Auf sieben Kilometern durch 80 verschiedene Gartenlandschaften

Der schönste Garten Italiens - Schloss Trauttmansdorff

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Italien Parks und Gärten
Einladung zur Interaktion: Im Garten für Verliebte zeigt sich, wie spielerisch Gartengestalter mit einem Thema umgehen. Foto: Die Gärten von Schloss Trauttmansdorff

Am Stadtrand von Meran präsentieren sich seit 2001 die Gärten von Schloss Trauttmansdorff als Erlebniswelt zwischen Natur, Kultur und Kunst. 2005 werden sie für dieses Konzept zum schönsten Garten Italiens gekürt. Ein Jahr später stehen sie auf der Liste der schönsten Gärten Europas bereits auf Platz sechs. 2013 dann der internationale "Garden Tourism Award". Die Gärten von Schloss Trauttmansdorff sollte man also gesehen haben. Das finden auch die 400.000 Gäste, die jährlich kommen, um die Gartenlandschaften aus aller Welt zu erkunden und sie damit zu Südtirols erfolgreichstem Ausflugsziel zu machen. Wie schafft man das bloß?

Parkführer Hermann Schnitzer, ein naturverbunden wirkender Mann um die 70, kennt viele Gründe: "Wir haben das große Glück", sagt er "dass für dieses Projekt viele kluge Köpfe und Hände kreativ zusammengearbeitet haben. Und dann sind natürlich die klimatischen Bedingungen bei uns gut." Hermann Schnitzer ist einer von 24 Gartenführern. Seit dem Eröffnungsjahr 2001 ist er dabei und strahlt immer noch authentische Begeisterung aus. Bevor er seine Führung startet, widmet er sich erst einmal den größeren Zusammenhängen: Dem Klima, dem Konzept der Gärten und ihrer Entstehungsgeschichte. "Im Meraner Becken herrscht das wintermildeste Klima des deutschen Sprachraums. Allenfalls im Januar und Februar sinken die Temperaturen einmal kurz unter minus acht Grad Celsius." So kommen hier nicht nur frostharte sommergrüne Bäume und Sträucher durch die kalte Jahreszeit. Auch immergrüne Gehölze aus mediterranen und subtropischen Regionen überleben hier im Freien: Palmen, Agaven, Granatapfelbäume, Zypressen und Steineichen zum Beispiel. "Unser Olivenbaum ist 700 Jahre alt und wog bei seiner Pflanzung 5,8 Tonnen."

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Blühender Wasserfall: Im Frühjahr besteht er aus Stiefmütterchen und im Sommer aus Fleißigen Lieschen. Zwei Arbeitstage brauchen die sechs Gärtner, bis sie die rund 20?000 Pflanzen in den Steilhang gesetzt haben. Foto: Die Gärten von Schloss Trauttmansdorff
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Ganz schön steil: Nachdem ein langer Regen die Terrassierung dieses Hangs unmöglich gemacht hatte, machte man mit den blühenden Lehmwänden aus der Not eine Tugend. Das Foto wurde aus der Luft gemacht. Foto: Die Gärten von Schloss Trauttmansdorff
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Für die Gärtner wird die Arbeit häufiger steil und luftig. Immer wieder sind Hubsteiger im Einsatz. Foto: Die Gärten von Schloss Trauttmansdorff

Dann das Gelände: Zwölf Hektar ist es groß, fügt sich wie ein natürliches Amphitheater in die Umgebung ein und überwindet dabei 100 Meter Höhenunterschied. Ein Leitsystem führt Besucher über ein Wegenetz von sieben Kilometern durch 80 verschiedene Gartenlandschaften, die in vier große Themenwelten gegliedert sind: Die Waldgärten, die Sonnengärten, die Wasser- und Terrassengärten sowie die Landschaften Südtirols. Locker verteilt stehen darin zehn von Künstlern und Architekten gestaltete Pavillons. Sie beziehen sich auf die Gartenwelten und setzen botanische Themen erlebnisorientiert in Szene. Denn in den Gärten von Schloss Trauttmansdorff geht es nicht um das Abarbeiten der Flora. Eher darum, Kenner wie Laien für ihre Poesie und ihre Eigenheiten zu begeistern und ihre Lust zum "mehr darüber wissen wollen" zu wecken. Über alle Sinne hinweg und mit den Mitteln architektonischer, künstlerischer und didaktischer Kreativität. Zwei Beispiele: 2005 realisierte der Südtiroler Architekt Matteo Thun eine wie frei in der Luft schwebende und zu 95 Prozent sichtdurchlässige Aussichtsplattform. Von dort aus eröffnen sich nicht nur Ausblicke auf das Meraner Becken und die Südtiroler Bergwelt. Aus planerischer Perspektive erweiterte er den Garten so, dass die umliegende Kulturlandschaft wie zugehörig wirkt und ihn optisch bis zum Horizont vergrößert. Eine Ebene darüber gibt es seit 2016 den "Garten für Verliebte". Sinnliche Pflanzen wie Rosen und Sternjasmin, literarische Zitate, stille Winkel, Skulpturen und ein seichtes Wasserbecken laden dort zu Ruhe ein - aber eben auch zum Benutzen. Das Wasserbecken ist begehbar, die Skulpturen animieren zur Interaktion, die Liegestühle im Wasser zum Rasten.

Gärten in Bewegung

"Unsere Gärten sind ständig in Bewegung." Damit meint Hermann Schnitzer nicht nur jahreszeitlich wechselnde Pflanzungen wie den "Wasserfall" aus 20.000 Stiefmütterchen, die im Sommer durch Fleißige Lieschen ersetzt werden. Ebenfalls die jährlich wiederkehrenden Thementage und die Veranstaltungen sind immanente Bestandteile des Gesamtkonzepts. Dazu gehört unter vielen anderen der "Tag der Offenen Tür für Menschen mit Behinderungen". 90 Prozent des gesamten Geländes sind trotz des Höhenunterschieds barrierefrei und mit Kinderwagen, Rollatoren und Rollstühlen gut zu befahren. Wer möchte, kann sogar Elektro-Rollstühle ausleihen. Viele Meraner Bürger besitzen auch wegen der hohen Erlebnisdichte eine Jahreskarte. Wie Touristen schätzen sie den sonntäglichen Brunch auf der "Sissi-Terrasse" oder die langen Freitage mit Buffet und Live-Musik zum halben Eintrittspreis. Auf der Seebühne treten bei den Gartennächten auch internationale Stars auf. "Wir haben ja einen öffentlichen Auftrag. Und der beinhaltet, dass wir uns um jedes Publikum bemühen."

Impulsgeber, Philosophie und Vermarktung

Den entscheidenden Impuls für die Anlage gibt 1988 eine Gruppe um den Meraner Bauingenieuro Dr. Manfred Ebner. Als er und seine Mitstreiter dem späteren Landeshauptmann Dr. Luis Durnwalder vor den Toren des Schlosses eine Machbarkeitsstudie präsentieren, stellt dieser sich hinter das Projekt und sichert die Finanzierung zu. Unter anderem geht die Führung der Gärten von Schloss Trauttmansdorff dazu an das Land- und Forstwirtschaftliche Versuchszentrum Laimburg über. In Qualität und Innovationsgeist sollen die Gärten von Schloss Trauttmansdorff sich von allen anderen italienischen Gärten abheben. "Es sollte ein Garten entstehen, der botanisches Wissen zeitgemäß vermittelt und in dem Besucher den bestmöglichen Service erwarten dürfen", sagt Hermann Schnitzer. 1994 beginnen die Bauarbeiten.

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Prima Aussicht: Der Matteo Thun’sche Gucker ist eine zu 95 Prozent sichtdurchlässige Aussichtsplattform, deren äußere Gestalt an ein Fernrohr – einen Gucker – erinnert. Von dort aus bieten sich spektakuläre Blicke auf das Meraner Becken und die Alpenlandschaft Südtirols. Foto: Die Gärten von Schloss Trauttmansdorff
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Bald Feierabend? Damit es für die Gäste ruhig und sauber ist, beginnt die Arbeitszeit der Gärtner im Sommer bereits um 5.30 Uhr. Foto: Die Gärten von Schloss Trauttmansdorff
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Der Olivenhain mit einem Meer aus Sonnenblumen. Für die intensive Pflege der Gärten werden in der Saison 30 Gärtner beschäftigt. Im Winter sind noch 15 mit Pflegearbeiten beschäftigt. Foto: Die Gärten von Schloss Trauttmansdorff

Sieben Jahre lang koordiniert diese daraufhin die Abteilung Hochbau und Technischer Dienst der Südtiroler Landesverwaltung. Aktuell sind in der Verwaltung zwölf Mitarbeitende tätig. Die Abteilungen "Botanik" sowie "Gartenplanung und -pflege" kümmern sich von der Gestaltung über die Beschilderung und Vermittlung bis hin zum wissenschaftlichen Austausch um alles "Grüne". Auch die botanisch-gärtnerischen sowie gartentouristischen Vorträge sind im In- und Ausland gefragt. Die Abteilung "Marketing" wiederum verantwortet die Gesamtvision und -strategie, die Öffentlichkeitsarbeit, das Besuchermanagement und die Vermarktung. Die Kooperation mit Tourismusbetrieben und -vereinigungen ist fruchtbar, weil wechselseitig synergetisch.

Pflege und Bewirtschaftung

"Da das Gelände zuvor landwirtschaftlich genutzt wurde, waren die Hänge mit Weinreben bepflanzt oder von Robinien überwuchert. Den Talbereich prägten extensive Obstanlagen." Zum Teil verschwanden diese Flächen. Andere Areale wie den an den Hängen natürlich vorkommenden Flaumeichenwald bezogen die Planer in den Geländeumbau ein. So schufen sie auch dort einen fließenden Übergang zwischen der umliegenden Landschaft und den intensiv gestalteten Gärten. Eine besondere Herausforderung war die aufwändige Terrassierung der Hanglage. Hier konnte man glücklicherweise auf die Kompetenzen des Sonderbetriebs für Wildbach- und Lawinenverbauung zurückgreifen: Heute vergrößern diese Terrassen nicht nur die bepflanzbare Fläche, sondern ermöglichen den Blick auf die Gartenbereiche aus unterschiedlichsten Perspektiven. Um Besuchern vom ersten Tag den Eindruck eines gewachsenen Gartens zu vermitteln, pflanzte man außerdem viele bereits groß gewachsene Pflanzen. Die bis zu zwölf Meter hohen Bäume mussten vielfach mithilfe von Spezialmaschinen und sogar Hubschraubern gepflanzt werden. Auch auf die künftigen Bewirtschaftungskosten hatte man bereits bei der Planung geachtet. So wechseln sich heute pflegeintensive Bereiche wie der Olivenhain mit seinen Sonnenblumen oder die vertikalen Gärten mit ihren Staudenpflanzen mit Heckenlandschaften oder den extensiven Flächen des Flaumeichenwaldes ab. Durchaus umstritten setzte man bei der gesamten Ausstattung auf hohe Qualität. Und schließlich sollten die Gärten möglichst schonend mit Energie- und Wasserressourcen umgehen. Die gesamten künstlich angelegten Wasserläufe mitsamt ihrer vier Teiche bilden einen Kreislauf, den drei Pumpsysteme aufrechterhalten. Das für die Oberflächen- und Tröpfchenbewässerung benötigte Wasser stammt aus einem Tiefbrunnen. Über Bewässerungskanäle - sogenannte Waale - liefert der Passer falls nötig Nachschub. Bei der Pflege eines Teichs erhalten die Gärtner Entlastung in Gestalt von Süßwassermuscheln. Nahezu unsichtbar liegen sie am Grund und filtern rund 40 Liter Wasser in einer Stunde: "Wir hatten Algenprobleme und wollten sie nachhaltig und umweltverträglich lösen", sagt Hermann Schnitzer. Eine Holzhackschnitzel- sowie Gasanlage beheizen die Gewächshäuser, das Schloss, die beiden Restaurants und das Besucherzentrum. Rund 30 Gärtner sind während der Saison, etwa 15 Beschäftigte in den Wintermonaten aktiv. Damit es für die Gäste ruhig und sauber ist, beginnt ihre Sommerarbeitszeit um 5.30 Uhr. In 14 Reviere ist das Areal eingeteilt, die Gesamtkoordination obliegt einem Obergärtner. Nach wie vor stellt die Hanglage mit ihren schmalen Wegen die Gärtner vor Herausforderungen: Sei es beim Mähen von Steilhängen oder bei der Arbeit in schwindelerregenden Höhen.

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Die Meraner Rose: Diese alte und leicht duftende Teerose wächst im Rosengarten. Der englische Forschungsreisende Robert Fortune brachte sie 1845 aus China nach Europa. Foto: Die Gärten von Schloss Trauttmansdorff
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Brunch mit der Kaiserin: An den Sommer-Sonntagen gesellen sich am Eingang zum Schloss Trauttmansdorff zahlreiche Besucher zum „Sissi-Brunch“ um die Holzskulptur der ehemaligen Kaiserin Elisabeth „Sissi“ von Österreich. Im Inneren des Schlosses sind ihre Wohnräume zu sehen sowie im „Touriseum“ eine umfangreiche Ausstellung über die touristische Entwicklung Südtirols. Foto: Die Gärten von Schloss Trauttmansdorff

Als sich die Tore schließlich am 16. Juni 2001 für die Besucher öffnen, belaufen sich die Investitionskosten auf rund 25 Millionen Euro. Gefördert werden müssen heute Investitionen von Neuanlagen sowie Instandhaltungsarbeiten. Hier zahlt es sich aus, dass man von Beginn an auf hohe Qualität und hochwertige Materialien gesetzt hat. Die laufenden Kosten decken sich wiederum durch die Einnahmen.

Die Waldgärten: Blühende Lehmhänge und eine botanische Rarität

Die Waldgärten widmen sich den ostasiatischen und nordamerikanischen Natur- und Kulturlandschaften. Von der Teeplantage bis zum klassisch japanischen Garten, vom Mississippi-Auwald bis zum Gelbkiefernwald zeigen sie, was deren Flora ausmacht. Über das Jahr hinweg bringen Hortensien, Rhododendren, Lilien und Strauch-Pfingstrosen Farbe in die Wälder. Tropische Nutzpflanzen und Orchideen beherbergt ein Glashaus. Gleich im Anschluss daran wächst im Farntal zwischen Ginkgo und Urwaldmammutbäumen eine Wollemia nobilis - ein Araukariengewächs, das seit Dinosaurierzeiten genetisch unverändert blieb und erst 1994 in einer australischen Schlucht entdeckt wurde. Langanhaltender Regen wiederum war der Grund dafür, dass am Rande der Waldgärten heute ein Lehrstück kreativer Problemlösung zu sehen ist: die blühenden Lehmhänge. Während der Bauphase hatte sich ein geformter Hang aufgrund des Regens als so instabil erwiesen, dass er abgetragen werden musste. "Die Planer haben aus der Not eine Tugend gemacht und die fast senkrecht stehenden Lehmwände mit Stauden befestigt."

Die Sonnengärten: Von Buddhas Hand bis zum todbringenden Kraut

Zu den botanischen Highlights der Sonnengärten gehört zweifelsohne die "Limonaia". Hier wachsen neben Zitronen- und Orangenbäumen sowie exotischen Kumquats auch Zitronatzitronen, die als die ersten auf dem europäischen Kontinent angebauten Zitrusfrüchte gelten. Skurril: "Buddhas Hand" mit ihren gefingerten Früchten. Auf dem Halbwüstenhügel wiederum gedeihen die Wolfsmilchgewächse, Säulenkakteen und Agaven so gut, dass sie ihr Gewächshaus an seine Grenzen bringen. Ein "Verbotener Garten" duckt sich an die Schlossmauer und beheimatet skurrile Skulpturen inmitten giftiger und teils todbringender Pflanzen und Hexenkräuter. Ganz und gar lebendig und in einem stets wechselnden Blütenkleid verläuft das Jahr auf der großen Wiese unterhalb des Schlosses. "Im Winter sichern wir den Hang mit Gerste, im Frühjahr kommt roter Mohn dazu. Ab dem Sommer setzen wir zwei Mal 18.000 Sonnenblumen." Mitsamt der Zypressen, Kork- und Steineichen entsteht so eine mediterrane Landschaft en miniature.

Die Wasser- und Terrassengärten: Zeugnisse europäischer Gartenkunst

Zentrum und Herzstück der Gärten sind der Seerosenteich mit seiner Bühne und den umstehenden Palmengärten - darunter auch eine Plantage chinesischer Hanfpalmen, in deren Unterwuchs im Frühjahr über 90 Kameliensorten sowie Azaleen blühen. Um die Seerosen und Lotosblumen herum tummeln sich japanische Kois, Enten und Schildkröten. Nach Süden hin verbinden Treppen und Wasserläufe geometrisch angelegte Beete mit kugeligen Buchsbäumen und einem der italienischen Renaissance entlehnten Irrgarten.

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Das Land, in dem die Zitronen blühen: Italien ist ein bekannter Produzent von Zitrusfrüchten. In der „Limonaia“ unterhalb des Schlosses stehen diverse Sorten im Freien. Im Winter werden sie dann vollständig überdacht und auch beheizt. Foto: Die Gärten von Schloss Trauttmansdorff
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Gut erkennbar – die Terrassenform des zwölf Hektar großen Geländes. Es, fügt sich wie ein natürliches Amphitheater in die Umgebung ein und überwindet dabei einhundert Meter Höhenunterschied. Foto: Die Gärten von Schloss Trauttmansdorff

Auch hier gibt es wieder Ruhepole und Erlebnisstation, um die Aufenthaltsqualität der Besucher zu erhöhen: tagsüber, um englische Rosen, eine Clematis-Sammlung, einen Sinnesgarten und echte Meraner Rosen zu sehen; an Sommerabenden, um die langen Freitage oder die großen Konzerte im Rahmen der Gartennächte zu genießen.

Die Landschaften Südtirols: Vom Flaumeichenwald zum Obstanger

In der Höhe markiert ein natürlich gewachsener Flaumeichenwald die grüne Grenze der Trauttmansdorffschen Gärten - und vermittelt die Idee, der Garten gehe unendlich weiter. Am Ufer eines künstlich angelegten Bachs führt ein Auwald aus Erlen und Weiden, Schilfrohr und Rohrkolben imaginär vom Gebirge durch die Landschaften Südtirols ins Tal. Ein Obstanger mit in Vergessenheit geratenen Birnen- und Apfelsorten erinnert an die bis ins Mittelalter zurückgehende Tradition des Obstanbaus in Südtirol. Und natürlich gibt es einen Weinberg, auf dem traditionelle Südtiroler Rebsorten wie Gewürztraminer, Vernatsch und Lagrein wachsen. Für die autochtone Versoaln-Rebe, die auf Castel Katzenzungen bei Prissian/Tisens auf einer traditionellen Pergola aus Kastanienholz wächst, haben die Trauttmansdorffschen Gärten die Patenschaft übernommen. Sie ist die weltweit größte und wohl auch älteste Rebe der Welt.

Tourismus mit vielen Facetten

Das milde Klima kommt in Meran nicht nur den Pflanzen zugute. Lange, bevor aus dem Reisen Urlaub wurde, kamen die Menschen zum Überwintern und Gesunden in das seit 1855 als Kurort anerkannte Meran. Der wohl berühmteste Gast war Kaiserin Elisabeth "Sissi" von Österreich, die Meran als Nobelkurort bekannt machte und Schloss Trauttmansdorff zwei Mal als Winterdomizil bewohnte. Da sie ausgedehnte Spaziergänge liebte, ließ sie durch den Flaumeichenwald "anmutige Fußpfade mit feinem Kies bestreut" anlegen. Einige dieser historischen Wege benutzen Gäste noch heute, wenn sie der "Sissi-Promenade" folgen. Im Schloss selbst ist ihren Aufenthalten seit 2008 eine Dauerausstellung gewidmet. Sie ist Teil des Touriseums, das seit 2003 die Tourismusgeschichte Südtirols erzählt. Mit überraschenden Bezügen und didaktisch moderner Museumsarbeit zeigen die Ausstellungsmacher dort in 20 Räumen, wie Tirol zur touristischen Destination wurde, wie man als Reisender und wie als Bereister "funktioniert" und regen zum Nachdenken über die vielen - auch global bedeutenden - Aspekte des Begriffs "Tourismus" an. Fragt man zum Abschluss Hermann Schnitzer, was ihn nach all den Jahren immer noch als Parkführer begeistern kann, sagt er: "Die glücklichen Gesichter, wenn im Frühjahr die Besucher nach einem Winter voller Schnee endlich die vielen Blumen sehen."

Die Gärten von Schloss Trauttmansdorff

Öffnungszeiten: 1. April bis 15. November
Bauinvestition: 25 Mio. Euro
Baubeginn: 1994
Eröffnung: 16. Juni 2001 (Hauptanlage), 2003 (Touriseum)
Gärtner: 15 Gärtner im Winter und um die 30 Gärtner im Sommer
Pflanzen: ca. 5800 Arten und Sorten
Externe Aktive: unter anderem sechs Architekten(teams), 17 Gartenplaner(teams), 30 Künstler sowie 24 Ausstellungsdesigner/-konzeptionisten, Illustratoren und Grafiker (bis 2016)
Besucher: Seit Eröffnung mehr als 6 Mio. bis 2017, pro Tag etwa 1800 (2017)
Eintritt: 13 Euro (Erwachsene), 10 Euro (Senioren ab 65 J.), 28 Euro (Familien), frei für Kinder bis 6 J.
Jahreskarte: 90 Euro, außerdem verschiedene Saisonkarten
Führungen: täglich, Dauer: 90 Minuten
Didaktik: spezielle Führungen für Grund-, Mittel-, Ober- und berufsbildende Schulen

Dipl. Geogr. Birgit Schlepütz
Autorin

Projektentwicklung, Text, Marketing und Kommunikation

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