Kommentar

Verkehrswende: Räume zurückholen

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Die grüne Infrastruktur fördert die aktive Mobilität, das Zu-Fuß-Gehen und Fahrradfahren in unseren Städten. Im Schatten von Bäumen, entlang grüner Säume und in den Grünanlagen wird aktive Bewegung gefördert. Stadtgrün und aktive Mobilität führen also zu einer win-win-Situation. So weit so gut. Schauen wir allerdings genauer hin, erscheint am Horizont ein neuer Konflikt. Die Entwicklung des Stadtgrüns und die Förderung des Radverkehrs verursachen knallharte Interessenskonflikte.

Vorwürfe gegenseitiger Behinderung oder gar Verhinderung brechen sich Bahn. Beispiele häufen sich, in denen Radwegeplanungen zu Konflikten mit dem Baumerhalt, zu Baumfällungen oder flächigen Versiegelungen führen. Radwegeplanungen im städtischen Bereich scheitern, weil vorhandene oder neugeplante Straßenbäume den nötigen Platz blockieren. Grünanlagen, die von Radwegerouten durchquert werden, schüren Konflikte zwischen Fußgängern, Familien und spielenden Kindern auf der einen sowie dem schnellen und ungehinderten Radverkehr auf der anderen Seite.

Bevor sich dieser Konflikt zum verfestigten Dilemma ausweitet, braucht es dringend Lösungen. Diese müssen auf einem gegenseitigen Verständnis der jeweils anderen Position und auf fachlich fundierten und nachvollziehbaren Fakten basieren. Neben den Fragen der örtlich zu klärenden Routenplanung und Routendichte im Stadtgrün, bedarf es Klarheit über die Ausbaustandards. Können wassergebundene Wege überhaupt dem Fahrradverkehr dienlich sein oder ist Asphalt in jedem Fall die umweltschädlichste Variante. Insgesamt bedarf es dringend einer weiteren wissenschaftlichen Klärung und eines fachlichen Diskurses.

Das gemeinsame Ziel, lebenswertere Städte zu entwickeln, darf dabei keinesfalls aus den Augen verloren werden. Unsere Städte haben in der Vergangenheit im großen Umfang Flächen an den motorisierten Individualverkehr verloren. Wenn wir eine grundlegende Änderung unserer urbanen Mobilität herbeiführen wollen, müssen wir diesen Platz nicht nur für den ÖPNV, sondern auch für die aktive Mobilität und das Stadtgrün großzügig nutzen.

Es ist eindeutig, die Verkehrswende muss auf der Straße stattfinden. Was nur gelingt, wenn die Vertreterinnen und Vertreter der aktiven Mobilität und der grünen Infrastruktur ihre Gemeinsamkeiten herausstellen. Auf dieser Grundlage muss der erforderliche Raum dort zurückgeholt werden, wo er in der autogerechten Stadt verloren gegangen ist, auf der Straße!

Rüdiger Dittmar

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Dipl.-Ing. Rüdiger Dittmar
Autor

Leiter Amt für Stadtgrün und Gewässer, Leipzig und Vizepräsident der GALK

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