Pflanzpläne IGA Berlin 2017
Alte und neue Gärten prägen die Gartenschau

Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die Pflanzungen und Gärten. Eine der gärtnerischen Attraktionen wird das Gräserband der Landschaftsarchitektin Ingrid Gock sein. Es verläuft parallel zu den Wassergärten am westlichen Ende des Geländes entlang des Hauptrundweges, der Gartenpromenade, und weiter über Geländemodellierungen. Es wird im New German Style angelegt: "In freier Interpretation werden auf 1900 Quadratmetern von Gräsern geprägte Landschaften wie Steppe, Prärie und Frische Freifläche mit ihren charakteristischen Gräsern und Stauden präsentiert", erläutert Gock.
Sie zeigen von Juni bis September ihre Pracht. "Die Abfolge der Landschaftsbilder geht mit einem Farbverlauf von kühl in der Steppe zu warm in der Prärie zu kühl in der Freifläche einher, (s. www.stadtundgruen.de/media/PDF).
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Gräserband von Ingrid Gock
So werden in der Steppe die filigranen Blütenwolken der Feder- und Liebesgräser von Katzenminzen und Blaunesseln in Blau-, Violett-Tönen untermalt", erläutert Gock. In der Prärie gesellen sich zu den braunroten und roten Rutenhirsen orange-rote Sonnenbräute und gelb-orange Sonnenhüte zum Prärie-Bartgras, das mit einer rötlichen Färbung im Austrieb und im Herbst auffällt", so Gock.
Lampenputzer-, Diamant- und Silberährengras bestimmen mit ihren flauschigen Walzen und silbrig-rosa leuchtenden Ähren die Freifläche. Blutweiderich, Salbei und Astern in magenta und purpur-violett changierenden Farbtönen begleiten die Gräser durch das Jahr.
Im Frühjahr stehen Tulpen und Narzissen in Blüte, im Frühsommer erheben sich Steppenlilie, Prärielilie und hoher Zierlauch über Gräser und Stauden und unterstreichen den Charakter des jeweiligen Landschaftsbilds. Traubenhyazinthen und Prärielilien überziehen im April und Mai das Gräserband mit einem zart-blauen Blütenschleier, beschreibt die Landschaftsarchitektin Gock.
Mit dem von Karl Foerster favorisierten Dreiklang der Farben rot-blau und weiß-rosa-blau wird hingegen einige Meter weiter gearbeitet. Bereits im Jahr 2008 wurde eine Neuformulierung des bereits zu DDR-Zeiten errichteten Karl-Foerster-Gartens in den "Gärten der Welt" vorgenommen und die Reformansätze des berühmten Staudengärtners neu interpretiert. Er präsentiert zugleich die artenreiche Pflanzenverwendung Foersters.
Pflanzplan Karl-Foerster-Garten
Foerster verfolgte das Ziel, den architektonischen, streng formalen Garten mit naturnahen Strukturen und Pflanzungen als Doppelreich zu verbinden, (siehe auch Johannes Schwarzkopf: "Das große Doppelreich des Gartens". Stadt+Grün 11-2008 und Christian Meyer: "Die Bepflanzung des Karl-Foerster-Gartens in Berlin-Marzahn", Stadt+Grün 12-2008). Hieran knüpften Schwarzkopf und Meyer bei ihren Entwürfen an, (s. www.stadtundgruen.de/media/PDF). So liegt ein viereckiger, von einem kreuzförmigen Weg geteilter streng formal gestalteter Bereich im Inneren des Gartens, in dessen Mitte wiederum ein Wasserbecken liegt. Die Formalität des Vierecks wird dazu noch von einer Holzpergola verstärkt, die wiederum etwa von Ramblerrrosen wie `New Dawn` und Wisteria sinensis berankt ist und so zum natürlich anmutenden Außenbereich eine Verbindung herstellt.
Hier sind Heidegartenpartien, offene Rasenflächen und Offener Gehölzsaum vorzufinden. Hinzukommt eine Steingartenpartie im Gehölzschatten bis hin zu einem Laubwaldrand mit einer Lichtung, in dessen Bereich Waldstaudenpflanzungen gesetzt wurden. Ein Tiefschattenbereich beschließt den Karl-Foerster Garten.
Pflanzplan Christlicher Garten
Ein ebenfalls sehr formalisierter Garten ist der Christliche Garten vom Büro relais Landschafts-architekten, der im Jahr 2011 fertiggestellt wurde (Pflanzplan s. www.stadtundgruen.de/media/PDF). Angelehnt an die Urform eines Klostergartens bildet er ein Quadrat, das von einer vier Meter hohen Fagus sylvatica-Hecke umsäumt und von einem Wandelgang umgeben ist, der aus goldfarbenen Textabschnitten des Alten und Neuen Testamentes und weiteren Texten unter anderem aus Philosophie und Literatur erstellt wurde.

Das Gartenquadrat wird durch einen kreuzförmigen Weg nochmals in vier Quadrate unterteilt und erschlossen. "Der Kreuzgarten des Mittelalters wurde zum Bedeutungsträger des himmlischen Paradieses, dessen Harmonie die bis zur Zeichenhaftigkeit reduzierte Gartenform durchscheint. Die darauf begründeten Konnotationen des Gartens als eines Ortes der Utopie, der Friedfertigkeit, des Rückzuges, der Erneuerung aber auch der Sinnsuche wirkten für Jahrhunderte grundlegend auf die Wahrnehmung von Garten und Landschaft", erläutern relais Landschaftsarchitekten ihren Gestaltungsansatz. Zugleich sei die Abgeschlossenheit des Gartens als Introvertiertheit zu interpretieren, die an das Raumkonzept und Allegorie des Hortus conclusus - des verschlossenen Gartens - anknüpfe.
Jeweils drei bis zu 2,5 Meter breite Hecken aus Ilex crenata 'Convexa' geben den vier Quadraten ihre jeweilige Raumstruktur. Zwischen ihnen sind weißblühende einjährige Geophythen wie Krokusse, Narzissen und Zierlauch gepflanzt, ergänzt durch Rosengehölze, Clematis und Waldreben wie Rosa `Kew Garden`, Clematis-Hybride 'Huldine' und Clematis viticella ´Hagelby White´. Den bodennahen Bereich dominiert der Blutstorchschnabel Geranium sanguineum 'Album' sowie Anemone sylvestris. Zudem wurde ein Wasserstein aus vier schwarzen Gabbro-Natursteinblöcken integriert, aus deren Oberseite Wasser quillt, das die in unterschiedliche Richtungen geneigten Oberflächen mit einem dünnen Film überzieht und jeweils nach einer Seite abläuft. So belebt der Wasserstein den Garten optisch und akustisch.
Mechthild Klett