Europas größter Chinesischer Garten in Marzahn voller Symbolik

Über den chinesischen Garten „des wiedergewonnenen Mondes“

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Chinesische Gärten Gartengestaltung
Das Steinboot. Foto: Elsa Milchert

Auf den ersten Blick kann ein chinesischer Garten auf den mit der chinesischen Kultur unvertrauten westlichen Betrachter zufällig und ungeplant wirken. Allerdings sind chinesische Gärten bis ins kleinste Detail gestaltet. Es besteht eine erkennbare Ordnung in der scheinbaren Unordnung.

Chinesische Gärten sollen die Harmonie der Natur wiederspiegeln. Hier gibt es niemals Stillstand und deshalb existiert er auch im chinesischen Garten nicht. Im chinesischen Garten werden getreu der daoistischen Lehre der Wandel der Jahreszeiten und das Wachstum gefeiert. Es wird ein Garten geschaffen, der die Natur nachbildet, und die Stätten der Unsterblichen und die heiligen Berge in Miniatur als betretbares Bild inszeniert.

Der Einfluss von Konfuzianismus und Daoismus im Garten

Die chinesische Kultur ist maßgeblich durch den Konfuzianismus und den Daoismus beeinflusst. Auch die Gestaltung der Gärten geht auf diese beiden Denktraditionen zurück. Der Konfuzianismus lehrt das harmonische Zusammenleben zwischen Menschen in der Gesellschaft und im familiären Umfeld. Der konfuzianische Mensch strebt danach, zu einem moralisch überlegenen Menschen zu werden. Dem Religionsstifter Konfuzius (?? 551-479 v. Chr.) wird die "goldene Regel" "Was du nicht willst das man dir tu' das füg' auch keinem andern zu" zugeschrieben.

Der Daosimus "beruht auf dem Gleichgewicht zwischen Yin und Yang, die das Leben bestimmen, und dem Qi, der alles Lebende durchströmenden Energie."¹ Er geht vom Leben im Einklang mit der Natur aus. In allen Lebenslagen soll nach dem Gleichgewicht gestrebt werden.

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Chinesische Gärten Gartengestaltung
Das Bild auf der Rückseite des Steinbootes. Foto: Elsa Milchert
Chinesische Gärten Gartengestaltung
Widmung auf dem Ding. Foto: Elsa Milchert
Chinesische Gärten Gartengestaltung
Der Name. Foto: Elsa Milchert

Der Garten als Raum der Kunst und Begegnung

Die chinesischen Gärten sind auch immer Orte der Kunst und des kultivierten Lebens. Einen schönen Garten zu gestalten, ist ein künstlerischer Akt. Darüber hinaus befinden sich im chinesischen Garten Gedichte und Verse, die den Gebäuden, die sie zieren eine besondere Bedeutung zuteilen. Ein Garten ist nicht nur der Ort, an dem auf den Garten zugeschnittene Verse "ausgestellt" werden, sondern auch ein Ort über den geredet wird, in dem Geschichten erzählt werden, die poetische Form der Dichtkunst und des intellektuellen Wettbewerbs gepflegt wird.

In den kaiserlichen Parks gab es unterschiedliche Gartenteile, die für verschiedene Aufgaben genutzt wurden. Ein Gartenteil war dem Alltagsleben und dem Wohnen im Freien vorbehalten. Ein Ort, in dem Feste gefeiert werden, an dem mit Freunden oder der Familie zusammen Tee getrunken, oder beim gemeinsamen Taijiquan (???) Kontakte geknüpft werden können. Der Garten schafft eine lockere, ungezwungene Atmosphäre. Er ist also auch ein Ort der Kommunikation, mit der Familie, mit Freunden oder mit politischen Gesandten.

Der Deyue Yuan in Berlin

Der "Deyue Yuan", auf Deutsch offiziell "Garten des wiedergewonnenen Mondes", ist ein traditioneller chinesischer Gelehrtengarten im Verbund der "Gärten der Welt" der "Grün Berlin GmbH" in Berlin Marzahn. Der Garten ist ein Geschenk der Stadt Beijing an ihre Partnerstadt Berlin. Er wurde im Jahr 2000 eröffnet. Mit einer Größe von etwa 2,7 Hektar ist er der größte chinesische Garten in Europa, was seine politische Bedeutung über Berlin hinaus unterstreicht. 2017 wird er Teil der Internationalen Gartenausstellung (IGA) in Berlin sein. Er wurde auf Initiative des Berliner Filmproduzenten und Regisseurs Manfred Durniok (1934-2003) erbaut.

Geschichte und Entstehung

Manfred Durniok war ein großer Asien-Liebhaber und von der chinesischen Kultur fasziniert. Er setzte sich für den Bau eines chinesischen Gartens in seiner Heimatstadt Berlin ein und war auch an der Entstehung des chinesischen Gartens Mannheim beteiligt.² Im Zuge der 1994 geschlossenen Städtepartnerschaft zwischen Berlin und Beijing wurde er Beauftragter für diese Städtepartnerschaft und seine Anregung wurde aufgegriffen: Beijing schenkte Berlin einen Garten, als große öffentliche Geste. Dieser Garten sollte nicht die Kopie eines bestehenden Gartens in China sein, sondern eine Neuschöpfung nach traditionellem chinesischem Vorbild.

Die Planung und den Bau des Gartens übernahm das "Institut für klassische Gartengestaltung" in Beijing. Die endgültigen Pläne entwarf Jin Boling. Der Garten erhielt den Namen "Deyue Yuan" (??? Garten des wiedergewonnenen Mondes/Garten der Vollendung des Mondes), ein Name, der symbolisch wohl auch auf die deutsche Einheit anspielt.³

Mitfinanziert wurde der Garten von der Shanghai Volkswagen Automotive Co. Ltd. und der Deutschen Lufthansa. Außerdem wurde das Projekt "aus Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" gefördert und aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung kofinanziert."4

Chinesische Gärten Gartengestaltung
Der halbe Pavillon. Foto: Elsa Milchert
Chinesische Gärten Gartengestaltung
Der Gang am Westeingang. Foto: Elsa Milchert
Chinesische Gärten Gartengestaltung
Symbol für Langlebigkeit. Foto: Elsa Milchert
Chinesische Gärten Gartengestaltung
Drachenbild. Foto: Elsa Milchert

Als Standort für den Garten wurde der Erholungspark in Berlin Marzahn gewählt, der im Rahmen der Gartenschau 1987 in der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR) auf dem Gelände einer Forstbaumschule entstanden war. Konkret entschieden sich die chinesischen Gartenplaner für eine leicht erhöhte Fläche im Südteil des Parks.

In insgesamt fünf Bauabschnitten wurde der Garten innerhalb von zehn Jahren fertiggestellt. Die Arbeiten begannen 1997 mit dem Eingangsgebäude und der kleinen Terrasse. Anschließend entstanden das Teehaus, der 4500 Quadratmeter große See, das Steinboot und der westliche Eingang. Als das Zentrum des Gartens fertiggestellt war, wurde der Garten am 15. Oktober 2000 für Besucher geöffnet, rund 15 Jahre nachdem Manfred Durniok das erste Mal dafür geworben hatte. Fertiggestellt wurde er jedoch erst 2007 mit dem Wandelgang. Die meisten bei der Herstellung verwendeten Materialien wurden eigens aus China importiert und von rund 60 chinesischen Fachleuten vor Ort aufgebaut. Der Garten wird heute von der "Grün Berlin GmbH" in enger Absprache mit den chinesischen Erbauern unterhalten und weiterentwickelt.

Gestaltungsdetails und Bedeutungsebenen

Im "Garten des wiedergewonnenen Mondes" wird mit dem Symbolcharakter des Mondes gespielt, der sich in den Namen fast aller Gebäude und in den Zitaten aus Gedichten wiederfindet. In den Details der Gestaltung lässt sich auf gewisse politische Absichten schließen, die diesem Garten eine weitere Bedeutungsebene verleihen.

Das Steinboot, "Blick auf den Mond"(wangchan ??) am Südufer des Sees, entspricht dem Vorbild ähnlicher steinerner Bootshäuser in chinesischen Gärten, die den Eindruck echter Schiffe vermitteln sollen. Das Bootshaus im "Garten des wiedergewonnenen Mondes" in Berlin Marzahn ist seit dem 16.10.2001 eine Außenstelle des Standesamtes Marzahn-Hellersdorf.5 Als Außenstelle eines deutschen Standesamtes wird es gärtnerisch zweckentfremdet, aber bedeutungsmäßig gleichzeitig hervorgehoben. Es wirkt positiv in das öffentliche und das private Leben Berlins hinein. Das Fernöstliche und Fremde wird zu einem Ort, an dem altvertrauten Traditionen nachgegangen wird. Dies ist ein Beispiel für Integration. Nicht nur Menschen können integriert werden, sondern auch ihre Rituale, Feiern und ganz alltägliche Orte und Gebäude.

An der Rückwand des Steinbootes ist ein Bild angebracht, auf dem zwei Drachen über dem Wasser in den Wolken schweben und mit einer Perle spielen. Dieses Bild zeigt die regen- und damit (ehe)glückbringende Macht der Drachen. Ebenso kann vermutet werden, dass hiermit auch der Städtepartnerschaft von Berlin und Beijing Glück gewünscht wird.

Dieses Motiv der mit einer Perle spielenden Drachen findet sich auch auf der Neundrachenwand im Beihai Park und der Robe der Kaiser oder Drachenrobe, denn die Drachen mit ihren fünf Krallen symbolisieren den Kaiser. Das Bild steht somit repräsentativ für den herrschaftsbetonten Charakter des Gartens.

Am Westeingang prangt auf dem größten Felsen der Name des Gartens in goldenen Schriftzeichen. Der Name wird dadurch noch einmal besonders hervorgehoben und betont. Gold beziehungsweise Gelb steht nach chinesischem Verständnis für Macht, so waren beispielsweise gelbe Dachziegel dem Kaiserpalast vorbehalten. Für die Dachverkleidung anderer öffentlicher und privater Gebäude war die Nutzung der Farbe Gelb verboten. Die einzige Ausnahme bildet der Konfuzius Tempel in Qufu (??), der seit 1994 zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Durch die goldenen Schriftzeichen besteht hier wieder eine Anspielung auf den Kaiser oder auf Konfuzius.

Chinesische Gärten Gartengestaltung
Der Ding. Foto: Elsa Milchert
Chinesische Gärten Gartengestaltung
Die Konfuzius Statue. Foto: Elsa Milchert
Chinesische Gärten Gartengestaltung
Der Spruch beim halben Pavillon. Foto: Elsa Milchert

Die Farben der Gebäude: Die Dachziegel der Gebäude im Garten sind schwarz, die Holzverkleidungen an den Gebäuden und die Säulen rot und die Wände weiß. Der Farbe Schwarz werden das Wasser und der Norden, zugeordnet. Symbolisch steht sie "für das Dunkle, den Tod, die Ehre".6 Schwarz gilt als Farbe der Ehrlichkeit. Rot dagegen ist die Farbe des Sommers, des Südens und gilt seit jeher als lebensspendende Farbe. Außerdem steht rot für Reichtum und gilt als heilig. Weiß werden der Westen, der Herbst und das Alter zugeordnet, außerdem steht es für Reinheit. Die drei Farben stehen symbolisch für drei der Himmelsrichtungen, einzig der Osten, die Himmelsrichtung, die China zugeordnet wird, fehlt. So stellt der geschenkte Garten eine Art China des Westens, Nordens und Südens dar. Mit diesen Farben wird dem Garten und der Städtepartnerschaft zwischen Berlin und Beijing Glück gewünscht.

Der Gang am Westeingang: An der Wand gegenüber der Treppe im Westeingang steht der Spruch: "?????"(Wanli gong chanjuan), der bedeutet "10000 Li voneinander entfernt gemeinsam den Mond/die schöne Frau betrachten". Dieser Spruch ist eine Anspielung auf das Gedicht "Lied des fließenden Wassers" (Shui diao ge tou ????) von Su Shi (?? 1037-1101), in dessen letzter Zeile es heißt "?????" (Qianli gong chanjuan), "1000 Li voneinander entfernt gemeinsam den Mond/die schöne Frau betrachten". Der Mond wird hier als schöne Frau bezeichnet, eine Anspielung auf die chinesische Mondgöttin Chang'e (??), die auf dem Mond lebt. Die Zeile bedeutet, egal wie weit wir voneinander entfernt sind (und die Entfernung, die in dem Spruch an der Wand angedeutet ist, ist zehnmal größer, als die in dem Gedicht), sehen wir doch den selben Mond, er vereint uns. Dieses abgeänderte Zitat steht symbolisch sowohl für die deutsche Einheit, als auch für die Partnerschaft und Freundschaft zwischen Beijing und Berlin.

Symbole: Auf dem Boden und an den Gebäuden befinden sich florale Muster und verschiedene Symbole. Die Blumenmuster erklären sich selbst, als Textur von Blumen, die in der chinesischen Gartenkunst verwendet werden, und werden hier nicht näher erläutert. Ein Symbol wird mindestens viermal wiederholt: auf einer kleinen Steinbrücke in der Nähe des achteckigen Tors, auf dem Hof vor der Nord Tor Halle und, umgeben von zwei Früchte tragenden Pfirsichzweigen auf den beiden Giebeln des Teehauses. Dieses Symbol steht für Langlebigkeit. Dieses wiederholte Betonen des Symbols der Langlebigkeit drückt den gemeinsamen Wunsch nach einer langen Beständigkeit der Städtepartnerschaft und Freundschaft aus.

Ein Bild vor dem Steinboot zeigt drei Drachen, die um einen Kreis (den Vollmond?) angeordnet sind. Die Drachen unterscheiden sich von den heutigen und bekannteren chinesischen Drachen. Ihre Körper haben ein Wolkenmuster. Drachen in dieser Form gibt es in der chinesischen Kultur schon seit der Shang (? 16.-11.Jh. v. Chr.) und Zhou (? 11.Jh.-256 v. Chr.) Zeit. Mit diesem Bild wird demnach die lange Tradition der Drachen als Glücksbringer in der chinesischen Kultur hingewiesen.

Der bronzene Ding: Ein Ding ist ein traditionelles zeremonielles chinesisches Gefäß, meist dreibeinig, seltener vierbeinig (fangding ??). Die Wichtigkeit des Dings wird durch die Architektur des Shanghai Museums unterstrichen, das in Form eines Dings gebaut wurde. Auch vor dem Nationalen Palastmuseum in Taipei steht ein Ding. Der Ding repräsentiert die Entwicklung einer Gesellschaft, die über das technologische Wissen verfügt, Bronze herzustellen und daraus Nutzgegenstände oder Sakralgegenstände zu gießen.

Chinesische Gärten Gartengestaltung
Das Steinmassiv. Foto: Elsa Milchert
Chinesische Gärten Gartengestaltung
Die Inschrift bei der Nord Tor Halle. Foto: Elsa Milchert
Chinesische Gärten Gartengestaltung
Der Qingdao Pavillon. Foto: Elsa Milchert

Die Konfuzius Statue: Die 2,5 Meter große Statue von Konfuzius, eine Schenkung des Informationsamtes der Volksrepublik China7 an den Garten, steht vor der Nord Tor Halle auf einem Sockel. Sie wurde 2004 vom Regierenden Bürgermeister Berlins Klaus Wowereit und dem chinesischen Botschafter Shi Mingde (???) enthüllt. Auf dem Sockel stehen der Name, Lebensdaten und der Konfuzius zugeschriebene Spruch: "Was du nicht willst, das man dir tu', das füg' auch keinem andern zu". Die Statue stellt den "Urvater" der chinesischen Kultur, Konfuzius dar. Damit steht sie auch für die Abwendung Chinas von der Kulturrevolution und die Rückbesinnung auf traditionelle Werte. Außerdem ist sie eine "Vorbotin", für die Eröffnung des ersten deutschen Konfuzius Instituts 2005 in Berlin.

Der Spruch beim halben Pavillon: An der Wand beim halben Pavillon steht der Spruch "????"(Xin yue tong ming) "der Geist ist so rein und klar wie der Mond". Dieser Spruch hat buddhistische Wurzeln, er findet sich aber auch in der Benennung eines Aussichtspunktes im Yuanming Yuan (???), ein Garten des alten Sommerpalasts. Dieser Punkt heißt "???????" (Chi shui gong xin yue tong ming) "das Wasser des Teiches ist wie der Geist so rein und klar wie der Mond". Mit dem Spruch wird erneut auf den Mond verwiesen. Er ist aber auch eine abermalige Anspielung auf die Kaiser von China.

Das Steinmassiv: Am Südufer des Sees sind einige Felssteine zu einer Art Bergmassiv aufgebaut. Auf den Steinen steht in unterschiedlich großen Schriftzeichen der Spruch "???????"(Ye liu feng yue ye liu shan, Wind, Mond und Berge [die Natur] kommen und bleiben) Die Steinsetzung erinnert an den "Löwenwald Garten" in Suzhou und ist somit möglicherweise ein Zitat aus diesem Garten. Die Gärten von Suzhou sind für ihre Schönheit bekannt und gehören zum UNESCO Weltkulturerbe. Einen dieser berühmten Gärten mit der Steinsetzung zu zitieren, bedeutet eine Würdigung und Aufwertung des "Gartens des wiedergewonnenen Mondes".

Der Wasserfall: Im Wasserfall steht in blauen Schriftzeichen ein Gedicht: "????????" (Shan gao yue xiao shui luo shi chu), "Der Berg ist groß, Der Mond ist klein. Das Wasser fällt, Die Steine ragen hervor." Diese Zeilen sind ein weiteres Zitat von Su Shi, sie stammen aus der Rhapsodie "Die Fahrt zur roten Wand, Teil 2" (Hou Chibi Fu ????). An der roten Wand soll im Jahr 208 die "Schlacht am Roten Felsen" stattgefunden haben. Im ersten Teil der Rhapsodie fährt Su Shi mit zwei Freunden im Boot zu der Klippe, der Mond scheint, sie trinken, singen und feiern. Im zweiten Teil kehren die Freunde zu der Klippe zurück, sind jedoch erschrocken, wie sehr sich der Ort verändert hat. Sie erkennen ihn kaum wieder und Su Shi empfindet ihn als bedrohlich. Orte die uns einst fröhlich und vertraut erschienen, können sich im Laufe der Zeit ändern - alles ist dem Wandel unterworfen, so wie der Mond zu- und abnimmt.

Auf einem Stein vor der Nord Tor Halle steht "????"(Fengyue wushuang), "Die Wunder der Natur sind einzigartig". Die Bedeutung dieser Aussage für einen Garten ist leicht verständlich, der Garten betont die Schönheit der Natur, soll sie noch verstärken. Allerdings hat "??"(fengyue) auch eine sexuelle Konnotation, und wird mit den verführerischen Künsten der Frauen assoziiert. Der Garten wird so auch als ein Ort der romantischen Freuden präsentiert. Ein weiteres Indiz für diese Bedeutung steckt im Symbolcharakter der Trauerweiden, die sich vor allem rund um den See befinden, der als große Wasserfläche für das Yin, das weiche, weibliche steht.

Der Eingang des Wandelganges

Über dem Eingang des Wandelganges an der Nord Tor Halle steht "??" (Ruhua) "malerisch", "für ein Gemälde geeignet". Dieser Spruch verdeutlicht die Bedeutung des Gartens als Ort der Kunst. Er kann aber auch als "ein Gemälde betreten" verstanden werden, vor allem wenn bedacht wird, dass er über den Eingang zum Wandelgang gesetzt wurde. Einen Garten, oder in diesem Fall einen Teil des Gartens, zu betreten, wird gleichgesetzt mit dem Betreten eines Gemäldes. Dadurch wird der Besucher selbst Bestandteil des Gartengemäldes, das er durchwandert und betrachtet.

Der Qingdao Pavillon wurde dem Garten 2003, als Zeichen für die Entwicklung der traditionellen, von Deutschland eingeführten Bierbraukunst von der Qingdao Bierbrauerei anlässlich ihres 100-jährigen Bestehens geschenkt. Der Pavillon und die Bierbraukunst sollen der Vertiefung der Freundschaft zwischen den beiden Ländern dienen.8 Er ist ein Bildnis der gegenseitigen Beeinflussung der beiden Kulturen, der heute in zahlreichen Festen (z. B. das alljährliche chinesische Mond-Fest, der Kindertag und die regelmäßigen chinesischen Kulturabende) und Veranstaltung seinen Ausdruck findet.

Literatur

Beuchert, Marianne: Die Gärten Chinas. 2. Auflage, Neuausgabe. Eugen Diederichs Verlag. München, 1998.

Dopress Books, Du bu tushu, ???? (Hrsg.): Archi+Scape. Culture & Education &Residence, Yi zhu yi jing. Wenhua. Jiaoyu. Zhuzhai. ????. ??. ??. ??.Central China University of Science and Technology Publishing House,Huazhong keji daxue chubanshe, ?????????. Wuhan, 2012.

Durniok, Manfred (Hrsg.): Chinesische Gärten und der Garten der Vollendung des Mondes in Berlin. Nicolaische Verlagsbuchhandlung. Berlin, 2001.

Eberhard, Wolfram: Lexikon chinesischer Symbole: Geheime Sinnbilder in Kunst und Literatur, Leben und Denken der Chinesen. Eugen Diederichs Verlag. Köln, 1983.

Egan, Ronald C.: Word, Image, and Deed in the Life of Su Shi. Harvard University Press. Cambridge u. London, 1994.

Grün Berlin GmbH: Gärten der Welt in Berlin. Nicolaische Verlagsbuchhandlung GmbH. Berlin, 2011.

Hongkong Science and Engineering International Publishing House, Xianggang li-gong guoji chubanshe, ?????????? (Hrsg.): Garden Landscape,Tingyuan jingguan, ????. Central China University of Science and Technology Publishing House,Huazhong keji daxue chubanshe, ?????????. Wuhan, 2011.

Ji, Cheng ?? u. Zhao, Nong ??: Yuan ye tu shuo ????. Xiu ding ban ???. Shandong huabao chubanshe ???????. Jinan, 2010.

Keswick, Maggie: Chinesische Gärten. Geschichte, Kunst und Architektur. Deutsche Verlags-Anstalt. Stuttgart, 1989.

Li, Dou ??: Yangzhou huafang lu ?????. Zhonghua shuju ????. Beijing, 1960.

Müller, Carl-Jochen: Mannheim. Der chinesische Garten. In: Kleine Schriften des Stadtarchivs. Nr. 19a. Mannheim, 2002.

Qiao, Yun ??: Zhongguo yuanlin yishu ???????. Shenghuo, Dushu, Xinzhi san lian shudian ??, ??, ??????. Xianggang ??, 1983; übersetzt von Thomas Thilo: Alte chinesische Gartenkunst. Koehler & Amelang. 2. Auflage. Leipzig, 1988.

Anmerkungen

1 Brenders, Pauline u. Sven Ortoli: Ritter aus dem Fernen Osten (Interview mit Alexis Lavis). In: Philosophie Magazin Sonderausgabe 05, S. 51.

2 Vgl.: Müller, Carl-Jochen: Mannheim. Der chinesische Garten. Mannheim, 2002.

3 Vgl.: Grün Berlin GmbH: Gärten der Welt in Berlin. Berlin, 2011, S. 15f.

4 Der Senat der Stadt Berlin: Inschrift des Schildes am Westeingang des "Gartens des wiedergewonnenen Mondes".

5 Vgl.: Schild an der Eingangstür des Steinbootes.

6 Eberhard, Wolfram: Lexikon chinesischer Symbole. Köln, 1983, S. 260f.

7 Vgl.: Schild auf dem Sockel der Konfuzius Statue.

8 Vgl.: Schild am Qingdao Pavillon.

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