Zehn Jahre GartenForum Glienicke

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Schlösser Gartendenkmäler
Schloss und Park Glienicke mit Glienicker Brücke, rechts Park Babelsberg. Foto: Jürgen Hohmuth 18.08.2007, SPSG

Im Interesse der Erhaltung des reichen, aber bedrohten gartenhistorischen Erbes der Region Berlin-Brandenburg und der Entwicklung vertiefter wissenschaftlicher Methodik und gärtnerischer Fähigkeiten in der Gartendenkmalpflege besteht ein dringender Bedarf an Erfahrungsaustausch und Fortbildung.

Diese zentrale Aufgabe der "Glienicker Erklärung" wurde vor zehn Jahren, am 4. September 2004 anlässlich der Fachtagung "Gartenkunst und Gartendenkmale" des Brandenburgischen Landesamts für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseums (BLDAM) sowie der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) unter Mitwirkung des Landesdenkmalamts Berlin (LDA Berlin), des Brandenburgischen Landeshauptarchivs und der Sozialpädagogischen Fortbildungsstätte Jagdschloss Glienicke formuliert.

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Schloss Klein Glienicke mit Löwenfontäne. Abb.: Valentin Ruths um 1850, SPSG
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Lossprechung des Eduard Friedrich Wilhelm Blanc nach drei Lehrjahren der Gartenkunst in Monbijou von 1825- 1828, 01.10.1828, durch Johann Joseph Janniche“, einer letzten aufwendig verzierten Lehrbriefe. Im Hofgärtner Museum Glienicke (Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten e. V.) Foto: Heike Rohde-Siebel 2014
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Der Kaisertondo des späten 12. Jahrhunderts als kostbarstes Relief an den Kreuzwandwänden des um 1850 nach Plänen von Ferdinand von Arnims errichteten Glienicker Klosterhofes. Das Original wurde nach Dumbarton Oaks in Washington D.C. zur Dekoration des Landhauses verkauft, der Abguss wurde in den 1980-er Jahren von den Freunden gefördert. Foto: Heike Rohde-Siebel 2014

Die drei Institutionen SPSG, BLDAM und LDA Berlin verpflichteten sich damit, bei allseits knappen Finanzmitteln ihre Ressourcen zu bündeln und "in dem Forum für Gartenkunst, Gartengeschichte und Gartendenkmalpflege" zusammenzuarbeiten. "Dieses Forum soll sowohl der theoretischen wie praktischen Fortbildung dienen als auch das Interesse der breiten Öffentlichkeit an Gartenfragen wecken und befriedigen."

Schon vor 30 Jahren begann die Idee zu reifen, im Schloss Glienicke ein Garteninstitut einzurichten, an jenem Ort, wo sich inzwischen auch ein HofgärtnerMuseum befindet. Das Schloss Glienicke liegt eingebettet in dem von Lenné gestalteten Pleasureground, umgeben von den Glienicker Parkanlagen mit Sichten zum gegenüber liegenden Park Babelsberg an der geschichtsträchtigen Glienicker Brücke nach Potsdam.

Vom prinzlichen Schloss Glienicke zum Schlossmuseum

Der Ort für das GartenForum konnte kaum besser gewählt sein. Es liegt inmitten der im 19. Jahrhundert geformten, einmaligen Potsdam-Berliner Kulturlandschaft, die seit 1990 als "Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin" zum UNESCO-Welterbe erklärt worden ist.

Schon seit 1810 ließ Karl August von Hardenberg, Staatskanzler von Preußen, das Schloss Glienicke von Karl Friedrich Schinkel ausbauen. 1814 in den Fürstenstand erhoben beauftragte Hardenberg zwei Jahre später den 27-jährigen Peter Joseph Lenné mit einem ersten Privatauftrag in Preußen, die Gestaltung des Glienicker Pleasuregrounds. 1822 besuchte John Adey Repton, Sohn Humphry Reptons, dem Heros des englischen Landschaftsgartens, mit Fürst Hermann von Pückler, der Schwiegersohn Hardenbergs, für eine Woche Glienicke. Später sollte Repton für eine Kundin den sogenannten "Hardenberg-Basket" entwerfen, ein Rosenbeet in einem hölzernen Korb inmitten eines runden Blühpflanzenbeets.

Im März 1824 erwarb Prinz Carl von Preußen die Anlage im Alter von 22 Jahren und ließ das Ensemble beinahe über 60 Jahre hindurch mit großem eigenen Engagement ausgestalten und erweitern. Schon bald sollte Lenné den Park mit seinen Waldstücken, Wiesen, Wildbächen und Seen anlegen. Unter dem Eindruck einer Italienreise ließ Carl die vorhandenen Gebäude 1824-1827 von Schinkel ausgestalten. Zuerst wurde das alte Billardhaus am Havelufer zu einem auf den Seeblick orientierten Casino ausgebaut. 1825-1827 folgte die Umgestaltung des Gutshauses zu einer klassizistischen Villa im Geiste der Villa suburbana. An italienische Gärten erinnert der zwischen den Schlossflügeln gelegene Hof mit seinen berankten Laubengängen, antiken Skulpturenfragmenten und exotischen Kübelpflanzen. Neben Schinkel führten Ludwig Persius und Ferdinand von Arnim die Bauten aus. Der Schlosskomplex mit Löwenfontäne und Stibadium, das Hofgärtner- und Maschinenhaus, Casino und Klosterhof wurde in Verbindung mit den kunstvoll modellierten Gartenbereichen und weitläufigen Parkanlagen entlang des Uferweges an der Havel bis zur Pfaueninsel und Anbindung zum Böttcherberg gegenüber der Berliner Chaussee zu einer abwechslungsreichen Parklandschaft.

Bereits zu Lebzeiten des Prinzen wuchsen Gehölzpartien und einige Sichten zu, so dass Prinz Carl seinen Erben jährlich 30.000 Mark für die Parkpflege in seinem Testament auferlegt hatte. Doch ohne Erfolg.

Nach dem Sturz der Monarchie veränderten sich Zuständigkeiten und Zustände der Glienicker Parkanlagen. Am 01.04.1927 wurde die Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten in Preußen gebildet, welche unter anderem die benachbarte Pfaueninsel übernahm.

Der Schlossbereich blieb zwar zunächst noch im Eigentum des Enkels Prinz Friedrich Leopold, doch dieser siedelte mit zahlreichen Kunstwerken des Carl´schen Erbes in die Villa Favorita im schweizerischen Lugano über. Die Parkteile wurden allmählich veräußert. So fiel der Böttcherberg mit der attraktiven Loggia Alexandra an den preußischen Staat. 1934 erwarb die Stadt Berlin die Glienicker Anlagen mit Ausnahme des Schlosses und des Pleasuregrounds. Zurzeit des Nationalsozialismus erhielt der Park Glienicke den missverständlichen Namen "Volkspark" und wurde teilweise ohne denkmalpflegerische Beachtung funktional ausgebaut. Wege wurden asphaltiert, der Jägerhof für den damaligen Staatskommissar Julius Lippert erweitert und sämtliche historische Holzarchitekturen bis auf die "Einsiedelei" beseitigt, die Knüppelholzbrücken durch moderne Kantholz-Konstruktionen ersetzt. Auch das Schloss, in dem noch Prinz Friedrich Leopold jun. (1895-1959) wohnte, wurde 1939 von Berlin erworben. Die Orangerie und die Hälfte der Gewächshäuser am Pleasureground wurden abgerissen. 1940 wurde der Garten durch den Ausbau der Reichsstraße 1 mehr als zehn Meter überbaut und der Erdaushub bedenkenlos in den Pleasureground verkippt. Zu Kriegszeiten wurde das Casino an der Havel zur Ruine, das Schloss diente zunächst als Lazarett, dann als Pferdestall.

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Die Jahresprogramme des GartenForums Glienicke. Foto: Christa Hoffmann
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Führung von Dr. Klaus von Krosigk zum 125-jährigen Jubiläum der DGGL im Pleasureground von Schloss Klein-Glienicke. Foto: Michael Rohde 05.05.2012
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Prof. Dr. Michael Seiler und Prof. Dr. Dieter Hennebo auf der Pfaueninsel anlässlich der Tagung „Gartenkunst und Gartendenkmale“ zur Gründung des GartenForums Glienicke. Foto: Dietger Hagner, Sept. 2004
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Die zur Pfaueninsel gehörenden Anlagen um Nikolskoe werden nach 1945 von den Berliner Forsten verwaltet. Der Kernbereich, der rund 74 Hektar umfassende Glienicker Park, gehört in die Betreuung des Grünflächenamtes Zehlendorf. Ihre Gartendirektoren - wie Clausnitzer in den 50er Jahren - bis hin zu den heutigen Verantwortlichen des Steglitz-Zehlendorfer Bezirks haben sich trotz geringer Mittel weiter um die Bewahrung des Parks Glienicke bemüht.

Ein erster Schritt zur Wiedergewinnung früheren Glanzes war die Wiederherstellung des Schlosses in den Jahren 1950-52 und die gleichzeitige Ausweisung des Parks als Landschaftsschutzgebiet. 1963 folgte die Rekonstruktion des Casinos. Drei Jahre später wurden die Bauten des Pleasuregrounds in die Obhut der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Berlin gestellt, so dass sich Martin Sperlich 1969, gleich nach Antritt als neuer Direktor der Schlösserverwaltung, für die Wiederherstellung dieses Kernbereichs der Glienicker Anlagen einsetzte.

1978 wurde erstmals in West-Deutschland ein Referat für Gartendenkmalpflege unter der Leitung von Heinz Wiegand beim Berliner Senator für Bau- und Wohnungswesen eingerichtet, das spätere Landesdenkmalamt. Damals begannen die ersten wissenschaftlichen Untersuchungen im Park Glienicke. Schon ein Jahr später folgten unter der Leitung von Klaus von Krosigk die über zehn Jahre andauernden, umfassenden gartendenkmalpflegerischen Wiederherstellungen. Diese erfreuten sich aufgrund der sorgfältigen Ausgrabung durch Michael Seiler in Annäherung an den Idealzustand zur Mitte des 19. Jahrhunderts, auch wegen ihrer ganz grundsätzlichen gartendenkmalfachlichen Bedeutung schon bald nationaler und internationaler Beachtung und Anerkennung. Ein wichtiger Impuls erbrachten die 1977 begonnenen Vorarbeiten zum "Schinkeljahr 1981" anlässlich des 200. Geburtstages des großen Architekten. Damit konnte neben der Baukunst auch die Gartenkunst wieder in den Fokus des öffentlichen Interesses gerückt werden, so dass ein Jahr später das gesamte Parkareal von Glienicke unter Denkmalschutz gestellt wurde. In dieser Zeit entwickelte Martin Sperlich die Vision, im Schloss Glienicke, damals noch als Heimvolkshochschule genutzt, ein Institut für Gartengeschichte und Gartendenkmalpflege einzurichten.

Der lange Weg bis zur Gründung des GartenForums

Vor 30 Jahren, im November 1984, legte Martin Sperlich unter Mitarbeit von Michael Seiler ein richtungweisendes "Nutzungskonzept für Schloss Klein-Glienicke" vor. Sperlich sah die Vorteile des Standorts Berlin: "Die Bücherei des Deutschen Gartenbaus und die gartenhistorischen Bestände der Kunstbibliothek haben zusammen mehr Bestände als Dumbarton Oaks." Glienicke sollte ein Tagungsort für Symposien und Seminare werden, "durch Vorträge, Führungen, Ausstellungen die Gartenkunst volksbildnerisch ausbreiten", ja sogar "Fellows und Studenten" einen zeitweiligen Arbeitsaufenthalt bieten können.

Es solle hier, so Sperlich, kein zweites Dumbarton Oaks entstehen. Jenes Dumbarton war ein klassizistisches Landhaus in Washington D.C., welches 1920 von dem Diplomaten Robert Woods Bliss (1875-1962) und seiner Frau, der Kunstsammlerin Mildred Barnes Bliss (1875-1969) erworben und von Beatrix Farrand mit wunderschönen, rund vier Hektar großen Gärten ausgestaltet worden ist. 1940 brachten sie ihre bedeutenden Sammlungen und das Haus samt dem zugehörigen Grundstück in eine Stiftung ein und gründeten so die heute weltweit beachtete Dumbarton Oaks Research Library and Collection, die mit mehr als 100.000 Bänden in den Bibliotheken von den Trustees der Harvard University verwaltet wird.

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Expertenkolloquium im GartenForum Glienicke zur Auswirkung des Klimawandels mit Prof. Dr. Hartmut Dorgerloh. Foto: Michael Rohde 03.11.2013
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Hans-Joachim von Buchka, Vorsteher der Familienstiftung Hofgärtner Hermann Sello, anlässlich des Kolloquiums im GartenForum 2011. Foto: Michael Rohde 21.05.2011
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Christa Hoffmann während ihrer letzten Veranstaltung Gartendenkmalpflegeseminar. Foto: Michael Rohde 14.06.2014

Schon 1986 zeichnete sich die Eröffnung von Schloss Glienicke ab. Als sich damals die Freunde der preußischen Schlösser und Gärten e. V. mit dem Bund der Freunde und Förderer Glienickes zusammentaten, war auch die Öffentlichkeit und Politik von der dringend notwendigen Sanierung und künftig musealen Nutzung des Schlosses überzeugt. Gleichzeitig haben die Freunde mit dem Erwerb von Gemälden, Möbeln und Ausstattungsstücken ein Zeichen gesetzt. Und so beschloss der Berliner Senat im gleichen Jahr noch die "Renaissance eines Denkmals von europäischen Rang", wie es Kultursenator Volker Hassemer formulierte.

Gleichzeitig wurde die Gartengeschichte auf breiter Basis erforscht. Drei Beispiele: Klaus von Krosigk gab 1984 die "Gartendenkmalpflege - Der Landschaftsgarten von Klein-Glienicke" bei der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Umwelt heraus. Dieter Hennebo legte 1985 das große Lehrbuch "Die Gartendenkmalpflege" vor, mit Beispielen auch von den Restaurierungen im Park Glienicke. Michael Seiler, damals Oberkustos der Pfaueninsel, schloss 1986 seine Dissertation über "die Entwicklungsgeschichte des Landschaftsgartens Klein-Glienicke 1796-1883" ab.

1987 fand in Berlin die 750-Jahr-Feier statt. Das Schloss wurde als Museum wiedereröffnet. Die Berliner Schlösserverwaltung präsentierte unter ihrem damaligen Direktor Jürgen Julier im Schloss Glienicke erstmals wieder eine groß angelegte Ausstellung über dessen Geschichte und gab einen umfassenden Katalog heraus. Die Freunde trafen sich am 24. Oktober unter ihrem Vorsitzenden Otto von Simson zur jährlichen Mitgliederversammlung im Schloss Glienicke.

Am 20. November des Jubiläums fand zudem ein wichtiges Kolloquium zum Thema der Errichtung eines Instituts für Gartengeschichte und Gartendenkmalpflege im Schloss Glienicke statt. Als Folge legte Dieter Hennebo im Januar 1988 ein entsprechendes Gutachten vor.

Hennebo sah "die Bedeutung, ja Notwendigkeit einer ,zentralen' (das heißt überregional und interdisziplinär tätigen und wirksamen) Institution zur Förderung der gartenhistorischen Forschung [...] und methodischen wie inhaltlichen Fundierung der Gartendenkmalpflege". Diese schließe die "Förderung einer entsprechenden Aus- und Weiterbildung" ein. An den meisten Hochschulen oder Fachhochschulen, an denen Garten- und Landschaftsarchitekten ausgebildet werden, würde "eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Gartengeschichte" fehlen, "das entsprechende Lehrgebiet sei dürftig." Damals habe es "Informations- oder Fortbildungsmöglichkeiten für den ohne Zweifel recht umfangreichen Kreis von Personen, die mit Gartendenkmälern zu tun haben oder an ihnen interessiert sind", kaum gegeben.

Ein Museum für Hofgärtner in Glienicke

Mit dem Schwung der Schlossrestaurierungen in Glienicke erfolgten erste Sammlungen und Forschungen über die preußischen Hofgärtner. 1983 übergab Heinz Lenné in Bonn dem Direktor der Berliner Schlösserverwaltung bereits umfangreiches Material aus dem familiären Nachlass Peter Joseph Lennés zur öffentlichen Präsentation, darunter persönliche Gegenstände, sein Portrait von Carl Joseph Begas, den berühmten Lorbeerkranz und den Potsdamer Ehrenbürgerbrief, die heute im Schloss Glienicke ausgestellt sind. Als die ehrwürdige, 1872 gegründete Familienstiftung Hofgärtner Hermann Sello - nach ersten Kontakten seit 1972 zu Familienangehörigen in der DDR - 1991 wieder einen Familientag in Potsdam ausrichten konnte, festigte sich der Kontakt zu den damaligen Staatlichen Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci. So bemühte sich Gartendirektor Harri Günther mit dessen Vertreter Heinrich Hamann um Übertragung und Archivierung von Nachlässen preußischer Hofgärtner. Kontakte zu Friedrich Wilhelm Weber, dem damaligen Vorsteher der Hermann Sello'schen Familienstiftung, wurden geknüpft und 1992 kam es zu einer ersten Übergabe eines Koffers mit Akten an die Plankammer im Neuen Palais in Sanssouci.

Mit der 1995 erfolgten Gründung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin- Brandenburg (SPSG) und damit der Vereinigung der zuvor getrennten Schlösserverwaltungen in Potsdam und West-Berlin gingen Schloss Glienicke und die dazugehörigen Bauwerke in das Eigentum der SPSG über. So konnte schon ein Jahr später das Schloss Glienicke unter Leitung des Gartendirektors Michael Seiler für eine – bereits auch dauerhaft angelegte – Hofgärtnerausstellung genutzt werden. Erstmals wurden nun Hofgärtnerporträts, Lehrbriefe, Kunstwerke, Archivalien, sachliche Zeugnisse zur Geschichte der Hofgärtner, persönliche Gegenstände aus deren Familienbesitz, Kuriosa, Fotos, Bücher, Lebenserinnerungen präsentiert. Dazu beauftragte Klaus von Krosigk, Gartenbaudirektor des Berliner Landesdenkmalamtes, Clemens Alexander Wimmer, mit der biografischen Aufarbeitung in einem Begleitheft über „die preußischen Hofgärtner“.
Im Jahre 2000 wurde, wie im Staatsvertrag zur SPSG-Gründung von 1995 vorgesehen, der Pleasureground mit den rund sieben Hektar Flächen bis zum Hofgärtnerhaus der SPSG übertragen. Im Jahr 2006 wurde schließlich das „HofgärtnerMuseum Glienicke“ offiziell eröffnet. Inzwischen wurden der SPSG weitere Sammlungsgegenstände als Legat oder Depositum übergeben. Mit der Übergabe des Nachlasses Theodor Nietners (1822–1894) durch Hannah Nietner kamen die Möbel der historistischen Einrichtung
einer Hofgärtnerwohnung nach Glienicke. Durch eine Schenkung Wolfgang Schulte-Steinbergs erhielt die SPSG Porträtgemälde der beiden Hofgärtner Joachim Arndt (1691–1771) und Friedrich Zacharias Saltzmann (1731–1801). Kürzlich ist der SPSG von Marianne Fintelmann aus Thüringen ein weiterer Nachlass übergeben worden. Darüber hinaus konnten weitere Nachlässe, oder Teile daraus, unter anderem aus dem Besitz des Hofgärtners Max Hoppe (1854–1906) und der Familie Jancke, erworben werden. Private Leihgaben von den Nachfahren der Hofgärtnerfamilien Fintelmann, Steiner, Lenné, Sello vervollständigen das Bild. Hinzu kommen die in den Graphischen Sammlungen/Plankammer verwahrten Pläne, bildliche Darstellungen und Dokumente zu ihren Gärten, sowie weitere für die Dokumentation der Geschichte der Parklandschaft relevante Objekte.

Das Archiv der SPSG, darunter auch jenes der „Familienstiftung Hofgärtner Hermann Sello“ wird 2017 in dem neu errichteten Wissenschafts- und Restaurierungszentrum (WRZ) der SPSG seinen endgültigen Standort finden. Damit werden der Archivinhalt und seine Neuzugänge archivfachlich gelagert, systematisch erfasst und in einem Findbuch erschlossen. Das Findbuch wird auf den Internetseiten des Archivs der SPSG online zur Verfügung stehen, aber auch gedruckt als Buch. 10 Jahre GartenForum Glienicke Das GartenForum Glienicke hat sich trotz geringer finanzieller Mittel etabliert. Das ist ohne Zweifel das Verdienst von Christa Hoffmann, welche die Geschäfte ehrenamtlich über zehn Jahre hindurch führte. Hoffmann hatte in ihrer Tätigkeit als Seminarleiterin der Sozialpädagogischen Fortbildungsstätte Schloss Glienicke seit 1989 bis zu ihrer Pensionierung 2005 aus persönlicher Initiative mit außerordentlichem Erfolg alljährlich dort Seminare zur Gartendenkmalpflege organisiert und geleitet, die von Gärtnern und Garteninteressierten aus Berlin und dem Umland von Sachsen bis Mecklenburg zahlreich besucht wurden. Diese Seminare hat sie im Rahmen des Gartenforums mit großem Erfolg weitergeführt.
„Das GartenForum Glienicke […] ist in Fachkreisen bekannt geworden“, so Hoffmann. Inzwischen konnten sogar Referenten „aus Frankreich, Österreich, Polen und Tschechien“ gewonnen werden. Mit relativ hoher Besucherfrequenz führt das Garten-Forum pro Jahr etwa 15 bis 20 national und international relevante Veranstaltungen durch, jährlich mit 600 bis knapp 1000 Fachinteressierten. Das Spektrum der Veranstaltungen im GartenForum hat sich kontinuierlich erweitert. Die regelmäßigen Fortbildungen wie die Dendrologentagung oder die Weiterbildungsseminare zur Gartendenkmalpflege werden überregional ebenso gut angenommen wie die Fachveranstaltungen zum Pflanzenschutz, die nach der EU-Vorschrift ab 2013 als Pflicht zur Fortbildung gelten.

Außerdem werden neue Dissertationen oder Fachbücher vorgestellt oder zu aktuellen Themen referiert, zum Beispiel zur Pflanzenverwendung, Gehölzpflege oder zur Arbeitsweise einzelner Gartenkünstler. In den Veranstaltungen begegnen sich Gärtner, Landschaftsarchitekten, Fachleute angrenzender Arbeitsgebiete, Wissenschaftler und Studenten zu Diskussionen und zum Erfahrungsaustausch über die angebotenen Themen. Oftmals werden zusätzlich Exkursionen angeboten. Das GartenForum führt auch Forschungstage für Studierende durch, indem Vertreter von Hochschulinstituten ihre Lehr- und Forschungsgebiete vorstellen und Studierende ihre Masterarbeiten präsentieren. Zunehmend finden im GartenForum Expertenkolloquien statt. Zur Vorbereitung der von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten internationalen Fachtagung „Historische Gärten im Klimawandel“ diskutierten kürzlich Kultur- und Geschichtswissenschaftler, Denkmalpfleger und Naturwissenschaftler mit Vertretern der SPSG über die Gefährdungen durch die Folgen des Klimawandels für die historischen Gärten, um erste längerfristig wirksame Handlungsstrategien entwickeln zu können (siehe auch Rezension S. 57).

Große Beachtung finden auch Fachtagungen,so 2008 die dreitägige, gemeinsame Frühjahrstagung der Theodor Fontane Gesellschaft und der SPSG „Landschaftsbilder – Fontane und die Gartenkunst“, publiziert
in: Die Gartenkunst 1/2009. Das am 21. Mai 2011 durchgeführte Kolloquium mit den Kooperationspartnern, Leih- und Nachlassgebern hat ergeben, dass Glienicke mit dem GartenForum und dem Hofgärtner- Museum über ein Alleinstellungsmerkmal im Gefüge national (zum Beispiel Benrath, Dyck, Fantaisie) und international vergleichbarer Forschungseinrichtungen verfügt, „mit einer reicheren historischen Gartenkultur in seinem Umfeld sowie mit dem einzigartigen Hofgärtnermuseum und den dazugehörigen Nachlässen aufwarten
kann“, wie Hubertus Fischer es gewertet hat. Und Hans-Joachim von Buchka, Vorsteher der Familienstiftung Hofgärtner Hermann Sello sieht neben der Bedeutung des Hofgärtnerarchivs und des Hofgärtnermuseums
„zur Dokumentation und Präsentation dessen, was Gartenkunst, Gartentradition, Gartendenkmalpflege und Hofgärtnertum darstellen und wie sie fortwirken“ auch die Notwendigkeit des GartenForums, „in dem ein lebhafter Austausch von Praktikern, Gartenhistorikern, -denkmalpflegern und -archäologen, Garten- und Gartenkunstinteressierten stattfinden kann.“

Das GartenForum Glienicke begann vor zehn Jahren mit der schon erwähnten Fachtagung „Gartenkunst und Gartendenkmale“, als sich Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor der SPSG, Detlef Karg, damaliger
Landeskonservator und Direktor des BLDAM und Initiator der Tagung, sowie Jörg Haspel, Landeskonservator Berlins, zur „Glienicker Erklärung“ verabredeten und verpflichteten. Detlef Karg führte damals, 2004 in die Tagung ein: „Was in der Gartendenkmalpflege nicht nur erforderlich, sondern auch möglich ist, ist die
immer wieder in Rede stehende fehlende Plattform, ist eine Sozietät, die den Wissens-
und Erfahrungsaustausch zu ihrem ureigensten Ziel erklärt, die koordiniert, bündelt und durch Veranstaltungen eine breite Öffentlichkeit erreicht, sich aber ebenso der Weiterbildung verschreibt, ob in der praktischen Gartendenkmalpflege, zur Methodik aber auch zur Geschichte der Gartenkunst.“


Kurz vor Ihrem Ausscheiden nach zehnjähriger Tätigkeit betonte Christa Hoffmann als hochverdiente Geschäftsführerin des GartenForums: „Ich wünsche mir, dass das Pflänzchen GartenForum Glienicke weiterhin
wächst und gedeiht.“ Aus gutem Grund, denn mit einem Ehrenamt wird das Garten- Forum künftig nicht mehr zu führen sein. Wir sind hoffnungsvoll, denn wie schon in den 80er Jahren zur Schlossrestaurierung sind es wieder die Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten, die eine Anschubhilfe zur Bewältigung der gesteigerten Aufgaben im kommenden Jahr leisten.

LITERATUR

Johannes Sievers, Bauten für den Prinzen Carl von Preußen, Schinkel Lebenswerk, Berlin 1942.
Klaus Konrad Weber, Die „belebende Idee“ des Glienicker Parkes, in: Jahrbuch für brandenburgische Landesgeschichte XV, Berlin 1964, S. 50–59.

Martin Sperlich, Michael Seiler: Schloss und Park Glienicke (Zehlendorfer Chronik 2/77), Berlin: o. V., 1977, erw. Auflage 1987.

Michael Seiler, Neue Untersuchungen zur ursprünglichen Gestaltung und zur Wiederherstellung des Pleasuregrounds von Klein-Glienicke, in: Festschrift für Martin Sperlich, Tübingen 1980, S.107–129.

Rothkirch, Gräfin Malve, Prinz Carl von Preußen, Kenner und Beschützer des Schönen, 1801–1883, Osnabrück 1981. Der Landschaftsgarten von Klein-Glienicke. Gartendenkmalpflege Heft 1, Hrsg.: Der Senator für Stadtentwicklung und Umweltschutz, Text Klaus von Krosigk, Berlin 1984.

Berlin durch die Blume oder Kraut und Rüben – Gartenkunst in Berlin-Brandenburg, hrsg. im Auftrag
des Senators für Stadtentwicklung und Umweltschutz von Marie-Louise Plessen, Berlin 1985.

Michael Seiler: Die Entwicklungsgeschichte des Landschaftsgartens Klein-Glienicke 1796–1883, Dissertation Hamburg 1986.
Schloss Glienicke. Bewohner Künstler Parklandschaft, Ausstellungskatalog VdSSG, Schloss Glienicke, Berlin 1987.

Dieter Hennebo, Ergänzte Stellungnahme zur Einrichtung eines „Institutes für Gartengeschichte und Gartendenkmalpflege“ in Berlin, unveröffentlichtes Manuskript, 15 Seiten, 29.10.1988.

Heinz Wiegand: Glienicke. Die Geschichte eines landschaftlichen Parkes im 20. Jahrhundert, in: Peter Joseph Lenné – Volkspark und Arkadien. Hrsg. i. A. der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz von Florian von Buttlar, Berlin 1989, S. 138–155.

Klaus von Krosigk: Die gartendenkmalpflegerische Wiederherstellung Glienickes, in: Peter Joseph Lenné – Volkspark und Arkadien. Hrsg. i. A. der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz von Florian von Buttlar, Berlin 1989, S. 156–165.

Die Preußischen Hofgärtner, Hrsg.: SPSG, Texte Clemens Alexander Wimmer, Berlin 1996.
Preußisch Grün. Hofgärtner in Brandenburg-Preußen, hrsg. von der Generaldirektion der SPSG, Michael Seiler (Gesamtleitung), Ausstellungskatalog, Schloss Glienicke Berlin, SPSG, Potsdam 2004.

Gartenkunst und Gartendenkmale. Zur aktuellen Situation der Gartendenkmalpflege im Land Brandenburg. Publikation zur [gleichnamigen] Fachtagung des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseums und der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, unter Mitwirkung des Brandenburgischen Landeshauptarchivs und der Sozialpädagogischen Fortbildungsstätte Jagdschloss Glienicke am 3./4. September 2004 im Schloss Glienicke (als: Denkmalpflege in Berlin und Brandenburg. Arbeitshefte, 2/2004), Petersberg 2004.

Michael Rohde und Heiner Krellig, Das Hofgärtner- Museum Glienicke. Ein gartenhistorisches Museum inmitten der Potsdam-Berliner Parklandschaft, in: Jahrbuch der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin Brandenburg, Band 6, 2004, Preußische Gärten in Geschichte und Denkmalpflege, Herausgegeben im Auftrag des Stiftungsrates vom Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Akademie Verlag Berlin 2006, 249–263.

Christa Hoffmann (Red.). HofgärtnerMuseum und GartenForum Glienicke im Schloss Glienicke. Bericht des Kolloquiums vom 21.05.2011 im GartenForum Glienicke.

Fördern Bewahren Verbinden. 30 Jahre Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten e. V., Hrsg: Freunde, Gestaltung – Lektorat – Herstellung: Reschke, Steffens & Kruse, Berlin/Köln 2013.

Prof. Dr. Michael Rohde
Autor

Gartendirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

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