Klartext

Zukunftskongress Gartenbau - auch für das Stadtgrün?

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Alle zehn Jahre ruft der Bund - vertreten durch das Gartenbaureferat des Bundeslandwirtschaftsministeriums - die grüne Branche zusammen, um sich über aktuelle und vor allem Zukunftsthemen auszutauschen. Alle Branchen sind eingeladen, also auch die, die sich mit Gehölzen in Produktion, Verwendung und Pflege beschäftigen. Sprich BdB, BGL, BDLA, GALK …

Die hochkarätige Veranstaltung steht traditionell unter der Schirmherrschaft des für Kulturpflanzen zuständigen Landwirtschaftsministeriums, die Hausleitung selbst eröffnet wegen der großen Bedeutung mit Botschaften die Veranstaltung (zurzeit Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir). Er stellte in einer Videobotschaft die besonderen Herausforderungen für den Gartenbau heraus, dieser sei aktuell von der Klima- und Energiekrise und der inflationsbedingt sinkenden Nachfrage betroffen und müsse sich dennoch einem notwendigen Transformationsprozess hin zu einem "zukunftsfähigen, innovativen und nachhaltigen Gartenbau" stellen. Dazu versprach er die Unterstützung durch die Politik. Der Bereich Obst und Gemüse sei bereits im Fokus, nun solle auch der Zierpflanzenbau gefördert werden. Die wichtigen Erkenntnisse des Kongresses dienen in der Folge der Politik, um unterstützende Maßnahmen für die grüne Branche zu erarbeiten und politisch durchzusetzen - also eine große Chance für die grünen Disziplinen, Zeichen zu setzen.

Aber auch das aktuelle Treffen in Berlin war wie immer. Produzierende Betriebe und ihre Verbandsvorsitzenden trugen ihre Sorgen vor, im Moment sind es die Energiepreise, der Klimawandel, der Fachkräftemangel sowie Firmeninsolvenzen. Die Gehölze verwendenden Disziplinen zeigten zwar Präsenz, brachten sich aber kaum mit größeren Beiträgen und Forderungen ein. Dabei werden seit Jahren Wertschöpfungsketten erwartet, die aber bei genauer Betrachtung "an der Gewächshaustür" enden.

Zwar stellten einzelne Betriebe Vorhaben vor, beispielsweise die Baumschule Lorenz von Ehren ein Leuchtturmprojekt (Bunkerbegrünung in Hamburg) oder die Firma Helix spezielle Gebäudebegrünungssysteme, aber die Entkopplung von Produktion und funktionaler Gehölzverwendung bleibt nach wie vor existent. Die Stadtbegrünung wird seitens der Produzenten als Absatzmarkt wahrgenommen, die nachfolgenden Prozesse werden jedoch wenig begleitet oder die eigenen Produkte wenig darauf gezielt abgestimmt.

Das zeigt sich beispielweise bei der Diskussion über Klimabäume, zu denen erste Listen publiziert wurden, aber die ebenso bedeutsamen Zusammenhänge des Anzuchtklimas und der späteren Standortsituationen werden nicht nachhaltig gelebt. Gleiches gilt für den politisch gewollten Torfausstieg. In Studien wird nach organischen Ersatzstoffen gesucht, anstatt sich zu fragen, ob nicht mineralische Substrate aus Recyclingmaterialien im Sinne eines Kreislaufwirtschaftssystems zum besseren Anwuchs von Bäumen in urbanen Situationen das Gebot der Stunde wären. Der Straßenbau macht das vor!

Wenn ein Zukunftskongress mit den Worten "Die Aufgaben werden verteilt und die Probleme angegangen" endet, dann bleiben doch wohl die wichtigen Fragen ohne Antwort. Oder bilden wir doch lieber erst einen Arbeitskreis?

Ihr Prof. Dr. Hartmut Balder

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Prof. Dr. habil. Hartmut Balder
Autor

Leiter Institut für Stadtgrün, Falkensee

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