Anmerkungen zur Genese des Umfeldes und seiner Bepflanzung

Das "Sckell-Denkmal" im Englischen Garten in München

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Friedrich Ludwig von Sckell (1750–1823, 1808 geadelt), der führende Gartenkünstler seiner Zeit, starb am 24. Februar 1823 in München. Dort hatte er 1804 die Leitung der neu gegründeten Hofgarten-Intendanz übernommen. Zu seinen herausragenden gartenkünstlerischen Arbeiten gehörten die Umwandlung des formalen Hofgartens Nymphenburg in eine landschaftliche Anlage sowie der Ausbau und die gestalterische Verfeinerung des Englischen Gartens.
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Abb. 1: Das Sckell-Denkmal am Kleinhesseloher See mit den 1998 gepflanzten Pyramidenpappeln sowie dem 1982/85 nach Plänen der Architekten Ernst Hürlimann und Ludwig Wiedemann errichteten Restaurant-Komplex "Seehaus", Foto: Rainer Herzog, 31. Juli 2023

König Maximilian I. Joseph (reg. 1799–1825, ab 1806 als König) ließ 1824 zu Ehren seines verdienstvollen Hofgarten-Intendanten ein Denkmal am Kleinhesseloher See im Englischen Garten errichten. Der 200. Todestag Friedrich Ludwig von Sckells bietet Gelegenheit für eine entwicklungsgeschichtliche Betrachtung des von der Bepflanzung entscheidend geprägten Umfeldes dieses Monuments.

Der Kleinhesseloher See – Entwurf und Realisierung

1797 wurde dem Infanterie-Oberst Reinhard Freiherr von Werneck (1757–1842) die Aufsicht über den Englischen Garten übertragen. Er ließ dort von 1800 bis 1802 auf Höhe des Dorfes Schwabing einen vorhandenen, aber unansehnlichen Tümpel in einen See mit Insel umwandeln.

In jener Zeit konnte Friedrich Ludwig Sckell, der als "Gartenbaudirektor für die Rheinpfalz und ganz Baiern" die Oberaufsicht innehatte, die Gestaltung der Gartenanlagen in München von seinem Schwetzinger Dienstsitz aus nur in begrenztem Maße beeinflussen. Erst mit der Übernahme der Hofgarten-Intendanz und dem dauerhaften Umzug nach München im Mai 1804, verbunden mit der direkten Zuständigkeit für den Englischen Garten, war er in der Lage, seine gartenkünstlerischen Vorstellungen in genuiner Weise umzusetzen.

1807 unterbreitete Sckell mit dem sogenannten "Plan B" seine Vorschläge zur gestalterischen und funktionellen Weiterentwicklung des Englischen Gartens und erläuterte in einer angefügten "Beschreibung", die später als "Denkschrift" bezeichnet wurde, seine Ideen. Über das von Werneck angelegte Gewässer und dessen Umgestaltung äußerte er:

"See 60 /: welcher nach dem neuen Plan eine zweite Insel aufnimmt, und um ein und einhalb mal vergrößert wird :/ mit seinen beiden Inseln 61, 62, mit dem auf der rechts gelegenen Insel, zuerrichtenden Denkmal 63, wozu uns die großen Vaterländischen Ereignißen, zu seiner Zeit hinlänglichen Stoff darbiethen werden [. . . ]. Dieser See wird hinter der dritten Insel, bei 64 aus einer Felsen Masse, die mit Trauer Weiden, überschattet wird, sein Entstehen gewinnen".¹

Damit hatte Sckell wesentliche Gestaltungsziele umrissen: Neben der künftigen Größe des Sees nannte er die Anlage von drei Inseln, eines Wasserfalls aus Felsen im Seezufluss sowie die Aufstellung eines Denkmals auf einer der Inseln. Sckell nutzte dabei seine Erfahrungen, die er kurz zuvor zwischen 1804 und 1807 bei der Schaffung des Badenburger Sees im Hofgarten Nymphenburg hatte sammeln können. Planung und Ausführung dieses 6,9 Hektar großen Gewässers gingen nachweislich mit mehreren Korrekturen Sckells einher, bis die Ausdehnung der Wasserfläche, die Anzahl und Lage der Inseln sowie der Verlauf aller Uferlinien endgültig feststanden.²

Ein analoger Entwurfs- und Realisierungsprozess ist auch im Fall des Kleinhesseloher Sees anzunehmen, denn die nach Abschluss der Arbeiten angefertigten Vermessungsunterlagen offenbaren deutliche Unterschiede zwischen entworfener und realisierter Anlage.³ Der letztlich 8,2 Hektar umfassende Kleinhesseloher See entstand von 1810 bis 1813 im nördlichen Teil des "eigentlichen" Englischen Gartens. Im Übrigen konnte sich Friedrich Ludwig Sckell bei der Ausführung beider Seen zuverlässig auf seinen Bruder Mathias Sckell (1760–1815) stützen, der sowohl in Nymphenburg als auch im Englischen Garten als versierter Bauleiter fungierte.

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Abb. 2: Der zwischen 1800 und 1802 von Reinhard Freiherr von Werneck angelegte See bei "Klein-Hesselohe" in der 1804 von Friedrich Ludwig (von) Sckell vorgenommenen Bestandsaufnahme. Englischer Garten München, sogenannter "Plan A" (Ausschnitt), 1804. Norden befindet sich links. Foto: Bayerische Schlösserverwaltung, Gärtenabteilung, Sign. Mü 05-05-007
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Abb. 3: Der Kleinhesseloher See in Friedrich Ludwig (von) Sckells Entwurf von 1807 mit Vorschlägen für die gestalterische Veränderung und Bepflanzung. Englischer Garten München, sogenannter "Plan B" (Ausschnitt), 1807. Norden befindet sich links. Foto: Bayerische Schlösserverwaltung, Gärtenabteilung, Sign. Mü 05-05-011
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Abb. 4: Der Kleinhesseloher See mit "Skell's Monument" Sckell's Monument (am See l. o.). Carl Effner senior und Johann Baptist von Sell: "Plan des Königlichen Englischen Gartens zu München", Aufmaß (Ausschnitt), 1830. Norden befindet sich links. Foto: Bayerische Schlösserverwaltung, Gärtenabteilung, Sign. Mü 05-05-023

Über die Pflanzprinzipien von Friedrich Ludwig von Sckell

Die ursprüngliche Bepflanzung des Kleinhesseloher Sees kann – wie die vegetabilische Ausstattung der von Sckell geschaffenen Landschaftsgärten generell – nur ansatzweise rekonstruiert werden. Denn Sckell befasste sich mit der Bepflanzung selbstverständlich zunächst gedanklich und skizzierte dabei die Grundzüge zuweilen auf dem Papier, aber exakte Pflanzpläne – so wie sie heute gebräuchlich sind – erstellte er nicht.4

Schließlich lagen Entwurf und Ausführung in einer, nämlich in seiner Hand, wodurch er in der Lage war, die konkreten Gehölzarten und ihre Standorte nach "seinem bildlichen Ideengange" operativ im Gelände festzulegen. Dieses Verfahren schilderte er ausführlich in seinem erstmals 1818 in München veröffentlichten Lehrbuch "Beiträge zur bildenden Gartenkunst für angehende Gartenkünstler und Gartenliebhaber".5

Zu den wenigen Ausnahmen, in denen Sckell bereits im Planungsstadium konkrete Angaben zur Bepflanzung machte, zählt die Äußerung in der "Denkschrift" von 1807 bezüglich der innerhalb des Wasserlaufs zwischen Oberstjägermeisterbach und Kleinhesseloher See vorgeschlagenen "Felsen Masse":

Sckell sah vor, dass dieser Wasserfall nach seiner Vollendung künftig von "Trauer Weiden, überschattet wird". Ansonsten äußerte sich Sckell sogar in den regelmäßig verfassten und dem König vorgelegten Tätigkeitsberichten der Hofgarten-Intendanz nur allgemein über die verwirklichten Gehölzpflanzungen, wie beispielsweise 1810/11:

"das Ausgraben des neuen Sees, in der gegend von Klein Heßelloh ist mit aller Anstrengung betrieben worden, auch siehet Man schon neue Pflanzungen, die seine Ufer zieren".6 Allein im Tätigkeitsbericht für das Etatjahr 1812/13 erwähnte er einen Hain aus Platanen: "Der neu angelegte See bei Hesselloh, ist mit seinem Waßerfall, und dem zur seite liegenden ausgedehnten Hain, der meistens aus selbst gezogenen Platanen besteht, ganz vollendet worden".7

Anhaltspunkte für die Bepflanzung von Seeufern bieten vor allem Sckells "Beiträge zur bildenden Gartenkunst". Auf der Grundlage seiner langjährigen Beobachtungen und Erfahrungen tendierte er zu einer eher naturnahen Pflanzenauswahl mit Eschen, Erlen, Pappeln, Weiden und Traubenkirschen.

Als bemerkenswerte gestalterische Eigenheit Sckells ist die Akzentuierung markanter Punkte im Gelände, wie Ufervorsprünge und Inselspitzen, durch Pyramidenpappeln zu werten, wobei er diese oft mit Trauerweiden kombinierte, um dadurch effektvolle Kontraste zu erzielen. Resümierend stellte Sckell fest: "Unter mehrer[e]n Seen, die ich angelegt habe, sind der im Königl. englischen Garten in München, und jener in Nymphenburg beinahe auf obige Weise bepflanzt und mit Beifall aufgenommen worden".8

Sckell verwendete als Bäume mit säulenförmigem Habitus stets Populus nigra 'Italica', jedoch nie Quercus robur 'Fastigiata'.9 Als "Trauerweide" stand ihm nachweislich Salix babylonica zur Verfügung, die wegen ihrer geringen Frosthärte in den Münchner Gartenanlagen jedoch später vor allem durch Salix alba 'Tristis' ersetzt wurde.10

Selbst im Porträt Friedrich Ludwig von Sckells, das sein Schwiegersohn Clemens von Zimmermann (1788–1869) angefertigt und 1817 in der Münchner Kunstausstellung öffentlich präsentiert hatte, wurde der herausragende Stellenwert der spannungsreichen Kombination von Pyramidenpappel und Trauerweide im Schaffen Sckells verankert: Die Gartenszene im Hintergrund des Porträtgemäldes wird von eben diesem Kontrast der beiden Gehölze mit ihren völlig gegensätzlichen Wuchsformen am Ufer eines Gewässers geprägt.

Das "Sckell-Monument" und die Erstbepflanzung seines Umfeldes 1824

Der Vorschlag Friedrich Ludwig Sckells, auf einer der Inseln im Kleinhesseloher See ein weithin sichtbares Denkmal aufzustellen, wurde nicht verwirklicht. Aber König Maximilian I. Joseph ließ zu Ehren Sckells unmittelbar nach dessen Tod ein Monument am Nordostufer des Sees errichten.

Bereits 1823 unterbreitete der bayerische Hofbau-Intendant Leo von Klenze (1784–1864, 1822 geadelt) den Entwurf für dieses Denkmal; die Ausführung in einer leicht abgewandelten Version lag im Folgejahr in den Händen des jungen Bildhauers Ernst von Bandel (1800–1876), der später als Schöpfer des "Hermannsdenkmals" bei Detmold deutschlandweite Bekanntheit erlangte.¹¹

Das Sckell-Denkmal wurde an der exponierten Südspitze einer Halbinsel platziert, die im Norden den trichterförmigen Seeauslauf hin zum Oberstjägermeisterbach begrenzte und die durch eine zusätzliche kleine Ausbuchtung einen reizvollen Uferverlauf erhalten hatte.

Es lag nahe, dass Carl August Sckell (1793–1840) als neuer Leiter der Hofgarten-Intendanz, nicht zuletzt aufgrund der engen familiären Beziehungen zu seinem verstorbenen Onkel und Schwiegervater Friedrich Ludwig von Sckell eine würdige Gestaltung des näheren Umfeldes des Denkmals anstrebte. Allerdings sind hierüber keine Unterlagen, wie Schriftstücke, Zeichnungen oder von Carl August Sckell selbst veröffentlichte Äußerungen, überliefert, da es sich um eine
überschaubare und ohne Weiteres operativ zu verwirklichende Aufgabe
handelte.

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Abb. 5: Clemens von Zimmermann: Hofgarten-Intendanten Friedrich Ludwig von Sckell. Das Porträtgemälde gibt im Hintergrund eine Gartenszene mit Gewässer wieder, die von Pyramidenpappeln und Trauerweiden geprägt wird. Öl auf Leinwand, wohl 1817. Foto: Münchner Stadtmuseum, Sign. II c/182
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Abb. 6: Carl August Lebschée: "Skell's Monument im englischen Garten", Zeichnung "nach der Natur" als Vorlage für die 1831 veröffentlichte Aquatinta-Radierung, lavierte Tusche-Grafit-Zeichnung, wohl 1830. Foto: Privatbesitz
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Abb. 7: Ludwig Emmert: "Das Denkmal des Hofgarten [-]Intendanten von Sckell", separate Abbildung auf dem "Plan des englischen Gartens zu München", Lithografie, 1836. Foto: Bayerische Schlösserverwaltung, Gärtenabteilung, Sign. Mü 05-05-025
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Abb. 8: Ludwig Meixner: Kleinhesseloher See mit Königsinsel (l.) und Sckell-Denkmal (r. im Hintergrund), Öl auf Leinwand, 1856. Foto: KettererKunst
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Abb. 9: Das von Gabriel von Seidl 1882/83 errichtete "Seehaus" und das Sckell-Denkmal, Verlag der Vereinigten Kunstanstalten A.G. München, Photogravüre, um 1905. Foto: Privatbesitz

1830 wurde "auf Befehl der Königlichen Hofgarten[-]Intendanz", das heißt auf Anordnung Carl August Sckells, ein Aufmaß des Englischen Gartens angefertigt. Es zeigt die seeseitige Rahmung von "Scells [sic!] Monument" am Kleinhesseloher See durch insgesamt neun Bäume mit säulenförmigem Habitus, also Pyramidenpappeln, und zwar fünf Bäumen westlich und vier Bäumen östlich des Denkmals sowie die Ausbildung der Uferzone als einfachen Vegetationsstreifen ohne Gehölzbewuchs.

Ob Carl August Sckell mit der von ihm für dieses Denkmal gewählten Bepflanzung auf das Motiv der "Rousseau-Insel", der "Île des peupliers" im Park von Ermenonville bei Paris, anspielen wollte, kann nur vermutet werden: Auf dieser kleinen kreisförmigen Insel war das später durch ein Kenotaph ersetzte Urnengrab Jean-Jacques Rousseaus (1712–1778) von Pyramidenpappeln ringförmig, ähnlich einem Monopteros, umgeben und in dieser Form beispielsweise in Wörlitz nachgebildet worden.

Durch den Standort am Ufer des Kleinhesseloher Sees in Kombination mit der ausdrucksstarken Bepflanzung gelang es im Englischen Garten zweifelsohne einen Erinnerungsort für Friedrich Ludwig von Sckell von herausgehobener ästhetischer Wirkung zu schaffen.

Das "Sckell-Monument" in zeitgenössischen Darstellungen

Das "Sckell-Monument" war wiederholt Gegenstand bildlicher Darstellungen. Dabei ist unklar, mit welcher Realitätsnähe und Detailtreue die verschiedenen Künstler die Vegetation in der unmittelbaren Umgebung des Denkmals wiedergaben. Auffallend ist, dass die meisten Arbeiten deutlich oder zumindest andeutungsweise Pyramidenpappeln westlich und Trauerweiden östlich des Denkmals zeigen.

Eine frühe Darstellung von "Skell's Monument im englischen Garten" fertigte Carl August Lebschée (1800–1877) wohl im Jahre 1830 als Handzeichnung "nach der Natur" an; sie fand als Aquatinta-Radierung durch die 1831 von dem Münchner Verlag Hermann & Barth publizierten "Ansichten des Englischen Gartens in München" weitere Verbreitung.

Felix Joseph Lipowsky (1764–1844) erläuterte mit einem "historischen Text" die insgesamt neun Blätter dieses Albums, auf denen Lebschée verschiedene Motive des Englischen Gartens wiedergab.

Allerdings blieb Lipowsky in seinen Beschreibungen sehr flüchtig und schrieb über das Denkmal nur, dass "unter des Königs Maximilian Josephs Regierung [. . . ] der See in der Nähe des Dorfes Schwabing entstand, unfern welchem jenes Monument zu sehen ist, das dieser König seinem Gartenkünstler von Sckell zum dankbaren Andenken errichten ließ".¹²

Dagegen ist der bildlichen Darstellung von Lebschée eine hohe Glaubwürdigkeit beizumessen, denn er gilt als Künstler, der generell topografische Bestandsaufnahmen von hoher Authentizität und mit großer Akkuratesse schuf.¹³

1836 gab Carl August Sckell den "Plan des englischen Gartens zu München" heraus. Dabei handelte es sich um ein großformatiges, von Ludwig Emmert (1783–1848) lithografiertes Blatt, dem im Wesentlichen ein 1830 von Carl Effner senior (1792–1870) erstelltes und von Johann Baptist von Sell (1795–1865) gezeichnetes Aufmaß zugrunde lag.14

Dieser "Plan" ist von sechs kleinen Abbildungen gerahmt, die wichtige Bauwerke, Denkmäler und Szenerien des Englischen Gartens zeigen. Die Ansicht des Sckell-Denkmals offenbart eine differenzierte, fast opulent anmutende Bepflanzung aus wenigstens zwei Pyramidenpappeln, einer Trauerweide sowie niedrigen, das Ufer begleitenden Gehölzen, die vermutlich verschiedenartige Ziersträucher darstellen sollen.

Ob Carl August Sckell, der selbst als Zeichner und Grafiker hervortrat, die Vorzeichnung dafür eigenhändig anfertigte oder ob sie auf Johann Baptist von Sell zurückgeht, liegt im Dunkeln. Die hier abgebildete Bepflanzung steht jedenfalls im deutlichen Gegensatz zu jener, die im Aufmaß von 1830 und dem darauf basierenden Übersichtsplan Emmerts von 1836 zu erkennen ist.

1856 schuf schließlich der Landschaftsmaler Ludwig Meixner (1828–1885) ein kleinformatiges Ölgemälde, das den stimmungsvollen Blick auf das Sckell-Denkmal vom Südufer des Kleinhesseloher Sees darbietet. Drei hohe Pyramidenpappeln westlich vom Denkmal fallen sofort ins Auge, ebenso die Trauerweiden auf der Königsinsel, wogegen Trauerweiden östlich vom Sckell-Denkmal nur zu erahnen sind.

Meixner zeigt – ähnlich wie Lebschée und Emmert – kleine Boote, die am Ufer im Denkmal-Bereich vertäut waren. Offenbar diente dieser prominente Ort frühzeitig als Ausgangspunkt für Kahnfahrten, was allerdings ein Ufer weitgehend ohne Sträucher erforderte.

Meixner orientierte sich allem Anschein nach eng am vorgefundenen Zustand, wenn auch teilweise künstlerisch idealisiert: Neben der naturnahen Bodenvegetation aus Gräsern und Kräutern am Seeufer im Vordergrund erfasste er auch "Wassergräser", Uferabbrüche und Auskolkungen, die erst in den 1930er Jahren erfolgreich beseitigt werden konnten.15

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Abb. 10: Das von Rudolf Esterer 1935/36 errichtete „Seehaus“ mit bildprägenden Pyramidenpappeln und Trauerweiden am Seeufer nördlich des Gebäudes. Ansichtskarte, gestempelt 1965. Foto: Privatbesitz
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Abb. 11: Eisstockschützen auf dem Kleinhesseloher See mit dem Sckell-Denkmal im Hintergrund, Wilhelm Conrad Röntgen, Fotografie (Ausschnitt), Januar 1902. Foto: Deutsches Röntgen-Museum Remscheid/Wilhelm Conrad Röntgen
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Abb. 12: Das Sckell-Denkmal mit einem die räumlich-visuelle Wirkung erheblich beeinträchtigenden Gehölzbestand, Georg Pettendorfer, Fotografie, um 1900. Foto: Bayerische Schlösserverwaltung, Gärtenabteilung, Fotosammlung/Englischer Garten
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Abb. 13: Das Sckell-Denkmal mit einer massiven und teilweise offenbar auf Stock gesetzten Strauchpflanzung im seeseitigen Vorfeld, Christian Bauer, Fotografie, um 1960. Foto: Bayerische Schlösserverwaltung, Gärtenabteilung, Fotosammlung/Englischer Garten

Das "Seehaus" als unmittelbarer Nachbar des Sckell-Denkmals

Friedrich Ludwig von Sckell sah an den Ufern des Kleinhesseloher Sees keine Gebäude vor. Die Abkehr von diesem Prinzip erfolgte erst Ende des 19. Jahrhunderts. 1882/83 entstand nach Entwürfen des namhaften Architekten Gabriel von Seidl (1848–1913, 1900 geadelt) direkt am nordöstlichen Ufer unter Beibehaltung des Sckell'schen Uferverlaufs ein Bootshaus mit Gaststätte.

Der Grund für die Errichtung des zweigeschossigen Gebäudes dürfte in der zunehmenden Anziehungskraft des Sees und der damit verbundenen intensiveren Nutzung zu suchen sein: Im Sommer erfolgte der Verleih von Ruderbooten und im Winter waren Schlittschuhlaufen und Eisstockschießen beliebte Freizeitaktivitäten.

Das in Holzbauweise errichtete "Seehaus" musste jedoch rund 50 Jahre später wegen Baufälligkeit abgerissen werden. Rudolf Esterer (1879–1965), der Leiter des Baureferats der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, zeichnete für den Neubau einer im September 1936 eröffneten Gaststätte verantwortlich.

Die Gestaltung der Außenanlagen, einschließlich der gesamten Bepflanzung, fiel in die Zuständigkeit von Heinrich Schall (1871–1942), dem Leiter des Gärtenreferats der Bayerischen Schlösserverwaltung. Im Februar 1936 genehmigte er einen "Pflanzplan" und wies an, dass "sobald als möglich mit den Baumpflanzungen zu beginnen" ist, wobei er "etwa 15–20 Bäume" nannte.16

Die Akten enthalten allerdings keine konkreten Hinweise auf die damals verwendeten Gehölze. Schall scheint sich aber durchaus an der Sckell'schen Pflanzenverwendung orientiert zu haben, auch wenn er Bäume mit besonderen Wuchsformen nicht an authentischen Standorten der ursprünglichen Konzeption pflanzen ließ.

Eine aus Pyramidenpappeln und Trauerweiden gebildete Baumgruppe, die in den 1960er Jahren das Ufer nördlich des Seehauses dominierte, geht mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die Neupflanzungen Mitte der 1930er Jahre und damit auf Heinrich Schall zurück.

1970 musste das von Rudolf Esterer errichtete Gebäude wiederum wegen Baufälligkeit abgerissen werden; es wurde erst 1985 durch den heutigen Restaurant-Komplex "Seehaus" ersetzt.

Im Laufe des 20. Jahrhunderts war die Uferlinie im Bereich des "Seehauses" zugunsten der gastronomischen Nutzung in mehreren Schritten um rund 25 Meter in den See hinein verschoben worden, wodurch die ehemals markante Form der von Sckell angelegten Halbinsel irreversibel verlorenging. Die jetzt vorhandene Uferbefestigung aus einem Betonfundament mit aufgesetzten Tuffsteinen entstand vermutlich im Zuge des Neubaus der Gaststätte Anfang der 1980er Jahre. Dabei erfuhr wohl auch der Verlauf des Ufers am Sckell-Denkmal geringfügige Veränderungen.

Die Entwicklung nach dem Verlust der originären Bepflanzung

Pyramidenpappeln und Trauerweiden besitzen naturbedingt nur eine relativ geringe Lebenserwartung. Die von Friedrich Ludwig von Sckell und Carl August Sckell gepflanzten Bäume waren vermutlich um 1900 aufgrund ihres Alters entweder sehr desolat oder bereits verlorengegangen.

Auch dürfte es bei den exponiert angeordneten Bäumen frühzeitig zu Verlusten gekommen sein, die aus ungünstigen Wetterereignissen, wie Stürmen, Gewittern und Nassschneefällen, resultierten. Die 1902 von Wilhelm Conrad Röntgen (1845–1923) aufgenommene Fotografie gibt keine Pyramidenpappeln in der näheren Umgebung des Sckell-Denkmals zu erkennen.

Zudem befand sich das Umfeld des Denkmals um 1900 in einem eher ungepflegten Zustand, der vor allem von einem dichten, aus nahezu gleichaltrigen Bäumen bestehenden Bewuchs des Seeufers und einer damit einhergehenden räumlichen und visuellen Beeinträchtigung des Monuments charakterisiert war.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kam es im Englischen Garten generell zu Ersatzpflanzungen, die nicht auf gartendenkmalpflegerischen Kriterien basierten und die bis in die 1990er Jahre hinein an vielen Stellen bildprägend wirkten. Diese Anpflanzungen wurden nach eigenen Vorstellungen der zuständigen Gartenbeamten im Sinne einer "schöpferischen Denkmalpflege" meist an willkürlich festgelegten Standorten vorgenommen, wobei auch die Auswahl der Gehölzarten beliebig erfolgte. Beispielsweise beherrschte um 1960 eine massive Anhäufung von gleichartigen, teilweise offenbar auf Stock gesetzten Sträuchern das südliche Vorfeld des Sckell-Denkmals.

Dagegen führt die erste gründliche Erfassung der Gehölzbestände von 1984 keine Sträucher im seeseitigen Vorfeld auf und nennt als dokumentationswürdige Bäume westlich des Denkmals lediglich eine "Quercus robur" und östlich davon eine "Ulmus glabra".17

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Abb. 14: Die aktuelle Situation im Bereich des Kleinhesseloher Sees mit dem "Mittleren Ring" (r.), der östlichen Bebauung von Schwabing mit der einstigen Dorfkirche (o.), dem 1985 fertiggestellten "Seehaus"-Komplex mit einem etwa 2500 Sitzplätze umfassenden Biergarten und dem Sckell-Denkmal mit seinen rahmenden Pyramidenpappeln (u.), Luftaufnahme, um 2020. Norden befindet sich rechts. Foto: Creative Commons, Carsten Steger, eigenes Werk, BY-SA 4.0

In Vorbereitung des 250. Geburtstags von Friedrich Ludwig von Sckell am 13. September 2000 verwirklichte die Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen eine Reihe zielgerichteter Maßnahmen zur Wiedergewinnung der originären räumlich-visuellen Konzeption und der vegetabilischen Ausstattung des Englischen Gartens.¹8 Dazu gehörte die Pflanzung von Popolus nigra 'Italica' beiderseits des Sckell-Denkmals in prinzipieller Übereinstimmung mit dem Aufmaß von 1830, das eine Rahmung des Monuments nur durch Bäume mit säulenförmigem Habitus zeigt.

Die 1998 gepflanzten, rund drei Meter hohen Pyramidenpappeln waren in der verwaltungseigenen Baumschule des Englischen Gartens aus Steckhölzern angezogen worden, die von geeigneten Altbäumen der Leopoldstraße in Schwabing stammten. Auf Grund der günstigen Standortbedingungen am Seeufer wuchsen die Bäume in den zurückliegenden 25 Jahren zu stattlichen Exemplaren heran, woraus gegenwärtig ungünstige Größenverhältnisse zwischen Denkmal und Bepflanzung resultieren.

Insgesamt erscheint es sinnvoll, die vegetabilische Inszenierung im Umgriff des Sckell-Denkmals sowohl unter ästhetischen Aspekten als auch im Hinblick auf historische Authentizität zu überdenken: Zum einen würde die Situation nachhaltig gewinnen, wenn die benachbarten gastronomischen Einrichtungen, vor allem der Biergarten mit seiner Infrastruktur, ganzjährig durch immergrüne Gehölze optisch wirkungsvoll abgeschirmt werden könnten.

Zum anderen wäre es wünschenswert, die Pyramidenpappeln künftig in kürzeren Zeitabständen zu regenerieren, um immer wieder optimale Proportionen zwischen Denkmal und Bepflanzung zu erreichen. Grundsätzlich wird jedoch abzuwägen sein, ob man weiterhin die seeseitige Rahmung des Denkmals in der bisherigen Form ausschließlich mit Pyramidenpappeln entsprechend dem Aufmaß von 1830 beibehält oder ob man sich künftig an das durch mehrere zeitgenössische Darstellungen tradierte Erscheinungsbild anlehnen und dabei die Anzahl der Pyramidenpappeln reduzieren sowie eine Ergänzung der pflanzlichen Ausstattung durch Trauerweiden vornehmen sollte.

Autor

Leitender Gartendirektor i. R. Gärtenabteilung der Bayerischen Schlösserverwaltung München (bis 2012)

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