Stadtnatur und Stadtklima
Eine Spurensuche an der Universität Kassel
Die Ausstellungen präsentieren seit Dezember 2022 bis Mai 2024 die Geschichte und das Profil des Fachbereichs aus unterschiedlichen Perspektiven und bilden die Schwerpunkte des Lehrens, Lernens und Forschens in den drei Instituten Architektur, Urbane Entwicklungen sowie Landschaftsarchitektur und Landschaftsplanung ab.
An der damals im Rahmen der Hochschulreform gegründeten Gesamthochschule Kassel zeichnete sich der Fachbereich durch ein Projektstudium aus. An die Gesamthochschule wurden innovative Professor*innen mit Interesse an interdisziplinärer Forschung und alternativen, vor allem gesellschaftsorientieren, Planungsverständnissen berufen.
Das Projektstudium ermöglichte in exemplarischen Situationen und an realen Fällen die Theoriebildung mit der Planungspraxis zu verbinden. Viele Projekte wurden von Studierenden initiiert, die ihre Interessen formulieren und praktisch erproben konnten: Lehren und Lernen sollten eine Einheit bilden. Diese Idee äußert sich auch heute noch darin, dass die Teilausstellungen von den beteiligten Fachgebieten und Studierenden gemeinsam erarbeitet und verantwortet werden.
Im Rahmen der Ausstellungsreihe zeigte die von Studierenden erarbeitete und von Margarete Arnold und Franziska Bernstein kuratierte Teilausstellung "Spurensuche –Stadtnatur und Stadtklima in Kassel", die Fülle und lange Tradition an studentischen Arbeiten, die sich mit Themen im Bereich von Stadtnatur und Stadtklima beschäftigt haben.
Zur inhaltlichen Vorbereitung haben die beteiligten Fachgebiete Freiraumplanung, Umweltmeteorologie sowie Landschaftsplanung und Kommunikation im Wintersemester 2022/23 Studienprojekte durchgeführt. Zu sehen waren Aspekte aus Geschichte und Themen des Fachbereichs wie etwa Klimaanpassung, Geschichte der Stadtklimaforschung in Kassel, Mikroklima auf dem Campus, Urban Gardening, Tiere in der Stadt, Brache und Freiraum, Kasseler Schule, Wand- und Dachbegrünungen und Gewässer in Kassel.
Die Diskussion um Klima und Natur in Städten wurde seit den 1970er Jahren in Kassel in unterschiedlichen Ausprägungen geführt: Während einige Themen wie Gebäudegrün und städtische Überwärmung kontinuierlich diskutiert werden, variierten andere über die letzten 50 Jahre. Beispielsweise arbeitete die studentische Recherchegruppe zu Urban Gardening heraus, dass dieses Thema Anfang der 2000er vermehrt als Gegenstand in Projekt-, Studien-, und Abschlussarbeiten zu finden war.
Von den Studierenden wurden interessante Verbindungen zwischen dem Fachbereich und der Stadtgesellschaft in Kassel entdeckt. In der Ausstellung stellten die Studierenden einige vom Fachbereich initiierte Projekte mit praktischer Umsetzung vor, die weiterhin Bestand haben und inzwischen in den Händen zivilgesellschaftlicher Organisationen liegen. Eine Studierendengruppe zum Mikroklima modellierte für die Erweiterung des Hochschulcampus die klimatischen Veränderungen aufgrund der geplanten Bebauung. Gezeigt wurde, wie sich städtebauliche Planungsvarianten auf das Mikroklima des Campus auswirken könnten.
Insgesamt konnte nachgewiesen werden, dass am Fachbereich schon in der Vergangenheit zu Problemen, die auch heute noch relevant, wenn nicht sogar dringlicher sind, geforscht wurde. Andererseits wurden Beispiele des Wissenstransfers von der universitären Forschung in die Planungsämter und sogar in Bezug zur Universitätsverwaltung in Kassel als entwicklungsfähig dargestellt.
Möglich wurde diese Spurensuche ausschließlich durch das doku:lab, der Dokumentations- und Medienwerkstatt für studentische Arbeiten des Fachbereichs ASL, welche die aus einer studentischen Initiative hervorging und seit 1974 studentische Projekt-, Studien-, und Abschlussarbeiten sammelt und diesen umfangreichen fachbereichseigenen Fundus zugänglich macht. So konnten in der Ausstellung auch ausgewählte studentische Arbeiten präsentiert sowie zeittypische Arbeitsweisen im Studium und sich wandelnde Darstellungstechniken sichtbar werden.
Die Ausstellung wurde von einem Rahmenprogramm wissenschaftlich flankiert, das ein Kolloquium mit Fishbowl-Diskussion und die Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Britta Jänicke "Von der städtischen Wärmeinsel zur klimawandel-angepassten Stadt" sowie zwei Spaziergänge von Dr. Frank Lorberg "Orte und Geschichten" über den Campus und "Sichtbar machen" durch die Kasseler Nordstadt umfasste.
Die Spaziergänge basierten sowohl auf der Spaziergangswissenschaft von Annemarie und Lucius Burckhardt als auch auf der Indizienwissenschaft nach Karl-Heinrich Hülbusch, die am Fachbereich gelehrt haben. Beide Ansätze, dienen zur Erkundung von baulich-sozialen Situationen sowie zur Methodenreflexion.
Katalog und Dokumentation der Ausstellung und des Rahmenprogramms sind im Magazin auf der digitalen Ausstellungsplattform des Fachbereichs ASL https://r-ein.de/ verfügbar. Weitere Informationen zur Ausstellungsreihe sowie künftigen Veranstaltungen werden auf der Webseite des Fachbereichs ASL veröffentlicht:
https://www.unikassel.de/fb06/oeffentliche-veranstaltungen
Arnold, Franziska Bernstein, Britta Jänicke und Frank Lorberg