Gartendenkmalpflege

Zum Tode von Günther Thimm (1931-2020)

Persönliches Gartendenkmalpflege
Günther Thimm 2011 auf der Tagung "Gartendenkmalpflege in Thüringen". Foto: Streitberger TLDA

Mit Bestürzung haben wir erfahren, dass am Mittwoch, dem 12. August, Günther Thimm, der Nestor der modernen Gartendenkmalpflege in Thüringen, im Alter von 88 Jahren verstorben ist. Thimm hat sich in außerordentlich engagierter Weise um den Erhalt der historischen Garten- und Parkanlagen in Thüringen verdient gemacht. Er hat die wissenschaftlichen Grundlagen der modernen Gartendenkmalpflege mit entwickelt.

Wie Thimm in einem Vortrag 2011 berichtete, war sein erster Kontakt mit der Gartendenkmalpflege die Vorlesungsreihe des Gartenarchitekten Günther Wuttke zur Geschichte der Gartenkunst während seines Studiums von 1953 bis 1956 an der damaligen Ingenieurschule für Gartenbau in Erfurt.

Mitglied im Fachgremium Landschaftsgestaltung, Naturschutz und Dendrologie

Schon ab 1959 gehörte Thimm dem 1953 von Georg Bela Pniower begründeten Fachgremium Landschaftsgestaltung, Naturschutz und Dendrologie im Kulturbund der DDR an, in dem sich ausgewählte, erfahrene Gartenarchitekten, wie Hermann Schüttauf, Hermann Göritz und Harri Günther gemeinsam für den Erhalt historischer Garten- und Parkanlagen in der damaligen DDR einsetzten.

Seit 1963 war Thimm erst als freier Mitarbeiter und ab 1979 als Referent für das Arbeitsgebiet historische Gärten und Parkanlagen am damaligen Institut für Denkmalpflege in Erfurt, dem heutigen Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, tätig und baute hier die Gartendenkmalpflege zu einem eigenständigen Fachbereich auf.

Seine ersten Gutachten waren 1963 für die Parks in Hildburghausen und in Bendeleben. Doch waren diese Arbeiten und auch die anderen Planungen der damaligen Zeit natürlich noch keine fachlich ausgereiften Zielstellungen, wie sie heute Standard in der Gartendenkmalpflege sind - aber sie waren das erste Bemühen darum, historische Werte einer Parkanlage zu erkennen und zumindest die Grundsätze historischer Aussagen aufzugreifen und zu erhalten. Es waren die Anfänge einer wissenschaftlichen Grundsätzen folgenden Gartendenkmalpflege, die er schnell weiterentwickelte.

Seiner Arbeit ist der Erhalt vieler bedeutender Thüringer Gartenanlagen zu verdanken, so des Schlossgartens in Molsdorf, des Parks Altenstein und in Goßkochberg und vieler anderer Anlagen, die heute das kulturelle Erbe Thüringens prägen.

Einsatz für die Garten- und Parkgestaltungen des 20. Jahrhunderts

Zudem setzte sich Günther Thimm stets auch für herausragende Garten- und Parkgestaltungen des 20. Jahrhunderts ein, insbesondere für die auf Reinhold Lingner zurückgehende Anlage der iga´61. Die Rettung der iga'61 vor der nach der Wende drohenden Zerteilung und Bebauung ist sehr wesentlich sein Verdienst, denn ihm war es gelungen, die Anlage, gegen massive Proteste von außen, unter Denkmalschutz zu stellen.

Denn diese Unterschutzstellung löste seinerzeit einen Sturm der Entrüstung bei der Stadtverwaltung Erfurt und bei Teilen der damaligen Landesregierung aus, da mit der Unterschutzstellung der größte Teil des iga-Geländes nicht mehr als Bauland verkauft werden konnte. Heute zählt die ehemalige iga'61 zu den herausragenden Garten- und Parkgestaltungen der Moderne in Deutschland.

Bahnbrechende Forschungsleistung zur Gartengeschichte in Thüringen

Thimm erwarb sich zudem große Verdienste bei der Vermittlung des reichen gartenkünstlerischen Erbes in Thüringen durch zahlreiche Publikationen und Vorträge. Seine Forschungsleistung zur Gartengeschichte in Thüringen war bahnbrechend. Und er hatte die Fähigkeit, komplexe Themen aus Gartenkunst und Denkmalpflege nicht nur fundiert, sondern auch anschaulich darstellen zu können, so dass auch denkmalpflegerische Laien seine Texte mit Interesse und mit Gewinn lesen und verstehen können.

Dabei hat Thimm immer die Gemeinsamkeit mit den beteiligten Fachdisziplinen hervorgehoben, wie Kunsthistorikern, Architekten, Restauratoren, Denkmaleigentümern und Behördenvertretern. 2011 resümierte Thimm hinsichtlich seiner Arbeit, die ja immer sein Leben war, er sei, "wie auch die Gartendenkmalpflege, ein fester Bestandteil des Unteilbaren", das heißt einer Gemeinschaft gewesen.

Silbernes Lindenblatt für Leistung

Günther Thimm gehörte zu den bedeutendsten und bekanntesten Gartendenkmalpflegern in Deutschland - auch in der ehemaligen Bundesrepublik. Unter anderem war er nach der Wende der erste gesamtdeutsche Vorsitzende der AG Gartendenkmalpflege der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger. 2010 bekam er für seine herausragenden Leistungen das Silberne Lindenblatt der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur (DGGL) verliehen.

Wir trauern um den Grandseigneur der Thüringer Gartendenkmalpflege und um einen großartigen Menschen. Martin Baumann

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