Kommentar
Spielplätze sind Lebensplätze
von: M. A. Mechthild KlettWir haben Fehler gemacht - diesen Satz hört man selten - zumal bei Politikern. Nun hörten wir diesen Satz vom Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, dass es falsch war, während der Corona-Pandemie unter anderem die Kitas zu schließen und auch die Spielplätze zu sperren. Wenn Kinder sich nicht bewegen können auf dafür extra ausgewiesenen und geschützten Flächen, gibt es nachweislich gesundheitliche Beeinträchtigungen.
Doch das, was für viele Kinder die offenbar unnötige Ausnahmesituation war, ist für immer mehr Kinder der Normalzustand: Wenn nämlich Kitas keine Außenflächen haben und mit nicht geringem Aufwand zum nächsten Spielplatz fahren müssen. Denn Fahrzeit ist auch keine Bewegungszeit.
Dabei ist der Bewegungsdrang schon von Kleinkindern nach jüngsten Studien erheblich. Bis zu 3,2 Kilometer oder bis zu 8000 Schritte bewegen sie sich am Tag, wenn sie die Möglichkeit dazu haben. Bei fünf und sechs Jährigen sind es bereits bis zu 12.000 Schritten täglich.
Kinder, die diese Bewegungsmöglichkeiten nicht haben, entwickeln sich motorisch und geistig nicht in dem Maße, wie sie es könnten. Keine Außenfläche in Kitas zu haben, grenzt damit an einer strukturellen Körperverletzung, einer unterschätzten noch dazu. Wohnortnahe Spielplätze sind also in Quartieren mit wenig Wohnfläche pro Kind absolute Pflicht.
Natürlich liegt es oft am fehlenden Geld, wenn neue Kitas ohne Außenfläche geplant werden. Und natürlich ist eine Kita ohne Außenfläche immer noch besser als gar keine Kita. Doch diese unterlassenen Entwicklungschancen sind häufig nicht mehr aufzuholen. Daher sollte eine Kita ohne Außenfläche die absolute Ausnahme bleiben und nicht zur Regel mutieren. Spielplätze sind Lebensplätze!
Mechthild Klett