Die IPM 2019 im Zeichen von Nachhaltigkeit und Klimawandel

Neuheiten und Trends in der grünen Branche

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Grüne Branche Klimawandel
Eine der vier neuen Hortensiensorten der Hydrangea Breeders Association. Foto: Andrea Brill

Mit über 1500 Ausstellern aus 46 Ländern zog die Weltleitmesse des Gartenbaus IPM in Essen vom 22. bis 25. Januar 2019 rund 53.000 Besucher an.

Klimawandel und Nachhaltigkeit sind Trends, die sich beim Gang durch die Messehallen bei zahlreichen Ausstellern zeigten. So tritt das Stichwort Bio bei einigen Samenproduzenten auf. Nicht nur das Gemüse soll nach biologischen Kriterien wachsen, sondern bereits der Samen ist im besten Fall biologisch erzeugt. Ein Vorreiter auf diesem Feld ist der österreichische Samenhersteller Samenmaier. Er bezieht seinen Samen von der Biobaumschule Ottenberg, die sich eigens auf den biologischen Anbau von Blumen zur Saatproduktion spezialisiert hat. Ein weiteres Thema kristallisiert sich beim Saatgut heraus: das Angebot von Samen für Wildblumenwiesen, die die Biodiversität fördern. Ein Anbieter ist hier unter anderem der Erfurter Samen- und Pflanzenzüchter N.L. Chrestensen. Die Integration von Wildblumenwiesen ist nicht nur für die Landwirtschaft relevant, sondern setzt sich auch immer mehr in städtischen Grünanlagen durch.

Die Verwendung torffreier Erden zeichnet sich weiterhin als Trend ab. Hersteller wie die lettische Firma Compaqpeat oder DHG setzen auf die Produktion von Torfalternativen. Gründe für diese Suchen nach Torfalternativen liegen zum einen in der knappen Verfügbarkeit und zum anderen in der hohen Nachfrage nach Torf. Eine Neuheit ist die torffreie ökozertifizierte Erde Bioterra. Sie setzt sich überwiegend aus regionalen, nachwachsenden Rohstoffen zusammen, ist torffrei und damit ressourcenschonend; sie eignet sich insbesondere auch für den ökologischen Landbau und wird etwa als Blumen-, Pflanzen-, Tomaten- und Gemüseerde angeboten.

Compaqpeat machte sich in den letzten Jahren vor allem durch substratechnologische Innovationen einen Namen, wie zum Beispiel mit MiCo, einem organischen Dünger mit lebenden Mikroorganismen, wie Trichoderma, Bacillus subrilis sowie Huminsäuren und Algenextrakt. Durch die Biozönöse im Wurzelbereich wird die Pflanze gestärkt und kann Stresssituationen besser widerstehen, denn der organische Dünger unterstützt das Abwehrsystem. Zudem wird das Wachstum nützlicher Mikroorganismen im Wurzelbereich gefördert. Auch bei den Düngern ist also Umweltbewusstsein angesagt. Die Deutsche Cuxin Marketing GmbH präsentierte auf der IPM ihren Rasen-Naturdünger. Dieser profitiert von einer Langzeitwirkung, ist 100 Prozent organisch und unbedenklich für Mensch und Tier. Er enthält bodenbelebende Mikroorganismen und organische Rohstoffe für eine gute Wurzelbildung. Damit eignet er sich insbesondere für Rasenflächen, die von einem Mähroboter gemäht werden und ist ebenso anwendbar im kontrolliert biologischen Landbau.

Die Weiterentwicklung von urbanem Grün steht natürlich auch auf der Agenda vieler Hersteller und Organisationen. In Frankreich setzt sich gegenwärtig die Organisation Val'Hor mit verschiedenen Kampagnen für die Begrünung der Städte ein. Die demographischen Veränderungen - das Ansteigen der Bevölkerung in den Städten - fordert nach neuen Wegen. Val'Hor hat in diesem Rahmen das TV-Programm Mission vegetal sowie den Wettbewerb Les victoires du paysage lanciert, der die besondere Gestaltung von Straßen, Plätzen und städtischen Parkanlagen auszeichnet.

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VertiGan ist ein System zur vertikalen Begrünung von Hauswänden und Mauern in Form von zahlreichen kleinformatigen Behältern, die mit beliebigen Pflanzen bestückt werden können. Foto: Andrea Brill

Mit weiteren Initiativen soll beispielweise die Begrünung von Balkonen gefördert werden und einfache Ideen, wie grüne Trennwände zum Nachbarn, sollen das Bewusstsein der Stadtbewohner sensibilisieren. Aus Israel kommt eine Produktidee, die ebenso das urbane Grün fördern will: VertiGan - (gan - hebräisch für Garten). Es ist ein modulares System zur vertikalen Begrünung von Hauswänden und Mauern in Form von zahlreichen kleinformatigen Behältern, die mit beliebigen Pflanzen bestückt werden können. In China, wo die vertikale Begrünung bereits viel weiter fortgeschritten ist als in Europa, ist das Unternehmen bereits erfolgreich. In nächsten Schritten möchte VertiGan sich auf dem deutschen und europäischen Markt durchsetzen.

Die IPM ist auch der Ort, wo Neuzüchtungen erstmals vorgestellt werden. Im Neuheitenschaufenster hatten die Besucher bereits jetzt die Gelegenheit, 58 Neuheiten oder bisher nicht bekannte Wild- und Wuchsformen zu betrachten. Innerhalb dieser Neuheiten wurden die einzelnen Pflanzen in acht Kategorien für den Preis "IPM Neuheit 2019" prämiert. So wurde in der Kategorie Beet- und Balkonpflanze die Xerochrysum bracteatum Granvia Gold von MNP flowers ausgezeichnet, eine Strohblume mit großer Fernwirkung und großen Blüten. In der Kategorie Frühjahrsblüher machte in 2019 die Primula hybride Belarina 'Candy Frost' das Rennen. Sie ist winterhart, ein Dauerblüher mit attraktiven Blüten und eignet sich daher auch für städtische Parks.

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Der Feuerdorn Pyracantha coccinea, auch \'Red Star\' genannt, bezaubert durch seine rote Beerenfarbe. Foto: IPM
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Sempervivum ist eine Einsteigerpflanze, unkompliziert, braucht wenig Pflege. Foto: IPM
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Das aus den Niederlanden kommende Wurzelführungssystem RootBarrier® verhindert das Wurzelwachstum von Bäumen in die Breite. Foto: King RootBarrier
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Floristen als Künstler. Foto: IPM

Bei den Gehölzen entschied sich die Expertenkommission für die Pyracantha coccinea 'Red Star' aus den Niederlanden. Dieser Feuerdorn hat eine rote Beerenfarbe und deutlich weniger Dornen als üblich. Gerade im Dürresommer 2018 bewährte sich der Feuerdorn besonders gut. Innerhalb der Stauden hat die Jury die Sempervivum Chick Charms 'Gold Nugget' als "IPM Neuheit 2019" ausgezeichnet. 'Gold Nugget' hat eine gelbe Blattfärbung mit roten Flammen im Winter. Sie ist eine Einsteigerpflanze, unkompliziert, und benötigt wenig Pflege. In der Kategorie Kübelpflanzen entschied sich die Expertenkommission für die First Editions 'Flip Side'. Dieser Mönchspfeffer ist bei Bestäubern beliebt, denn er blüht bis weit in den Herbst hinein. 'Flip Side' ist einfach in der Kultur, verzweigt gut und ist schnittverträglich. Er ist eine leistungsstarke Kübelpflanze, dient aber auch in Gartenanlagen als Bienenweide. Schließlich wurde auch in diesem Jahr wieder ein Sonderpreis vergeben: Die apricotfarbene Mandevilla Sundaville MiMi Yello von MNP flowers erhält 2019 den Sonderpreis für Produktinnovationen.

An neuen Pflanzen wurden auf dem Messegelände darüber hinaus die beiden Rhododendronsorten "Lumie" und "Grifie" des belgischen Züchters Block Jules NV präsentiert. Sie werden ab Herbst 2020 auf dem Markt eingeführt. Vier neue Hortensiensorten, die sich durch gefüllte Blütenformen auszeichnen, zeigte die Hydrangea Breeders Association. Unter den vier neuen Sorten finden sich zwei Ballhortensien: Felina und Florentina sowie die beiden Tellerhortensien Feather und Flame. Eine deutsche Neuheit liefert der Klevener Züchter Syngenta Flowers mit Imara, einer Impatiens walleriana, ein Fleißiges Lieschen, das besonders stark und widerstandsfähig gegen Falschen Mehltau ist.

Für städtische Grünanlagen und Alleen ist eine weitere Innovation erwähnenswert, die das Wurzelwachstum von Bäumen in die Breite verhindert: das aus den Niederlanden kommende Wurzelführungssystem RootBarrier. Dabei handelt es sich um 1,5 Millimeter dicke Polyethylenwände die im Quadrat um einen Baum in die Erde gesetzt werden, um das Wachstum der Wurzeln in die Breite zu verhindern. Diese Wände sind bis zu einem Meter tief und 75 Meter lang einbaubar und bis zu 100 Prozent recyclebar. Ein integrierter Erdanker verhindert, dass die Wurzeln den Rootbarrier nach oben drücken.

Die Floristen haben die Messebesucher darüber hinaus wie jedes Jahr mit verschiedenen floristischen Shows begeistert. Mit dabei war die Bloom's Sonderschau mit der Vorstellung der floristischen Jahrestrends 2019. Auch der Fachverband Deutscher Floristen (FDF) stellte herausragende floristische Leistungen vor Publikum vor. Für die fachliche Weiterbildung sorgten der Workshop "Stadtgrün im Klimawandel" sowie der Kongress "GaLaBau Ausblicke 2019", der bereits zum dritten Mal in Folge während der IPM Essen stattfand und vom Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Nordrhein-Westfalen ausgerichtet wurde; hier standen unter anderem Themen wie Digitalisierung im Fokus. Auch präsentierte sich zum ersten Mal die "Pflanzenschule" auf der IPM. Seit 2018 läuft deren Seminarreihe "Werde zum Verkaufsprofi" für Gartenpflanzen" vor. An acht Standorten in Norddeutschland bietet "Die Pflanzenschule" gärtnerisches Wissen aus der Praxis für die Praxis an. Die Zielgruppe sind Verkaufsgärtner im gärtnerischen Fachhandel. Das Seminarprogramm wird mit Betriebsbesichtigungen abgerundet.

Dr. Andrea Brill
Autorin

Brill PR

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