Veränderungsprozesse als Chance für die Freiraumentwicklung?
Hamburg 2013 plus
von: Dr. Cornelia PetersHamburg 2013: Es ist das Jahr der großen Präsentationen - der Internationalen Bauausstellung (IBA Hamburg) und der Internationalen Gartenschau (igs 2013) auf der Elbinsel Wilhelmsburg. Stadtentwicklungspolitisch wird damit der "Sprung über die Elbe" vollzogen, der mit dem Großprojekt HafenCity seinen Ausgangspunkt nimmt. Hamburg verfestigt mit diesen drei Vorhaben sein Bild der grünen Metropole am Wasser. Zahlreiche Freiräume und Parkanlagen entstehen derzeit neu: der Wilhelmsburger Inselpark, der Lohsepark in der HafenCity (Meyhöfer et al. 2012; Bruns-Berentelg et al. 2010) oder der Quartierspark auf der Harburger Schlossinsel.1)
Die bunte Vielfalt neuer Parkanlagen ergänzt das eindrucksvolle gartenkulturelle Erbe, das insbesondere durch die großen Volksparks des 20. Jahrhunderts wie auch die ehemaligen privaten Landschaftsgärten des 19. Jahrhunderts das Grüne Netz der Stadt bis heute prägen (Grunert 2012). Es besteht aus zwei grünen Ringen und den Landschaftsachsen, die strahlenförmig aus der Innenstadt bis ins Umland führen.
Hamburg feiert diese großartige städtebauliche und grünplanerische Leistung im Jubiläumsjahr 2014. Die Grünverwaltung blickt dann auf eine 100-jährige Tradition zurück. Auch die beiden großen Volksparks - der Stadtpark in Winterhude und der Volkspark in Altona - werden 100 Jahre alt. Unter breiter Einbindung der Bezirke, Fachverbände, Vereine und Initiativen sind zahlreiche Aktivitäten geplant. Darüber hinaus soll im Jubiläumsjahr ein Fachkongress zum Thema Volkspark stattfinden.
Was passiert aber abseits der Großprojekte sonst noch in Hamburg? Wie reagiert die Stadt auf aktuelle Veränderungen und Herausforderungen, die sich durch demographischen Wandel, die Diversifizierung der Stadtgesellschaft, den Klimawandel, eine verstärkte Innenentwicklung oder knappe finanzielle und personelle Ressourcen ergeben? Im "Schatten" der medienwirksamen Großprojekte entstehen aktuell eine Reihe gesamtstädtischer Konzepte und Programme, die die Stadt fit für die Zukunft machen sollen - weniger öffentlichkeitswirksam, aber mit langfristig, strategisch angelegten Komponenten.
Dieser Beitrag soll einen schlaglichtartigen Überblick geben, welche Wege die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) in Hamburg beschreitet, um zwei der zentralen aktuellen Herausforderungen zu begegnen:
- Die Verdichtung der Stadt in Zusammenhang mit der Anpassung an den Klimawandel und
- die Ausdifferenzierung einer pluralistischen Gesellschaft, die mehr Mitwirkung und Einflussnahme auf Entscheidungsprozesse der Stadtentwicklung einfordert.
Fit für die Zukunft: Auf dem Weg zu neuen gesamtstädtischen Konzepten
Hamburg wächst und möchte auch weiterhin wachsen und zwar nach innen. Erklärtes politisches Ziel ist der Neubau von 6000 Wohneinheiten pro Jahr auf den Flächen der inneren Stadt durch Verdichtung. Damit dies qualitätsvoll stattfinden kann, wird aktuell der strategische Planungsansatz "Qualitätsoffensive Freiraum" verfolgt. Der Veränderungsprozess wird als Chance gesehen, einen "grünen Mehrwert" zu erzielen. Der zentrale Leitsatz ist, dass zunehmende Verdichtung immer mit der Aufwertung von privaten und öffentlichen Freiräumen einhergehen soll. Die Wohnungswirtschaft nimmt dabei als Schlüsselakteur eine zentrale Rolle ein und ist bei der diskursiven Erarbeitung in zahlreichen Werkstattgesprächen intensiv beteiligt. An dieser Stelle wird auf eine ausführlichere Darstellung verzichtet und auf die bereits erfolgten Veröffentlichungen zum Thema verwiesen (vgl. Peters 2012a; Peters 2012b).
Darüber hinaus möchte Hamburg grüne Dachlandschaften entwickeln und plant eine Gründachstrategie. Interessant ist die "neue Triebkraft" dieser Initiative. Wurde Dachbegrünung bislang immer in der Tradition des Gedankenguts der Ökologiebewegung der 1980er-Jahre als Biotopelemente betrachtet, soll sie nun eine Antwort auf zwei zentrale Herausforderungen geben: 1. die Bewältigung der Folgen des Klimawandels (Starkregenereignisse, erhöhte Überflutungsgefahr) und 2. die Verdichtung der Stadt (für eine wachsende Bevölkerung stehen immer weniger Freiräume zur Verfügung). Insofern soll das Programm auf eine gezielte Förderung der Rückhaltefunktion sowie der Erschließung neuer Potenziale durch Freiraumnutzungen auf den Dächern ausgerichtet werden. Die Gründachstrategie soll als ein breit in die Stadtgesellschaft hinein angelegtes Projekt mit umfangreicher Akteursbeteiligung konzipiert werden.
SUG-Stellenmarkt
Das Projekt RISA - Leben mit Wasser (RegenInfraStruktur-Anpassung)2) erhält mit der Gründachstrategie einen Teil einer Umsetzungsperspektive. Der Klimawandel verlangt vorausschauende Konzepte im Umgang mit der zu erwartenden Zunahme von Starkregenereignissen. Darauf sind weder die herkömmlichen Entwässerungssysteme noch die städtischen Haushalte geeicht. Die Pufferung von Starkregenereignissen, insbesondere durch Mehrfachnutzungen von Frei-, Grün- und auch Straßenverkehrsflächen, spielt bei RISA eine strategische und zentrale Rolle. Gestalten mit Regenwasser ist und wird künftig in Hamburg integraler Bestandteil von Freiraumkonzepten und Bestandteil von Wettbewerbsauslobungen sein.
Ein 2012 fertig gestelltes Gutachten zum Stadtklima bewertet zudem die heutige Klimasituation in Hamburg sowie die voraussichtliche Veränderung bis zum Jahr 2050. Es gibt zahlreiche Handlungshinweise für eine klimabewusste Stadtentwicklung, die Aussagen über Wärmebelastung, Durchlüftung und das Bioklima beinhaltet und räumliche Handlungsschwerpunkte ableitet.3) Sie werden in das Landschaftsprogramm aufgenommen, das aktuell fortgeschrieben wird.
Angesichts des demographischen Wandels und der Diversifizierung der Stadtgesellschaft werden nutzerbezogene Programme und die Förderung zielgruppenspezifischer, urbaner Lebensqualität immer wichtiger. Das Programm "Freiraum und Mobilität für ältere Menschen" entwickelt beispielsweise die Grundlagen für eine an den Bedürfnissen älterer Menschen orientierte Freiraumplanung.4) Betroffene, Experten und Multiplikatoren wirkten aktiv an der Entwicklung des Handlungsrahmens und der Umsetzung von Pilotvorhaben mit. Dies leitet zum zweiten Zukunftsthema über - der Stadt für alle.
Stadt für Alle: Auf dem Weg zu einer neuen "Kultur der Mitwirkung"
Es bewegt sich was - in Hamburg. Spätestens seit sich die Initiative "Komm in die Gänge" 2009 formierte, um mit prominenter Unterstützung den Abriss des historischen Gängeviertels inmitten der Innenstadt zu verhindern, hat bei Politik und Verwaltung ein Umdenken stattgefunden. Dass eine neue Planungskultur notwendig ist, zeigt, dass in Hamburg innerhalb der vergangenen 15 Jahre 54 Verfahren zu Bürgerbegehren, die Bauvorhaben betreffen, angestoßen wurden.5) Bei den 18 Fällen, in denen es zur Vereinbarung eines Kompromisses, die Übernahme der Begehren durch die Bezirksversammlungen und erfolgreiche Bürgerentscheide kam, ist anzunehmen, dass es zu auch zu einer Verhinderung, Verzögerung oder deutlichen Veränderung der Bauvorhaben gekommen ist.
Die Mitwirkung der Stadtgesellschaft birgt erhebliche Chancen, wenn es gelingt von einer "Dagegenkultur" (Lotter 2012) zu einer "Kultur der Mitwirkung" zu kommen. Was bedeutet es für die mit der Freiraumentwicklung befassten Verwaltung, wenn sich der Bürger zunehmend vom Konsument zum Mitgestalter entwickelt, wenn also eine "Kultur der Mitwirkung" oder weiterführend des "Selbermachens" entsteht? Darauf gibt es noch keine fertigen Antworten. Letztlich kann nur von einem Annäherungsprozess an die projektspezifisch richtigen Formen der Mitwirkung die Rede sein. Der Planungsprozess um das vielfach publizierte Projekt Park Fiction belegt eindrucksvoll, welche Chancen für die Freiraumplanung entstehen, wenn es gelingt, die Nutzer in den Entwurfsprozess einzubeziehen. Für die Profession der Freiraumplaner bedeutet die Zusammenführung verschiedener Qualitätsvorstellungen sowie die Übersetzung der Nutzerwünsche in die Welt der Pläne und Experten einerseits ein neues Aufgabenfeld. Gleichzeitig gilt es, die eigenen ästhetischen Vorstellungen, die sich genauso wie bei "Laien" über die Sozialisation herausgebildet haben, zu hinterfragen.
Hamburg ist auf dem Weg zur Entwicklung und Erprobung einer neuen Planungskultur der Mitwirkung. In Kürze wird beispielsweise ein Leitfaden zur Bürgerbeteiligung in der Bauleitplanung erscheinen. Mit der "Hamburger Stadtwerkstatt"6) wurde zudem eine neue, stadtweite Plattform eingerichtet, mit der eine neue Planungskultur durch eine Verstärkung der Information und Partizipation bei Stadtentwicklungsprojekten und Umweltschutzthemen gefördert werden soll. Dies sind nur einige Beispiele von vielen auf dem Weg zur Entwicklung und Erprobung einer neuen Planungskultur der Mitwirkung. Im Folgenden werden drei ganz unterschiedliche, aktuelle Projekte herausgegriffen, die die Bandbreite an möglichen Mitwirkungsformen spezifisch für die Freiraumentwicklung in Hamburg aufzeigen.
Park Mitte Altona: Mitwirkung im Planungsprozess
In Zusammenhang mit dem nach der HafenCity mit 75 Hektar aktuell größten städtebaulichen Projekt "Mitte Altona" soll ein etwa acht Hektar großer öffentlicher Stadtteilpark unter Mitwirkung der Öffentlichkeit entstehen. Die Planung der Deutschen Bahn AG, den heutigen Kopfbahnhof Altona an den S-Bahnhof Diebsteich zu verlagern, eröffnet die Möglichkeit, in zentraler Lage einen innerstädtischen Wohnstandort zu entwickeln. Aus dem im Jahr 2010 von der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, BSU, ausgelobten städtebaulich-landschaftsplanerischen Wettbewerb ging der Entwurf der beiden Hamburger Büros André Poitiers und arbos Freiraumplanung hervor, der zu einem Masterplan weiter entwickelt wurde.
Er sieht eine dichte Blockrandbebauung mit etwa 3500 Wohneinheiten und eine etwa acht Hektar große öffentliche Parkanlage vor. Im Bezirk Altona gibt es eine lange und erfolgreiche Tradition von Beteiligungsprozessen (siehe Zukunftsplan Altona)7). Für die Auslobung des im Laufe des Jahres 2013 stattfindenden freiraum-planerischen Realisierungswettbewerbs sollten gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung Vorgaben entwickelt werden. Das Beteiligungsformat ist eingebunden in einen umfangreichen Kommunikationsprozess der BSU, der auf aktive Mitwirkung und Teilhabe am Planungsprozess ausgerichtet ist - die Antwort von Politik und Verwaltung auf Befürchtungen von lokalen Initiativen und Anwohnern, die Neuentwicklung verstärke bereits stattfindende Gentrifizierungsprozesse und habe negative Auswirkungen auf die angrenzenden Stadtquartiere.
Der Mitwirkungsprozess für den neuen Stadtteilpark ist gekennzeichnet von drei Elementen: Die aufsuchende Beteiligung in Fokusgruppen-Workshops, einem öffentlichen Thementag sowie die Beteiligung der Bürger im Preisgericht.8)
In einer ersten Phase fanden im Herbst 2012 zehn Workshops mit unterschiedlichen Fokusgruppen statt (Kinder und Jugendliche, Menschen mit Behinderungen, unterschiedlicher Herkunft und Kultur, Anwohner, Sportvereine, Senioren oder Kulturschaffende). Insgesamt waren in dieser Planungsphase 93 Bürgerinnen und Bürger beteiligt.
Als Ergebnis des Workshops entwickelte jede Fokusgruppe ein dreidimensionales Modell. Dieser Aushandlungsprozess, der geführte Diskurs über die unterschiedlichsten Nutzeransprüche und die notwendigen funktionalen Rahmenbedingungen führte zu einem gegenseitigen Verständnis für die unterschiedlichen Interessenlagen und war ein großer Lernprozess für alle Teilnehmenden.
Die zweite Phase folgte im Januar 2013 mit dem Thementag "Park und Freiraum". Der ganztägige Workshop hatte das Ziel, mit einer breiten, interessierten Öffentlichkeit in den Dialog zu treten und gemeinsam die abschließenden Hinweise für die Wettbewerbsauslobung mit Hilfe von Experten der Freiraumplanung in einen Programmplan und einer Prioritätenliste der Nutzungswünsche zusammenzuführen. Auf dem Thementag galt es, neben den eigenen Vorstellungen und Interessen auch ein Bewusstsein für die Bedürfnisse der anderen zu wecken und hieraus konsensfähige Leitlinien zu formulieren.
Das Ergebnis des Beteiligungsverfahrens stellt eine wesentliche Grundlage für den Wettbewerb dar.
Die Öffentlichkeit soll auch weiterhin Einfluss nehmen. Aktuell werden zwei Bürgervertreter als stimmberechtigte Mitglieder für die Wettbewerbsjury gesucht. Der weitere Erfolg des Parks wird sicherlich davon abhängen, inwieweit es gelingen wird, die Bürger auch an der nachfolgenden Umsetzung zu beteiligen (zum Beispiel Mitmachaktionen) und bei Bedarf auch Flächen zum "Selbermachen" zur Verfügung zu stellen.
Urban gardening: Unterstützung selbst organisierter Prozesse
Eine völlig andere und in Hamburg bislang wenig praktizierte Form von Verwaltungshandeln ist die Unterstützung von Menschen und Initiativen, deren Verständnis vom städtischen Leben in verschiedenen Formen des "Selbermachens" liegt, wie dem urban gardening.
Die Garteninitiativen sind Ausdruck einer neuen, diversifizierten Stadtgesellschaft. In Hamburg gibt es mittlerweile rund 20 solcher privat initiierter Projekte. Sie verkörpern unterschiedlichste Ansätze, Motive und Ziele. Manche stellen den sozialen Aspekt des Miteinanders und die aktive, auch politische Diskussionskultur im Stadtteil in den Vordergrund, andere zielen auf den Erhalt alter Saatgutsorten oder die lokale und gesunde Nahrungsmittelproduktion ab. Einigen geht es aber auch einfach nur um die Lust am gemeinschaftlichen Gärtnern, die Sehnsucht nach Naturnähe oder die Verschönerung von Freiflächen. Die wohl prominentesten Beispiele sind das "Gartendeck" auf St. Pauli und der Interkulturelle Garten in Wilhelmsburg.
Weitere Projekte sind beispielsweise die "Keimzelle" im Karoviertel der "Beetclub Suttnerpark" in Altona, der "Permakulturgarten" im Altonaer Volkspark oder der Stadtteilgarten Hamm. In der Vergangenheit wurden solche Projekte seitens der Verwaltung eher geduldet als aktiv unterstützt. Mittlerweise sind die städtische Verwaltung und die lokalen Akteure aber in intensivem Austausch miteinander. Ende 2012 wurde ein regelmäßiger Gesprächskreis aus Verwaltung, Politik und urban gardening Initiativen ins Leben gerufen, um gemeinsam auszuloten, in welcher Form eine städtische Unterstützung erfolgen kann. Seit Anfang 2013 gibt es in der BSU eine zentrale Ansprechpartnerin, die Koordinierungsfunktion übernimmt, bei Konflikten vermittelt und Kooperationen mit unterschiedlichen Akteuren anregt. In diesem Zusammenhang wird auch für neu gegründete Initiativen geprüft, diesen geeignete öffentliche Flächen für die Realisierung von "urban-gardening-Projekten" zur Verfügung zu stellen. Ein weiteres Aufgabenfeld ist die Sensibilisierung der Wohnungswirtschaft für das Thema und die Gewinnung als Kooperationspartner für die Qualifizierung privater Freiflächen etwa durch Gemeinschaftsgärten. Einzelne Genossenschaften haben das Thema bereits für sich entdeckt und haben auf ihren Flächen so genannte Nachbarschaftsgärten realisiert. Das "Blumenmeer" in Niendorf Nord, ein Projekt der Baugenossenschaft Freie Gewerkschaften, oder "Der Born blüht auf", eine Anwohnerinitiative der SAGA, seien hier beispielhaft genannt. Weiter bieten sich Kooperationen mit der Schulbehörde an, in dem vermehrt die Rahmenbedingungen zur Schaffung weiterer Schulgärten verbessert werden.
BIDs und Bäume: Private Investitionen in den öffentlichen Raum
Die Generierung von privaten Investitionen in den öffentlichen Raum dient nur auf den ersten Blick der Beschaffung von Finanzmitteln in Zeiten knapper öffentlicher Kassen. Der viel größere Nutzen/ Effekt entsteht durch die Bindung an und die Identifikation mit der geförderten Maßnahme, wie die im Jahr der Umwelthauptstadt 2011 durchgeführte Aktion "Mein Baum - Meine Stadt" zeigt.9) Die Wahrnehmung Hamburgs als grüne Stadt hängt eng mit dem grünen Charakter seiner Straßenräume zusammen: Etwa 245.000 Straßenbäume spannen ein feinmaschiges grünes Netz über die gesamte Stadt. Damit dies auch in Zukunft so bleibt, wurden im Rahmen der Aktion insgesamt 2639 Baumlücken geschlossen. Sie übertraf die Erwartungen der Initiatoren in der BSU deutlich. Durch das hohe Spendenaufkommen konnten mehr als 600 Bäume davon zusätzlich gepflanzt werden. Das Beispiel zeigt, dass ein überzeugendes Konzept durchaus zu einer hohen Spendenbereitschaft führen kann. Insbesondere stehen bei dieser Aktion aber die Breitenwirkung sowie der Identifizierungscharakter und die emotionale Bindung an den gesponserten Baum im Vordergrund.
Aufgrund des großen Erfolgs wird die Aktion auch nach dem Umwelthauptstadtjahr fortgeführt, allerdings ohne Unterstützung durch ein externes Marketing und mit weniger personellen und finanziellen Ressourcen.
Ein völlig anders gelagertes Beispiel privater Investitionen ist das in Hamburg seit 2005 mit dem "Gesetz zur Stärkung der Einzelhandels-, Dienstleistungs- und Gewerbezentren" eingeführte Bussiness Improvement District (BID). BID-Aktivitäten sind keine Wohltätigkeit. Sie dienen meist der "Adressbildung" und werden in der Regel initiiert, um einen Werterhalt oder eine Wertsteigerung der betroffenen Immobilien zu erreichen sowie durch ein attraktives Umfeld, den Umsatz zu steigern. Gleichwohl handelt es sich um eine Privatinitiative, die auch in einem hohen Maß der Stadt zugute kommt. Bisher sind in zwölf BIDs rund 27 Millionen Euro investiert worden.
Die Einrichtung von sechs neuen BIDs ist aktuell in Planung. Auch wenn kritische Stimmen die Kommerzialisierung und Privatisierung des Stadtraums sowie Verdrängung nicht erwünschter Bevölkerungsgruppen aus den BIDs kritisieren, so ist es angesichts knapper öffentlicher Kassen doch ein Erfolgsmodell für die Aufwertung öffentlicher Räume in Eigeninitiative (Armonat 2013).10)
Es bleibt zu hoffen, dass Politik und Verwaltung die eingeschlagenen Wege mutig, kreativ und mit Experimentierfreude weiter verfolgen. In jedem Fall ist erkennbar, dass sich die demokratischen Elemente in den Planungsprozessen der vergangenen zehn Jahre deutlich weiter entwickelt haben. Die Menschen wollen an der Entwicklung und Gestaltung ihres Wohnumfeldes teilhaben. Auf der Quartiersebene ist eine die Menschen integrierende und sie begeisternde Planung gefordert, also auch eine Besinnung auf einen räumlichen Maßstab, den die Menschen verstehen. In Hamburg fangen wir gerade damit an ...
Anmerkungen
¹) http://www.iba-hamburg.de/fileadmin/Mediathek/M50_binnenhafen/M41_parkschlossinsel/schlossinsel_111121_wettbewerbdoku.pdfwww.iba-hamburg.de/fileadmin/Mediathek/M50_binnenhafen/M41_parkschlossinsel/schlossinsel_111121_wettbewerbdoku.pdf
³) www.hamburg.de/hamburg-ist-gruen/3519286/stadtklima.html
4) www.hamburg.de/gruen-fuer-jung-u-alt
5) www.datenbank-buergerbegehren.de
6) www.hamburg.de/stadtwerkstatt
7) www.hamburg.de/altona/zukunftsplan-altona
8) Eine ausführliche Dokumentation des Beteiligungsprozesses und der Ergebnisse ist abrufbar unter:
www.hamburg.de/park-freiraum
9) www.hamburg.de/mein-baum-meine-stadt
und Sonderbeilage der Garten+Landschaft sowie TOPOS in 2012
Literatur
Armonat, Thomas (2013): Akteure in Zentrumsbereichen vernetzen. Interview mit Frithjof Büttner, BID-Beauftragter der Stadt Hamburg. In: Garten + Landschaft 03/2013, S. 30f.
Grunert, Heino (2012): Entstehung und Entwicklung des Hamburger Grüns am Beispiel ausgewählter Parkanlagen. In: Das grüne Hamburg. Metropole und Umwelthauptstadt an Alster und Elbe, S. 76-131. Hamburg 2012.
Meyhöfer et al. (2012): HafenCity Hamburg. Das erste Jahrzehnt: Stadtentwicklung, Städtebau und Architektur. Hamburg 2012.
Bruns-Berentelg et al. (2010): HafenCity Hamburg. Neue urbane Begegnungsorte zwischen Metropole und Nachbarschaft. Hamburg 2010.
Lotter, Wolf (2012): Was dagegen? In: brand eins 01/2012 (http://www.brandeins.de/magazin/nein-sagen/was-dagegen.html)
Peters, Cornelia (2012a): Neue Allianzen für den Freiraum! Die Wohnungswirtschaft als Bündnispartner für die Qualitätsoffensive Freiraum in Hamburg? In: pnd online 2/2012 (http://www.planung-neu-denken.de/images/stories/pnd/dokumente/2_2012/peters_cornelia.pdf)
Peters, Cornelia (2012b): Verdichtung? Ja, aber ... Die Qualitätsoffensive Freiraum in Hamburg. In: Garten + Landschaft Heft 04/2012, S. 27-30.