Herkunftsgebiet für alternative Baumarten

Zukunftsbäume aus Fernost - Auf der Suche am Naturstandort

Baumarten Straßenbäume
1. Der Ferne Osten Russlands. (Satellit: www.google.com/maps; Karte: Wikimedia Commons)

Dass für zukünftige Anpassungen mehr Vielfalt und Alternativen auch im städtischen Grün notwendig sind, ist allgemeiner Konsens. Zu groß sind die Heraus- und Anforderungen, aber auch Risiken und Möglichkeiten, um sich dem zu verschließen und nur auf wenige bisher anerkannte Arten oder gar Sorten zu setzen. Konsequent werden national wie international mehr und mehr auch aufwändige Straßenbaumtests etabliert oder versucht, sich auf anderem Wege weiteren Empfehlungen zu nähern (Roloff, 2021).

Eine gute Möglichkeit, sich mit diesem Thema und einer möglichen Auswahl zu befassen, ist natürlich auch der Blick in die natürlichen Verbreitungsgebiete der Arten. Wie sind dort die Lebens- und Überlebensbedingungen der Gehölze, welche Strategien, Anpassungen und Eigenschaften bringen sie mit, die zukünftig auch am Stadtstandort in Mitteleuropa interessant und notwendig sein könnten. Auch dieses Vorgehen ist nicht neu, richtete sein Augenmerk bisher aber vordringlich auf Regionen Nordamerikas, Südost-Europas oder Zentral-Asiens (Böll, 2017; Roloff & Gillner, 2012). In diesem Beitrag soll der Blick auf eine Region in Ost-Asien gerichtet werden, die wunderschön, außerordentlich vielfältig, weitgehend naturbelassen und von einem Tag auf den anderen in unerreichbare Ferne gerückt ist: Der russische Ferne Osten.

Der russische Ferne Osten

Eigentlich versteht man unter dem Fernen Osten in Russland eine Verwaltungseinheit der Russischen Föderation, die östlich von Sibirien, etwas grob gesagt östlich des Baikal-Sees liegt (Abb.1). Das ist eine Region etwa 20-Mal so groß wie die Bundesrepublik Deutschland. Biogeografisch bezeichnete man als Fernen Osten eher nur die küstennahen Gebiete im äußersten Osten Russlands und dessen südlichster Zipfel, die heutige Region Primorje (Primorski Krai) soll hier als potenzielles Herkunftsgebiet für interessante Stadtbaumarten erkundet werden. Natürlich ist klar, dass die Türen in diese Region mit dem Beginn des verbrecherischen Angriffskrieges Russlands in der Ukraine für lange Zeit zugeschlagen bleiben werden. Die Region, die Naturausstattung und auch sehr viele Menschen dort verdienen aber auch weiterhin unsere Beachtung, Respekt und Wertschätzung.

Primorje umfasst den südlichsten Teil des russischen Fernen Ostens. Wladiwostok, die bekannte Hafenstadt, ist Verwaltungszentrum und liegt ganz im Süden, gar nicht mehr weit entfernt von der nordkoreanischen Grenze. Im Westen grenzt China an, im Norden die Region Chabarowsk. Die Landschaft zwischen dem Ussuri im Westen und dem Japanischen Meer im Osten wird geprägt durch den Gebirgszug des Sichote Alin, der sich über 1200 Kilometer entlang der Küste erstreckt. Das Gebirge ist maximal etwas über 2000 Meter hoch, meist nur 1500 bis 1700 Meter (Abb. 1).

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2. Klimadiagramme. Daten: www.climate-data.org
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3. Stark von wiederkehrenden Waldbränden beeinflusste, lichte Eichenwälder (Quercus mongolica und Q. dentata) an der Pazifikküste. Konifere für die Stadt? Foto: Ulrich Pietzarka
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4. Die salzertragende Japanische Rot-Kiefer (Pinus densiflora): Eine Konifere für die Stadt? Foto: Ulrich Pietzarka

Wie dem Satellitenbild zu entnehmen ist, ist das Gebirge noch zu sehr großen Teilen bewaldet. Entlang größerer Flussläufe und Erschließungsstraßen ist aber auch hier eine rege Rodungstätigkeit zu erkennen. Die Region Primorje verfügt derzeit noch über 10,8 Millionen Hektar Wald, was einem Flächenanteil von rund 65 Prozent entspricht. Dies ist schon jetzt deutlich weniger als in der nördlich angrenzenden Region Chabarovsk mit 73,7 Millionen Hektar beziehungsweise 93 Prozent (Prihodko & Preciniek, 2020). Ursache für diesen geringeren Waldanteil ist aber auch, dass die Region gerade um den riesigen Chanka-See an der chinesischen Grenze das landwirtschaftliche Zentrum des ganzen Fernen Ostens war.

Besonders interessant erscheint die Region aufgrund ihrer immensen Artenvielfalt, auf die nachfolgend weiter eingegangen wird, aber auch ihrer klimatischen Bedingungen. Diese sind deutlich extremer als in Mitteleuropa. Das Klimadiagramm von Ussuriisk, etwa 100 Kilometer nördlich von Wladiwostok (Abb. 2) zeigt im Vergleich zu Dresden zwar auch ein durchweg humides Klima, die Extreme sind allerdings wesentlich ausgeprägter. Dies wird deutlich an den fast extremen, kalten Wintermonaten. Während in Dresden der kälteste Monat der Januar mit durchschnittlich -0,3 Grad Celsius ist, liegt dieser Wert in Ussuriisk bei -15 Grad Celsius. Die Betonung liegt dabei auf dem Durchschnitt, Extremwerte von bis zu -35 Grad Celsius sind durchaus denkbar. Hinzu kommen die geringen Niederschläge im Winter. Es ist also auch nicht sehr schneereich. Die Fröste halten sicher bis März an, ehe es Ende April bis Mai deutlich wärmer wird. Im Sommer liegen die Durchschnittstemperaturen dann etwa 1,5 bis 2 Grad Celsius über denen des milden Elbtal- und Weinbauklimas von Dresden. Dies wird zwar durch deutlich erhöhte Niederschläge in den Sommermonaten relativiert, dabei handelt es sich jedoch auch um Monsun-Wetterlagen mit Starkniederschlägen, unterbrochen von immer wieder heftigen Hitze- und Dürreperioden. Diese bedingen auch die hohe Waldbrandgefahr, die ein ernsthaftes Problem bei der Walderhaltung in der Region darstellt (Abb. 3). Gerade im Regenschatten des Westabfalls des Gebirges sind die Sommerniederschläge generell etwas geringer.

Artenvielfalt und Waldtypen der Region

Bis zu drei Baumschichten und eine sehr artenreiche Strauchschicht zeichnen den Koreazirben-Laubmischwald aus, der in der ganzen Region von Meereshöhe bis in etwa 800 bis 900 Meter ü. M. vorkommt. Die Diversität ist beeindruckend. Bis zu 30 Baumarten pro Hektar finden sich hier, deren Farben gerade im Herbst natürlich überwältigend sind (Abb. 5). Vorherrschende Baumarten in der obersten Baumschicht sind häufig zwei Koniferen: Die Korea-Zirbe (Pinus koraiensis) und die Mandschurische Tanne (Abies holophylla). Sie werden zuweilen noch etwas höher als beispielsweise die Mongolische Eiche (Quercus mongolica), Mandschurische Walnuss (Juglans mandshurica), Amur-Linde (Tilia amurensis) oder die seltenere Baumaralie (Kalopanax septemlobus), die sich in dieser Schicht finden.

Besonders die Zirbe ist interessant, weil sie doch eine etwas andere Ökologie hat, als man sie von der Gattung Pinus gewohnt ist. Sie ist in der Jugend recht schattenertragend und wächst erst nach einigen Jahrzehnten durch das Kronendach hinauf. Sie hat zudem sehr große Zapfen mit dicken ungeflügelten Samen. Ungeheure Mengen davon werden als Wildaufsammlungen aus den Wäldern geholt und auf den Märkten wie bei uns Pinienkerne angeboten.

Unter diesem oberen Kronenschirm finden sich unter anderen die nachfolgend noch etwas genauer betrachtete Maackie und der Japanischer Spitz-Ahorn, aber auch der wundervolle Mandschurische Ahorn (Acer mandshuricum) mit dreizählig gefiedertem Blatt, oder auch die Erlenblättrige Mehlbeere (Sorbus alnifolia). In der dritten Baumschicht kommen dann gerade im Herbst verschiedene Ahornarten, allen voran der Koreanische Fächer-Ahorn (Acer pseudosieboldianum) zur Geltung, der mit seiner scharlachroten Färbung herrlich mit dem Gelb verschiedener Birken (beispielsweise Betula costata, B. platyphylla, B. lanata) harmoniert oder durch das dunkle Immergrün der Japanischen Eibe (Taxus cuspidata) betont wird.

Auf Lichtungen oder bei Störungen treten weitere Baumarten hinzu, darunter beispielsweise die Amur-Traubenkirsche (Prunus maackii), ein herrlicher kleiner Baum mit reicher Blüte, wundervoller Herbstfärbung und bronzefarbenem Ringelkork.

Mit Begeisterung könnte diese Aufzählung bemerkenswerter Gehölze auch in der artenreichen Strauchschicht fortgesetzt werden, was hier aber zu weit führen würde (vergl. Krestov, 2003; Pietzarka & Schmidt, 2018; Schmidt et al, 2017).

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5. Herbst im Koreazirben-Laubmischwald. Foto: Ulrich Pietzarka
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6. Frühjahr im Ajanfichten-Tannen-Mischwald mit Blüte von Rhododendron dauricum subsp. sichotense. Foto: Ulrich Pietzarka
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7. Zwerglebensbaum, Überlebender nach Waldbrand. Foto: Ulrich Pietzarka

Oberhalb der Koreazirben-Laubmischwälder erreicht man die Ajanfichten-Tannen Mischwälder (Abb. 6), die in den Hochlagen von der Ajan-Fichte (Picea ajanensis) und der Weißrindigen Tanne (Abies nephroplepis) dominiert werden. Im Übergangsbereich sind aber auch noch viele Arten der zuvor beschriebenen Mischwälder vertreten (Pinus koraiensis, Tilia amurensis, Fraxinus mandshurica …). In Hochlagen bildet die weißrindige Ermans-Birke (Betula ermanii) Bestände, in deren lichtem Schatten im Frühjahr die Rhododendronblüte (Rhododendron dauricum subsp. sichotense) atemberaubend ist. Auch die Zwerg-Zirbe (Pinus pumila), die in vielen Baumschulen angeboten wird, kommt hier vor und bildet dichte Gebüsche am Waldrand und am Rand von Blockschutthalden.

Bemerkenswert hier ist auch das Vorkommen des endemischen Zwerglebensbaumes (Microbiota decussata) auf Blockschutthalden (Abb. 7). Seine (Wieder-)Entdeckung war einst eine botanische Sensation (Schmidt et al., 2019). Heute wird das extrem robuste und trittfeste Gehölz (das muss es eben sein, wenn es auf der Blockschutthalde überdauern will) mit dem kissenartigen Wuchs gern als Bodendecker oder in Steingärten eingesetzt. Es ist wirklich möglich, auf ihm herumzutrampeln, ohne dass ein Ast bricht. In den sonst vegetationsfreien Blockschutthalden kann der Zwerglebensbaum auch das Glück haben, dass die immer wieder vorkommenden Waldbrände um ihn herum verlaufen und er verschont bleibt.

Einige interessante Baumarten

Nachfolgend sollen einige wenige Baumarten der Region herausgegriffen und kurz vorgestellt werden, bekannte und weniger bekannte. Daran geknüpft sind ein paar Überlegungen, warum es lohnt, auch in dieser sehr interessanten Florenregion weiter nach nutzbaren Baumarten für den Stadt- und Straßenraum zu suchen. Dies ist wirklich nur eine sehr begrenzte Auswahl aus der großen Vielfalt der Region, die 272 Baum- und Straucharten sowie zahlreich intraspezifische Sippen aus 36 Familien umfasst (Schmidt et al., 2017). Es mag aber die Möglichkeiten illustrieren, die sich hier noch bieten. Sie werden in alphabetischer Reihenfolge des botanischen Namens aufgeführt.

Der Japanische Spitz-Ahorn (Acer pictum THUNB.) (Syn.: A. mono MAXIM.)

Der Japanische Spitz-Ahorn ist sehr variabel, was zu zahlreichen taxonomischen Untergliederungen und Synonymen, aber auch gärtnerischen Sorten, geführt hat.

Der Baum ist starkwüchsig, wird bis zu 20 Meter hoch und zeigt im Alter eine rundliche Krone. Er benötigt also etwas Platz. Die typischen spitz-gelappten Blätter ähneln sehr denen des Kolchischen Spitz-Ahorns (Acer cappadocicum), sind meist aber kleiner und noch tiefer gelappt. Die 5 bis 7 Lappen sind häufig dreieckig und sehr lang zugespitzt, der Rand nicht gesägt und die Oberseite auffällig glänzend. Bei Verletzung tritt aus dem Blattstiel Milchsaft aus, wie auch bei Spitz- und Feld-Ahorn. Insgesamt ist die Art aber sehr variabel, was die individuelle Blattform angeht. Im Herbst verfärben sich die Blätter goldgelb, zuweilen auch karminrot (lat. pictum: bemalt).

In europäischen Sammlungen gilt die Art generell als wenig anfällig gegen Krankheiten und absolut frosthart. Dabei sind aber nördliche Herkünfte zu beachten. Für ein Vorkommen im Nordosten Chinas wird eine Jahresmitteltemperatur von -3,3 Grad Celsius bei Extremen von 38,7 Grad Celsius bis -43,9 Grad Celsius angegeben, was die ausgesprochene Winterhärte aber auch Hitzeresistenz dieser Art belegt. Auch im Fernen Osten Russlands sind -35 Grad Celsius keine Seltenheit. Dieser Ahorn toleriert u.a. trockene, alkalische Standorte und wird in Nordchina zur Aufforstung semiarider Problemstandorte verwendet. Er besiedelt den Uferbereich von Fließgewässern ebenso wie trockene Berghänge. In der Jugend ist der Japanische Spitz-Ahorn sehr schattenertragend, was im Alter aber nachlässt. (Huang 2001; Le Hardy De Beaulieu 2003; Pirc 1994)

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8. Herbstfärbung des Japanischen Spitz-Ahorns. Foto: Ulrich Pietzarka
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9. Schuppenborke von Betula schmidtii. Foto: Ulrich Pietzarka
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10. Junger Austrieb von Maackia amurensis. Foto: Ulrich Pietzarka

Die Eisen-Birke (Betula schmidtii REGEL)

Die Eisen-Birke hat ihren deutschen Namen von ihrem außerordentlich harten Holz, welches eine Dichte von über 1 Gramm pro Kubikzentimeter haben kann, dann also nicht schwimmt. Die Bäume können über 30 Meter hoch werden. Wenn sie aber auf sehr trockenen, felsigen Standorten wachsen, was sie sehr wohl auch können, sind es häufig sehr knorrige, mehrstämmige Exemplare. Eine Zierde ist ihre dunkelgraue, zuweilen fast schwarze Schuppenborke, die im Winter besonders gut zur Geltung kommt. Die länglich-eiförmigen und lang zugespitzten Blätter ähneln eher denen der Hainbuche (Carpinus betulus). In der Jugend sind sie, wie auch die Triebe, behaart, verkahlen dann aber bis auf die Nerven blattunterseits (Ashburner & McAllister, 2013).

Nach Kiermeier (1991) wird die Eisen-Birke den artenreichen Mischwäldern mit robusten, stadtklimaverträglichen Arten mit weiter Standortamplitude, mäßig trocken bis frisch, schwach sauer bis alkalisch, zugeordnet. Auch nach der KLAM gilt sie als geeignete Baumart für den Stadtstandort (Roloff, 2021).

Die Maackie (Maackia amurensis RUPR. et MAXIM.)

Die Maackie ist ein noch eher selten angepflanzter Schmetterlingsblütler (Fabaceae), benannt nach dem Naturforscher Richard Karlowitsch Maack aus dem heutigen Estland, der Mitte des 19. Jahrhunderts das Amur- und Ussuri-Gebiet erforschte. Der bis 15 Meter hohe Baum mit offener, rundlicher Krone ist sehr schattenertragend und wächst meist im Unterstand der sehr artenreichen Koniferen-Laubmischwälder. In Russland kommt die Maackie aber auch auf deutlich extremeren Standorten, so beispielsweise auf der felsigen Steilküste am Pazifik vor, wo sie auch der Salzwassergischt ausgesetzt ist. Gerade aus dem nördlichen Verbreitungsgebiet, wo die Art regelmäßig Frost von -30 Grad Celsius und mehr ausgesetzt ist, ist sie vollkommen winterhart.

Die 30 Zentimeter langen Fiederblätter bestehen aus bis zu elf Blättchen. Sie sind beim Austrieb sehr schön silbrig-grau behaart, bleiben aber nur unterseits fein behaart und werden bis zu 7 Zentimeter lang, also deutlich größer als beim Japanischen Schnurbaum (Styphnolobium japonicum). Auch junge Triebe sind behaart. Die duftenden weißen Schmetterlingsblüten sind in 10 Zentimeter langen, aufrechten Trauben angeordnet und erscheinen im Juli/August.

Als Schmetterlingsblütler bindet auch diese Art mithilfe von symbiontischen Knöllchenbakterien Luftstickstoff und macht sich so unabhängiger von der Nährstoffversorgung. Ähnlich wie bei der Robinie ist das ringporige Holz sehr schwer und der Kern von sehr dunkler Färbung. Obwohl die Stämme meist keine sehr große Dimension erreichen, wird die Art in Russland als "Black Oak" gehandelt und erzielt vor allem in China recht hohe Preise.

Die Maackie wird als stadtklimafest und pH-unempfindlich beschrieben. Sie gedeiht auch auf ärmsten Standorten und ist dürreresistent. (Dirr & Warren 2019)

Der Amur-Korkbaum (Phellodendron amurense RUPR.)

Der Amur-Korkbaum mag als Beispiel für eine Art aus dieser fernen Region dienen, die es bereits zu uns geschafft hat und mit der erste gute Erfahrungen bei der Pflanzung als Stadt- und Straßenbaum gemacht wurden. Daher ist er auch recht problemlos in passenden Sortimenten in Baumschulen erhältlich. Eine breite, lockere Krone mit den großen Fiederblättern, die sich im Herbst goldgelb färben, sind sein Markenzeichen. Die dicke Borke mit dem Massenkork kommt im Winter besonders zur Geltung. An den rispigen Blütenständen, die von zahlreichen Insekten besucht werden, entwickeln sich im Sommer an weiblichen Exemplaren die schwarzen, kugeligen Steinfrüchte. Sie haben zwar einen terpentinartigen Geruch und Geschmack, sind in getrockneter Form im Fernen Osten aber auf jedem Markt erhältlich. Sie werden unter anderem bei Halskratzen einzeln gekaut und bringen Linderung. Zu viele sollten aber sicher nicht eingesetzt werden. Genutzt werden natürlich auch der Kork und das wertvolle dunkelbraune Holz mit gelblichem Splint. Der Korkbaum erträgt alkalische Böden, große Hitze und ist weitgehend frei von Schädlingen.

Eine weitere Art, die auch in der Region beheimatet ist, ist die Berg-Kirsche (Prunus sargentii), die es sogar auf die GALK-Straßenbaumliste geschafft hat.

Die Japanische Kaiser-Eiche (Quercus dentata THUNB.)

Diese herrliche Eiche mit den sehr großen Blättern (zuweilen über 30 cm lang) ist in der Region gelegentlich in Eichenwäldern eingemischt, die von der Mongolischen Eiche dominiert werden. Diese sind häufig auf recht trockenen Sand-Standorten in Küstennähe anzutreffen und werden durch zahlreiche Waldbrände stak beeinflusst. Die Eichen überleben die Bodenfeuer aufgrund der dicken Borke, begleitende Straucharten (beispielsweise Corylus heterophylla, Lespedeza bicolor, Rhododendron dauricum) aufgrund der Stockausschlagsfähigkeit. Die großen, derben Blätter sind unterseits dicht mit Sternhaaren besetzt, was natürlich dem Verdunstungsschutz dient. Beim Austrieb sind sie auch oberseits dicht behaart, verkahlen dann aber und werden glänzend dunkelgrün. Im Herbst färben sie sich gelb. Ein Hingucker, der die Fantasie anregt und zum Sammeln und Basteln einlädt, sind auch die Fruchtbecher. Ähnlich wie bei der Zerr-Eiche (Q. cerris) haben sie sehr lang ausgezogene Schuppen (Le Hardy De Beaulieu & Lamant, 2010).

Auch nach der KLAM gilt die Kaiser-Eiche als geeignet für den Stadtstandort (Roloff, 2021), der pH-Wert sollte aber nicht zu hoch sein.

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11. Massenkork des Amur-Korkbaumes. Foto: Ulrich Pietzarka
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12. Sehr große Blätter der Japanischen Kaiser-Eiche. Foto: Ulrich Pietzarka
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13. Japanische Ulme in Herbstfärbung. Foto: Ulrich Pietzarka

Die Japanische Ulme (Ulmus davidiana var. japonica (Rehd.) Nakai

Wenn man nicht so weit entfernt wäre, könnte man denken, man stünde vor einer Feld-Ulme (Ulmus minor), mit der diese Ulme nah verwandt ist. Auch die Japanische Ulme kann ein mächtiger, bis 40 Meter hoher Baum werden und als Solitär eine ausladende Krone entwickeln. Die Blätter ähneln in Größe und Form der Feld-Ulme, fühlen sich aber aufgrund einer kurzen bleibenden Behaarung oberseits rauer an. Unterseits bleiben die hervortretenden Nerven behaart. Die jungen Triebe sind ebenfalls behaart, was das beste Unterscheidungsmerkmal der beiden Arten ist. Auffällige Korkleisten an den Zweigen entwickelt auch die Japanische Ulme. Diese Merkmale können durchaus auf eine etwas besser entwickelte Trockenheitsresistenz hindeuten (Roloff, 2021).

Besonders häufig kommt die Japanische Ulme in sehr produktiven Koreazirben-Laubmischwäldern auf frischen Standorten vor, hat aber auch Anschluss an deutlich trockenere Eichen-Wälder (Quercus mongolica), wo sie dann aber nicht die maximalen Dimensionen erreicht. Unbedingt hervorzuheben ist ihre sehr gute Resistenz gegen die Holländische Ulmenkrankheit, weswegen sie in der Resistenzzüchtung eine große Rolle spielt.

Die ebenfalls in der Region vorkommende (Mandschurische Ulme (Ulmus laciniata) ist mit ihren Mehrspitzigen Blättern praktisch das fernöstliche Pendant zur Berg-Ulme (Ulmus glabra). Ihre Resistenz gegenüber der Ulmenkrankheit soll aber nicht ganz so stark ausgeprägt sein.

In diesem Zusammenhang wäre sicher auch noch die Mandschurische Esche (Fraxinus mandshurica) zu nennen, die der in Mitteleuropa beheimateten Fraxinus excelsior zum Verwechseln ähnlich sieht, aber eine Resistenz gegen das Eschentriebsterben entwickelt hat, da sie sich bereits über einen längeren Zeitraum an den Erreger, der aus dieser Region stammt, angepasst hat.

Fazit

Auch in dieser Region finden sich also etliche Baumarten, deren zukünftige weitere Erprobung lohnenswert scheint, um das Stadtbaumsortiment zu bereichern, zumal es ja auch schon eine Art gibt, die sich bewährt hat (Phellodendron amurense). Darunter befinden sich Arten mit besonderem Zierwert (Acer pictum, Betula schmidtii, Maackia amurensis, Quercus dentata), aber auch solche, die einheimischen Arten zum Verwechseln ähnlich sehen, aber Resistenzen mitbringen, die diesen fehlen (Ulmus davidiana var. japonica, Fraxinus mandshurica). Vielleicht können diese Gattungen so im Stadtbild oder in denkmalgeschützten Anlagen leichter erhalten werden.

Es bleibt sehr zu hoffen, dass die Region in baldiger Zukunft wieder zugänglich wird. Es lohnt sich.

Literatur

  • Ashburner, K.; McAllister, H. A. (2013): The Genus Betula. A taxonomic revision of Birches. Kew Publ. RBG Kew.
  • Böll, S. (2017): 7 Jahre "Stadtgrün2021" - Einfluss des regionalen Klimas auf das Baumwachstum an drei bayrischen Standorten. Jahrbuch der Baumpflege 2017: 91-114.
  • Dirr, M. A.; Warren, K. S. (2019): The Tree Book. Superior selections for Landscapes, Streetscapes and Gardens. Timber Press, Portland, Oregon, USA.
  • Huang, P. (2001): Acer mono Maxim., 1857. Enzyklopädie der Holzgewächse 25, 1-5.
  • Kiermeier, P. (1991): Zuordnung der Gehölze nach Lebensbereichen. In: Bärtels, A.: Gartengehölze. Ulmer Verlag, Stuttgart.
  • Krestov, P. V. (2003): Forest Vegetation of Easternmost Russia (Russian Far East). In : Kolbek, J.; Srutek, M.; B0x, E. O. (eds.): Forest Vegetation of Northeast Asia. Kluwer Acad. Publ., Dordrecht. 93-180.
  • Le Hardy De Beaulieu, A. (2003): An illustrated guide to maples. Timber Press, Portland, Oregon, USA.
  • Le Hardy De Beaulieu, A.; Lamant, T. (2010): Guide Illustré des Chênes. 2eme ed. Edilens, Geer, BEL.
  • Pirc, H., (1994): Ahorne. Ulmer Verlag, Stuttgart.
  • Pietzarka, U.; Schmidt, P.A. (2018): Bericht zur Studienreise der DDG in den russischen Fernen Osten (Region Primorje) vom 20. September bis 2. Oktober 2017. Mitt. Dt. Dendrol. Ges., 103, 211-244.
  • Prihodko, O. Y.; Preciniek, I. P. (2020): Zur aktuellen Situation des Waldes im Russischen Fernen Osten. Manuskript.
  • Roloff, A.; Gillner, S., 2012: Stadtbaumarten und Klimawandel - Anforderungen, Erkenntnisse und Konsequenzen. Mitt. Dt. Dendrol. Ges., 97, 47-54.
  • Roloff, A., (Hrsg.), 2021: Trockenstress bei Bäumen. Ursachen-Strategie-Praxis. Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim.
  • Schmidt, P.A.; Prihodko, O.; Pietzarka, U. (2017): Exkursionsführer zur Studienreise der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft (DDG) in den russischen Fernen Osten 20. September bis 2. Oktober 2017. Mit Übersicht der Baum- und Straucharten im Fernen Osten Russlands (Primorje und Priamurje). Mskr. DDG u. TU Dresden, Tharandt.
  • Schmidt, P. A.; Bondarchuk, S. N.; Salo, M. A. Bogachev, I. G. (2019): Entdeckung und Wiederentdeckungen des Zwerglebensbaumes (Microbiota decussata Kom.; Cupressaceae) in Natur und Kultur. Mitt. Dt. Dendrol. Ges., 104, 15-32.

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