und insbesondere von Schwabing darstellte, entwickelte er sich im Winter zum Anziehungspunkt für rodelbegeisterte Kinder. Diese Nutzung nahm offenbar ein solches Ausmaß an, dass die Verantwortlichen der seit 1918 für die einst königlichen Gärten zuständigen "Verwaltung des ehemaligen Kronguts" um den Fortbestand der künstlichen Bodenmodellierung fürchteten. 1921 wurde deshalb den ortspolizeilichen Vorschriften ein speziell auf den Englischen Garten zugeschnittener Paragraph hinzugefügt, der von nun an "das Befahren des Monopteroshügels in seiner gesamten Ausdehnung, somit auch der nach allen Richtungen hinziehenden hügelartigen Ausläufer und Wege mit Schneeschuhen und Schlitten jeder Art" verbot.11 Wahrscheinlich wird dieses Verbot kaum durchzusetzen gewesen sein, sodass letztlich als effektive Maßnahme zum Schutz der Originalsubstanz gegen Erosion nur die Möglichkeit blieb, die Hänge flächendeckend mit Sträuchern zu bepflanzen. Dadurch konnte auch im Sommer das Begehen der steilen Abhänge außerhalb der Wege wirkungsvoll unterbunden werden.
Bereits im Frühjahr 1912 wurden im gesamten Englischen Garten umfangreiche Pflanzarbeiten vorgenommen, "nach einem einheitlichen von der Hofgärten=Abteilung des Obersthofmeisterstabes (Oberinspektor Schall) ausgearbeiteten Plan [. . . ], in der Art, wie die Erneuerung bereits von den früheren Hofgärten=Direktoren [Carl] v. Effner und [Jakob] Möhl [1846-1916] wiederholt vorbereitet worden war"; explizit hieß es: "Am Monopteros wurden ziemlich umfangreiche Baum= und Strauchpflanzungen hergestellt und eine größere Spiräen=Gruppe geschaffen, die mit ihrem weißen, rosa und dunkelroten Blütenreichtum die Spaziergänger besonders erfreuen wird".12
Diese zunächst wohl tatsächlich nur der "Verschönerung" dienenden Ziergehölze am Fuße des Hügels wurden nach und nach durch die umfangreiche Bepflanzung der Abhänge mit Decksträuchern ergänzt. Damit gingen sowohl die Verfälschung der ursprünglichen gestalterischen Idee als auch die gravierende Veränderung des Erscheinungsbildes einher, was verständlicherweise nicht ohne Kritik blieb. Der renommierte Kunsthistoriker Heinrich Wölfflin (1864-1945), Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und ab 1912 zwölf Jahre lang Professor in München schrieb 1924: Es "ist eine Entstellung, dass der Monopteroshügel jetzt mit Gebüsch bepflanzt ist. Man ahnt den Grund: die Buben sollten mit ihren Rodelschlitten das mühsam aufgeschüttete Erdreich nicht abwetzen. Aber es ist schade, dass der nazarenisch=reine Hügelumriß verschwunden ist. Die Säulen des Monopteros haben sich ganz anders davon abgehoben als jetzt, wo ihre Füße im Gestrüpp verstrickt sind".13
Auch der Kunsthistoriker Franz Hallbaum (1893-1939), der das Wirken Friedrich Ludwig von Sckells als Gartenkünstler und dessen Beitrag zur Einführung des Landschaftsgartens in Deutschland erstmals eingehend erforscht hatte, kritisierte 1927 die Bepflanzung, indem er dem vollständigen Zitat Wölfflins hinzufügte: "Dem Stilempfinden der Entstehungszeit zuwiderlaufend hat man neuerdings die Hügelabhänge mit niedrigem Gebüsch besetzt, worüber man im Hinblick auf die malerische Wirkung geteilter Meinung sein kann".14
Gärtendirektor Heinrich Schall (1871-1942) ließ jedoch erst ein Jahr vor seiner Pensionierung in den offenbar überhandnehmenden Gehölzbestand eingreifen, wie aus dem Bericht der Verwaltung des Englischen Gartens über das Haushaltsjahr 1935 hervorgeht: "Am Monopteros[,] dessen Architektur stark zugewachsen war, wurde durch Auslichten und Umgruppieren der Sträucher[-]gruppen eine günstigere Bildwirkung erzielt".15 Der Auslöser für diese Maßnahme war wohl vor allem die gewünschte Verbesserung der Ansicht des Monopteros vom "Haus der Deutschen Kunst" aus, das am 18. Juli 1937 durch Adolf Hitler eröffnet wurde.
Die weitere Entwicklung bis 2010
Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb die Situation grundsätzlich unverändert. In den 1960er-Jahren wurde fast der gesamte Monopteros-Hügel von einer auffallend dichten und nur wenig differenzierten Strauchdecke überzogen.
Gärtendirektor Christian Bauer (1903-1978) stellte 1964 fest: "Störend wirkt der strauchartige Bewuchs der Hänge. Die Grundplatte des Tempels sollte von weitem frei sichtbar und der Hügel nur leicht bepflanzt sein. Ein unbewachsener und so stadtnaher Hügel würde aber im Winter zum Rodeln verleiten und eine Zerstörung der Rasenfläche zur Folge haben. Zur Sicherung des Hanges sieht sich die Gartenverwaltung gezwungen, die Hänge dicht zu bepflanzen".16
Die im Winter 1971/72 vorgenommene Beseitigung fast aller Sträucher führte zu einem annähernd historisch authentischen Erscheinungsbild, das aber aufgrund der nutzungsbedingt einsetzenden Erosion nur kurzzeitig Bestand hatte.
Selbst 1989, im 200. Gründungsjahr des Englischen Gartens, konnte lediglich festgestellt werden: "Der Hügel war ursprünglich auf der Stadtseite nicht bepflanzt, wodurch das Gebäude [Monopteros] besser zur Wirkung kam als heute".17 Der Ansturm der Gartenbesucher und ihre zeitgemäßen Nutzungsansprüche, insbesondere auch jene der Mountainbiker, erforderten weiterhin eine absolut dichte Bepflanzung mit dornigem Gebüsch und einem darin eingefügten stabilen Metallzaun, um den künstlich angelegten Hügel wirksam gegen Bodenabtrag zu sichern. Charakteristisch für die Jahrtausendwende war die ausgedehnte "Halskrause" aus Strauchwerk, die den oberen Teil des Hügels einnahm.18
In Vorbereitung des 250. Geburtstags von Friedrich Ludwig von Sckell im Jahr 2000 rückte die schrittweise Wiedergewinnung der originären räumlich-visuellen Struktur des Englischen Gartens zunehmend in den Fokus der gartendenkmalpflegerischen Arbeit. Deshalb wurden Ende der 1990er-Jahre auch mehrere Bodenwellen im Umfeld des Monopteros-Hügels behutsam von dem nach 1920 gepflanzten, mangels gezielter Pflege immer stärker ausufernden Gebüsch befreit und dadurch wieder als relevante Gestaltungselemente sichtbar gemacht, ungeachtet dessen, dass sie nicht auf Friedrich Ludwig von Sckell sondern auf Carl August Sckell zurückgehen.19
Die Restaurierung 2011-2016
2011 traf die Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen nach gründlicher Vorbereitung durch die zuständige Gärtenabteilung schließlich die Entscheidung, versuchsweise einen engbegrenzten Bereich auf der Nordseite des eigentlichen Monopteros-Hügels von Gehölzen freizustellen und anschließend mit Rasen zu begrünen. Diese Restaurierungsmaßnahme implizierte das Herantasten an eine sinnvolle und auch methodisch vertretbare Lösung, denn der nach wie vor als notwendig erachtete Schutz der Hänge gegen Nutzungs- und Erosionsschäden konnte nur durch die Anwendung eines modernen technischen Hilfsmittels garantiert werden. Die Wahl fiel dabei auf die handelsüblichen und vielfach bewährten Kunststoffmatten LOGIS-Protect-GRIP Strong. Ende Oktober 2011 wurden diese Matten aus Polyethylen (HDPE) im ersten Bauabschnitt eingebracht; im Juni 2012 folgte der gegen den Uhrzeigersinn angrenzende zweite Abschnitt. Eine zweijährige Beobachtungsphase ergab ein positives Fazit, sodass gewagt werden konnte, auch die repräsentative und weithin sichtbare Stadtseite des Hügels umzuwandeln: In drei Bauabschnitten wurden dort von 2014 bis 2016 jeweils im Februar die vorhandenen Sträucher gerodet und im unmittelbar darauffolgenden Frühjahr die Matten eingebaut.
In allen fünf Bauabschnitten war aufgrund der bis zu 65 Prozent steilen Hänge nur Handarbeit möglich: Die Gehölze wurden mit Hilfe von Seilwinde, Spaten, Hacke und Krail gerodet. Die anschließenden Arbeitsschritte bestanden im Herstellen des Grobplanums, Aufbringen von Komposterde und Herstellen des Feinplanums, wobei größere Unebenheiten nicht ausgeglichen, sondern als "Narben" früherer Eingriffe belassen wurden. Anfängliche Versuche den Rasen anzusäen, scheiterten, weil die "nackten" Kunststoffmatten immer wieder Parkbesuchern als Rutschbahnen dienten und sich der Rasen dadurch nicht entwickeln konnte. Deshalb wurde letztlich die gesamte Begrünung mit Rollrasen vorgenommen, wobei die 60 Zentimeter breiten Rasenbahnen mit Holznägeln befestigt werden mussten. Anschließend wurden die 2 Meter breiten und entsprechend zugeschnittenen Kunststoffmatten ausgelegt und an eigens dafür hergestellten und bündig eingeschlagenen Fichtenholzpflöcken angeschraubt. Rollrasen und Matten wurden stets in einem Zug eingebaut, um von Anfang an Beschädigungen durch Parkbesucher vorzubeugen. Erschwerend kam hinzu, dass auf den ausgelegten Kunststoffmatten aufgrund ihrer Glätte temporär Querlatten als Steighilfen anzubringen waren, um bei der Arbeit Halt und Sicherheit zu gewährleisten. Alle Arbeiten wurden durch einen aus sieben bis neun Personen bestehenden Trupp vom Regiebetrieb der Verwaltung des Englischen Gartens ausgeführt.20
Insgesamt waren im Rahmen dieser Maßnahme etwa 750 Quadratmeter Hangfläche zu bearbeiten. Die Gesamtkosten für Kunststoffmatten, Rollrasen und sonstiges Material beliefen sich auf rund 20.000 Euro.
Als optimale Pflege der Hänge hat sich inzwischen die Behandlung als Langgraswiesen mit zwei Mahden pro Jahr bewährt, und zwar mit einem relativ späten Schnitt Ende Juli sowie einem Säuberungsschnitt im Herbst. Zum Einsatz kommt dabei ein ferngesteuerter Böschungsmäher "Spider" ILD 02 der Verwaltung des Englischen Gartens, dessen Seilwinde am Begrenzungsgeländer der Plateaufläche des Monopteros-Hügels verankert wird. Beim Sommerschnitt sind direkt nacheinander zwei Mähdurchgänge notwendig, um das Gras zunächst etwa um die Hälfte einzukürzen und danach den verbliebenen Teil auf die übliche Höhe abzumähen. Trotz des Mehraufwandes hat der späte Schnitt den Vorteil, dass die Besucher erfahrungsgemäß vom Betreten der Langgraswiesen in dieser speziellen Lage abgehalten werden. Nach jedem Mähgang wird das Schnittgut manuell entfernt. Jährlich erhalten die Wiesen zu Beginn der Vegetationsperiode eine Gabe Rasenlangzeitdünger Compo Floranid. Historische Fotodokumente belegen im Übrigen, dass die Hänge des Monopteros-Hügels vor ihrer flächendeckenden Bepflanzung mit Sträuchern ebenfalls als Langgraswiesen genutzt wurden.
Im Oktober 2014 begann in Verantwortung der Bauabteilung der Bayerischen Schlösserverwaltung die Generalsanierung des Monopteros; am 29. September 2016 stellte Markus Söder als damaliger bayerischer Staatsminister der Finanzen das mit einem monetären Aufwand von 830.000 Euro restaurierte Bauwerk der Öffentlichkeit vor.²¹ Von herausragender Bedeutung für die Gesamtwirkung dieses Wahrzeichens des Englischen Gartens ist seither auch der seinem ursprünglichen Erscheinungsbild prinzipiell wieder angenäherte Hügel. Diese Tatsache ist umso bemerkenswerter, da der Monopteros-Hügel fast 100 Jahre lang ein prominentes Beispiel für die negativen Auswirkungen von Besucherdruck und Besucherverhalten auf die originäre Gestaltungskonzeption einer historischen Gartenanlage darstellte.
Literatur
Anmerkungen
1Zitiert nach Rose, Hans: Eine unveröffentlichte Denkschrift Friedrich Ludwig von Sckells über den Englischen Garten in München, in: Münchner Jahrbuch der Bildenden Kunst, Neue Folge, Bd. 8, München 1931, S. 172-188, hier S. 183.
2 Sckell, Friedrich Ludwig von: Beiträge zur bildenden Gartenkunst, 1. Auflage, München 1818, S. 94, Fußnote.
3 Grundlegende Darstellung der Monopteroi bei Weibezahn, Ingrid: Geschichte und Funktion des Monopteros'. Untersuchungen zu einem Gebäudetyp des Spätbarock und des Klassizismus, Hildesheim und New York 1975; darin zum Monopteros im Englischen Garten München: Teil II. (Katalog), S. 59-63.
4 Die Chronologie der Ausführung wird hier erstmals detailliert anhand der originalen Verwaltungsvorgänge aus dem Akt 336/2 "Engl. Garten, Errichtung des Monopteros (Tempel) und des Hügels 1831-1993" (heute: Akt 7-B200.5, Zentralregistratur der Bayerischen Schlösserverwaltung München) dargelegt. Daraus stammen, wenn nicht anders vermerkt, alle Angaben und Zitate in diesem Abschnitt.
5 Zitiert nach Sckell, Otto: Familien Sckell und Anverwandte III, Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Signatur: Personalselekt, Cart. 396, Typoskript, Weimar 1935, S. 115f.
6 Sckell, (Carl August): Munich, July, 1833, Foreign Notices - Germany, in: The Gardener's Magazine, vol. X, 1834 (April), S. 157f., hier: S. 158.
7 Sckell, (Carl August): Munich, May 30. 1835, Foreign Notices - Germany, in: The Gardener's Magazine, New Series, vol. I, 1835 (September), S. 480f., hier: S. 481.
8 Zimmermann, Wilhelm: Die königlichen Gärten Oberbayerns, bearbeitet und hrsg. von Julius Trip und Heinrich Schall, Deutsche Gärten in Wort und Bild, Bd. 1, Berlin 1903, S. 15f.
9 Hlavac, Christian: Die Wiener Hofgärtnerdynastie Antoine. Ein Beitrag zur Geschichte einer Gärtnerfamilie und zu Gärtnerreisen, in: Die Gartenkunst, 30. Jg. (2018), Heft 2, S. 145-174, hier S. 155.
10 Sckell (wie Anm. 7), S. 481.
11 Münchener Amtsblatt, Nr. 80 vom 27. November 1921, S. 243: Ergänzung des § 87 der ortspolizeilichen Vorschriften vom 18. Februar und 18. August 1911 über den Straßenverkehr und den Verkehr in öffentlichen Anlagen vom 29. September 1921.
12 N. N.: Die Erneuerung des Englischen Gartens, in: General=Anzeiger (Münchner Neueste Nachrichten) vom 25. April 1912.
13 Wölfflin, Heinrich: Die Entartung des Englischen Gartens in München, in: Der Zwiebelfisch, 16. Jg., Nr. 5/6, München 1923/24, S. 116-118, hier S. 117.
14 Hallbaum, Franz: Der Landschaftsgarten. Sein Entstehen und seine Einführung in Deutschland durch Friedrich Ludwig von Sckell 1750-1823, München 1927, S. 217f.
15 Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, SchlV 1553 (Altsignatur der Bayer. Schlösserverwaltung 434/1): "München Engl. Garten Betrieb 1931-1952", hier: "Jahresbericht zum Haushaltsjahr 1935", datiert mit "Juli 1936".
16 Bauer, Christian: Der Englische Garten in München, o. J. (1964), S. 43.
17 Schmid, Elmar et al.: Englischer Garten München. Amtlicher Führer der Bayerischen Schlösserverwaltung, München 1989, S. 64.
18 Siehe hierzu Herzog, Rainer: Der Englische Garten in München. Gestaltung - Nutzung - Pflege, in: Die Gartenkunst, 18. Jg. (2006), Heft 1, S. 181-202, insb. S. 187 sowie Abb. 5.
19 Berber, Inés: Zurück zu den Wurzeln. Der Freistaat holzt im Englischen Garten und im Nymphenburger Park ab - die Originalpläne dienen dabei als Vorbild, in: Süddeutsche Zeitung vom 8. März 2000, Lokal-/Bayernteil.
20 Fachaufsicht: Michael Degle (Gärtenabteilung der Bayerischen Schlösserverwaltung); Leitung der praktischen Realisierung: Stephan Spaniol (Verwaltung des Englischen Gartens München).
21 Pressemitteilungen des Bayerischen Staatsministeriums der Finanzen vom 1. Oktober 2014 bzw. 29. September 2016 und darauf basierende zeitnahe Berichterstattungen in den Münchener Tageszeitungen.