Fürstliches Gartenfest Schloss Fasanerie
"Barocke Raumwelten" gewinnt Schaugartenwettbewerb
von: Dipl.-Ing.(FH) Thomas HerrgenDas "Fürstliche Gartenfest Schloss Fasanerie" widmete sich vom 25. bis 28. Mai 2017 dem Wohnen im Freien. Die 18. Auflage des traditionellen Gartenfestivals zog am langen Himmelfahrtswochenende 173 Aussteller und etwa 26 600 Besucher an. Zum Sonderthema "Zimmer im Garten" wurde auch der realisierte Siegerentwurf des jährlichen Schaugartenwettbewerbs unter dem Titel "Barocke Raumwelten" vorgestellt. Der halbvirtuelle Raum in Anlehnung an den Spiegelsaal von Versailles spielte mit der Doppelung von kleinen Beeten in barocker Form. Spiegelflächen duplizierten die Gebilde, sodass exakt symmetrische Barockgartenfragmente im realen und gespiegelten Raum entstanden. Zum Ensemble gehörten auch Statuen aus dem Parkbestand von Schloss Fasanerie, eine umschließende Außenwand mit barocker Tapete und goldenen Barockbilderrahmen, die im Innern bepflanzt waren. Leider konnten die "Spiegel" des Gartens nur als Folie realisiert werden, die sich bei annähernd 30° Celsius während der Gartenfesttage aufwellte und verzog. Der reale Eindruck blieb dadurch hinter dem von Aylin Kreß und Julie Ann Holmok, Studentinnen der hessischen Hochschule Geisenheim, erdachten Bild ein wenig zurück.
Wettbewerb und Auswahlverfahren
Eine neunköpfige Jury, unter anderem mit Vertretern des Veranstalters, des BDLA und der DGGL, hatte im Vorfeld aus 22 Einreichungen die drei besten Entwürfe ausgewählt. Die Abonnenten der Fachzeitschrift "Gartenpraxis" konnten ab Januar 2017 wieder abstimmen. Sie kürten die "Barocken Raumwelten" mit 46 Prozent der Stimmen zum Gewinner. Den zweiten Platz mit 38 Prozent erreichten Judith Stollenwerk, Sebastian Emmel und Andrea Heiseler von der Hochschule Geisenheim. Ihr "RIESENGewinn für die Natur" befasste sich mit der guten Stube, dem Wohnzimmer. In überdimensionaler Form geplant, erobert sich in ihrem Entwurf die Natur der Deutschen liebstes Zimmer zurück. Der dritte Platz ging an Claudia Eckel und Hanna Mohr mit ihrem Entwurf "Pop Up Pop Art". Ihr Schaugarten enthielt eine Küche, in der zwischen Nutzpflanzen Andy Warhol grüßt, ein Bad mit Wanne zwischen Palmen sowie ein Schlafzimmer mit Luftballon-Schafen als Einschlafhilfe.
Sonderpreis
Der mit 1000 EUR dotierte Sonderpreis der Herbert-Heise-Stiftung für Gartenkunst und Landschaftskultur ging an Martina Heims und Kai Faust für ihren Entwurf "Outside the Box". Sich von Konventionen lösen und nicht bis zur nächsten Wand, sondern um die Ecke denken war das Ziel ihres Schaugartenentwurfs. Heims und Faust planten eine Box, die ihre einschränkenden Wände aufsprengt und sich ihrer Umgebung öffnet. So entsteht im Entwurf eine Welt außerhalb der Box, eine Schnittstelle zwischen Zimmer und Garten. Der geöffneten Box entspringt in der Planung eine fröhliche Staudenpflanzung. Ein kleines Fenster in der Wand eröffnet zudem eine weitere Seite des Schaugartens: Ein Zimmer, hervorgegangen aus der "Sprengung" der Box, steht dort als kleine, private Insel der Intimität - ein Raum zum Verweilen, Beobachten, Horchen und Denken.
Weitere ideenreiche Schaugärten
Auch zahlreiche Aussteller präsentierten phantasievolle Gartenzimmer. Die Peter Kümmel GmbH & Co. KG aus Fulda-Maberzell zeigte eine moderne Zweizimmerwohnung, die durch ein kreisförmiges Doppeltor zu betreten war. Sie enthielt eine gemütliche Ess- und Leseecke mit gedecktem Kaffeetisch, Musik und ein Wasserspiel. Sichtschutz aus Holz, Schiefer und Pflanzung rahmte das Kleinod, das mit dem Pressepreis in Gold bedacht wurde.
Viel Aufmerksamkeit erntete auch die Garten- und Landschaftsbau Firma Kimpel-Gärten aus Dipperz, die einen quadratischen, 6 mal 6 Meter großen, mit Schirmmagnolien überdachten Tiefgarten zeigte. Der um zwei Stufen abgesenkte und mittels Stahlwänden und Hainbuchenhecken eingefasste Sitzplatz war einer der großen Eyecatcher des Festivals und wurde mit dem Ästhetikpreis in Gold prämiert.
Auch in den kommenden Jahren noch zu bestaunen ist der neu angelegte Garten von Peter Janke aus Hilden. Der international renommierte Gartendesigner hat im Obstgarten von Schloss Fasanerie auf einer Fläche von rund 400 Quadratmetern einen zeitgenössischen Gartenraum geschaffen, der seine gärtnerische Philosophie widerspiegelt. Im Gartenzentrum steht das Skulpturenduo "Balance" des Kölner Künstlers Stephan Siebers aus Corten-Stahl-Würfeln. Janke greift im Grundriss die Formensprache von Siebers auf und legt den Garten wie ein Passepartout um die Skulpturen. Er bezieht sich zudem auf die barocke Formensprache des Schlosses, konterkariert sie jedoch durch naturhaft-wilde, pflanzliche Inhalte. Janke geht es um Analogien, eine Balance zwischen Mensch und Natur, zwischen Barock und Moderne. Der Garten mit Sitzmöglichkeiten und gutem Ausblick ist ein Ort zum Verweilen.
Garten in der Kiste
Mehr als 40 weitere phantasievolle "Zimmer im Garten" waren während der vier Gartenfest-Tage zu bewundern. Insgesamt 14 Grundschulen aus dem gesamten Landkreis Fulda waren dem Aufruf der Veranstalter gefolgt und haben unter dem Motto "Gartenzimmer in der Kiste" am diesjährigen Schulwettbewerb teilgenommen. Eine Jury wählte während der Veranstaltung die drei besten Exemplare aus, die mit Geldpreisen und einer exklusiven Märchen- oder Gespensterführung durch Schloss Fasanerie prämiert werden. Jede teilnehmende Klasse erhielt eine Urkunde. 2018 wird das Gartenfest in Eichenzell wieder über Pfingsten, vom 18. bis 21. Mai, stattfinden. Das Sonderthema lautet dann "Lust auf Lilien". Schon zuvor, vom 15. bis 17. September 2017, lädt die Hessische Hausstiftung nach Schloss Wolfsgarten bei Langen unter dem Motto "Der kleine Garten" ein.
Weitere Informationen: www.gartenfest.de.
Thomas Herrgen