Wasserdurchlässiges Pflaster
Versickern statt versiegeln
Die durchschnittliche Nutzungsdauer der farb- und lichtechten Klinker liegt bei 150 Jahren. Durch ihre dicht gebrannte keramische Oberfläche sind sie überdurchschnittlich widerstandsfähig und unempfindlich gegen Verschmutzung, Abrieb, Temperaturschwankungen, Frost, Schnee, Salze, Säuren, Fette und UV-Einstrahlung. Pflasterklinker können auch als visuelle Bodenindikatoren für barrierefreie Verkehrswege eingesetzt werden.
Sind Pflasterklinkerflächen in der ungebundenen Regelbauweise verlegt, lassen sich verschmutzte oder defekte Klinker leicht reinigen, austauschen oder auch einfach umdrehen. Gebrauchte Pflasterklinker sind wegen ihrer individuellen Optik ein gefragtes Baumaterial. Auch für Bauvorhaben im historischen Umfeld und im Denkmalschutz kommen alte Pflasterklinker zum Einsatz. Müssen Pflasterklinker doch einmal rückgebaut werden, sind sie ein gesuchter Wertstoff für technische Gesteinskörnungen im Straßen-, Wege- und Sportplatzbau oder für Vegetationssubstrat.
Mit dem richtigen Pflasterklinker lässt sich auch etwas für Mikroklima und Umwelt tun: Während Regenwasser durch Asphalt, Betondecken oder fest verfugtes Natursteinpflaster nicht versickern kann, gibt es nachhaltige Alternativen. So hat etwa das Unternehmen Wienerberger seinen Pflasterklinker "Penter Aquata" speziell für wasserdurchlässige Pflasterflächen und damit als Antwort auf die Problematik der zunehmenden Bodenversiegelung entwickelt.
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Fugen mit Splitt
Für eine hohe Versickerung sorgen bei diesem Stein die 6 Millimeter breiten Abstandhalter des Klinkers und die Verlegung mit 7 Millimeter breiten Splittfugen. In der Fläche weist Penter Aquata einen überdurchschnittlichen Fugenanteil von etwa 11 Prozent auf, also ungefähr doppelt so viel wie herkömmliche Pflasterflächen. So gelangt Regenwasser ganz natürlich zurück in den Kreislauf und sorgt an heißen Tagen durch Verdunstung für Abkühlung. Weil auch Starkregen einfach durch die Fugen fließt, ist die Entwässerung unkompliziert. Überschwemmungen durch überlastete Kanalisationen wird vorgebeugt.
Wasserdurchlässige Pflasterflächen bieten sich nicht nur für Einfahrten, Vorplätze und Parkflächen, sondern auch für viele gewerblich genutzte Verkehrsflächen an. Belastungen durch Anfahren, Bremsen und Kurvenfahrten halten sie stand. Die grobe Splitt-Verfüllung sorgt für die notwendige Stabilität der Fläche, passt aber auch optisch besonders gut zum rustikal anmutenden Stein, der in vier verschiedenen Farbtönen von hellem Grau über Anthrazit bis hin zu Rotbraun und klassischem Ziegelrot erhältlich ist.
In Sachen Nachhaltigkeit hat der Penter Aquata ähnliche grundsätzliche Vorteile wie andere Pflasterklinker: Er besteht aus natürlichen Rohstoffen, kommt ohne den Einsatz von Bindemitteln aus, gibt keine Schadstoffe an den Boden ab, ist lange haltbar und kann vollständig recycelt werden. Zudem stammt der Ton für die Pflasterklinkerproduktion aus heimischen Tongruben, sodass lange Transportwege entfallen.
Wie Penter Aquata optisch ansprechend und umweltfreundlich eingesetzt werden kann, zeigen zwei Projekte in Belgien aus der jüngeren Vergangenheit. Im Dorfzentrum von Dudzele sollte auf Verordnung der Stadt Brügge, zu der der Ort gehört, für die Platzgestaltung vor einer Apotheke eine wasserdurchlässige Pflasterung verwendet werden. Zum Platz gehören auch zusätzliche Auto- und Fahrradabstellflächen. Zugleich wurde viel Augenmerk auf eine Gliederung der Bewegungszonen und die Integration von Grün gerichtet.
Zum Einsatz kamen der hellgrau nuancierte Pflasterklinker Aquata Lotis und der braunrot nuancierte Aquata Doris. Mit seiner Farbvarianz erfüllt der neue Bodenbelag auch die zweite wichtige Funktion: Auto- und Fußgängerverkehr werden in dieser "Mixed Zone" optisch getrennt und lassen ein sicheres Leitsystem entstehen.
Grünraum schützen
Wie Nutzungsanforderungen des Menschen mit Fragen des Naturschutzes einhergehen können, stellt immer wieder eine Herausforderung dar. Aufgrund der Lage am Rande des Naturschutzgebietes "Het Maldegemveld" in Belgien, galt dies auch in besonderem Maße für die Neugestaltung der Außenflächen eines Bistros: Der Erhalt des offenen Landschaftscharakters und des Baumbestandes hatte absolute Priorität. Durch eine früher stattgefundene Erweiterung der Restaurantfläche lagen die Baumspiegel einiger Bäume bereits über Bodenniveau. Umso wichtiger war es, im Zuge der Restaurierung die Offenheit der Wurzelbereiche sicherzustellen und die befestigten Außenflächen nicht zu versiegeln.
Zum Einsatz kamen maßgefertigte Cortenstahltröge, die die Höhenunterschiede geschickt ausgleichen und dabei die Baumspiegel langfristig schützen. Für die Flächengestaltung mit Penter Aquata sprachen neben dessen Versickerungsfähigkeit auch seine flexiblen Verlegemöglichkeiten, mit denen sich geschwungene Beeteinfassungen umsetzen ließen. Auch eine Treppenstufe aus Klinkern wurde zum Ausgleich der Höhenunterschiede realisiert. Der Bauherr entschied sich für den braunrot nuancierten Aquata Doris – zum einen wegen seiner natürlich warmen Optik, zum anderen weil die Farbe am besten zu den Außenschreinereien des Restaurants passt. Entstanden ist ein ansprechender Aufenthaltsort, der sich harmonisch in die Natur einfügt und die bestehende Vegetation sowie Fragen des Wassermanagements berücksichtigt.
Beide Objekte zeigen, dass mit wasserdurchlässigen Pflasterflächen ästhetische, funktionale und langlebige Flächen entstehen können, die gleichzeitig nicht zu stark in das vorhandene Mikroklima eingreifen. Auch für den Einsatz in Deutschland könnten die Projekte beispielgebend sein, denn in etlichen Bereichen bietet der verwendete Klinker eine ökologische Alternative zur Flächenversiegelung und steht im Einklang mit den verschiedenen Vorgaben und Gesetzen, die eine möglichst naturnahe Regenwasserbewirtschaftung anstreben.
Arbeitskreis Pflasterklinker/Wienerberger
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