Kommentar
Exoten oder heimische Pflanzen?
von: M. A. Mechthild KlettNur heimische Pflanzen verwenden oder nicht - an dieser Frage scheiden sich immer noch viele Geister bei der Pflanzenverwendung in Deutschland. Manche gehen soweit, dass nicht einmal mehr Pflanzen aus dem benachbartem Bundesland verwendet werden dürfen. Andere sind völlig offen für Exoten aller Art, etwa wenn es um trockenheitsresistente Bäume geht. Für beide Ansichten gibt es gute Argumente:
Die heimischen Pflanzen versorgen auch heimische Tiere, insbesondere Insekten mit Nahrung, die eben speziell auf diese Pflanzen ausgerichtet und angepasst sind. Viele Pflanzen sind schon auf der roten Liste und bereits vom Aussterben bedroht. Am Erhalt der Bienen hat sich eine regelrechte Bewegung entwickelt, sie sind nicht nur nützlich, sie werden auch kulturell als positiv wahrgenommen, das Wort bienenfleißig ist nur ein Beispiel dafür. Andere nicht weniger nützliche und notwendige Insekten haben es da schon schwerer, ihre Lobby ist nicht so groß. Insofern macht es Sinn, zunächst darüber nachzudenken, ob heimische Pflanzen vorhanden sind, die verwendet werden können - auch für extreme Standorte.
Die Verwendung von nichtgebietseigenen Pflanzen zu verbieten, scheint jedoch nicht nur unrealistisch in ihrer Umsetzung in den vielen tausenden auch privaten Gärten zu sein. Viele Pflanzen wie die Tulpe stammen auch gar nicht ursprünglich aus unserer Region, sondern aus Asien, werden aber seit Jahrhunderten gerne gepflanzt und gezüchtet. Doch nicht nur durch Menschenhand kommen Exoten in unsere Erde.
Der Klimawandel sorgt inzwischen auch dafür, dass zahlreiche Arten - Tiere und Pflanzen - aus anderen Ländern bei uns einwandern und einen Verdrängungswettbewerb mit den heimischen Arten starten, oder wurden von Menschen mitgebracht: Riesenbärklau, Waschbär und Grauhörnchen. In den vergangenen 500 Jahren waren es laut Bundesamt für Naturschutz etwa 930 Pflanzen, Tiere, Pilze und Mikroorganismen, die eingewandert sind.
Entscheidendes Kriterium für die Pflanzenauswahl sollte daher nicht nur ein ästhetisches, sondern auch ein biologisches sein. Welche Pflanzen sind nachhaltig und am besten geeignet, den extremen Insektenschwund zu stoppen? Welche Pflanzen sind inzwischen eingewandert und etabliert, welche wollen wir reduzieren und ist dies überhaupt noch möglich?
Es wäre schon viel gewonnen, wenn die vielen privaten Gärtnerinnen und Gärtner ein Bewusstsein für diese Frage entwickeln und nicht einfach irgendwas gepflanzt würde. Für das öffentliche Grün gilt dies allemal.
Mechthild Klett