dOCUMENTA (13)
Kunst Garten Landschaft
Urbane Gärten, Gemeinschaftsgärten, Guerillagärtnern, lokale Lebensmittelproduktion und Verteilungsgerechtigkeit sind aktuelle stadtpolitische und planerische Themen, die in diesem Sommer in Kassel von der dOCUMENTA (13) (9.6.-16.9.2012) aufgegriffen werden. Schon während der ersten documenta (1955) fand moderne Kunst einen Platz im Garten mit Skulpturen vor der Orangerie im innenstadtnahen Park "Karlsaue". Diesmal wird der Park vollständig von der documenta bespielt. Als Einstieg in die Karlsaue bietet sich zum Beispiel der "Trail" von Natascha Sadre Haghighian an, ein Trampelpfad, der die "Schöne Aussicht" mit dem Auepark verbindet, dabei über die Trümmer der im Krieg zerstörten Altstadt führt und eine Überraschung für die Besucher bereithält. Mit dem Trampelpfad setzt die Künstlerin dem Alltag neben einem Ehrenmahl für Soldaten ein friedliches Erinnerungszeichen.
Im Auepark finden sich unter anderem mit der beweglichen Baum-Skulptur von Maria Loboda, Song Dongs Anleihen aus der chinesischen Gartenkunst. Mit Guiseppe Penone (Baum mit Stein) und der Mangold-Fähre von C.-P. Müller gibt es einige weitere Werke, die für Freiraum- und Landschaftsplaner interessant sind.
Ein weiterer interessanter Ausstellungsort befindet sich im Naturkundemuseum "Ottoneum", in dem vor allem der Raum von Claire Pentecost überzeugt. Passend zur aktuellen Währungskrise stellt die "Soil-erg" betitelte Installation Fragen nach dem Ursprung des Wertes. Über eine Präsentation von Kompostbarren wird der Boden als Wertträger verstanden. Der Kapitalisierung des Bodens stellt die Künstlerin Bilder von Protagonisten und Ideen des schonenden Landbaus sowie zur selbstbestimmten Landnutzung entgegen, was letztlich auch die Nutzung urbaner Freiräume durch die dort lebenden Menschen betrifft. Den Zugang zu Saatgut, Sortenvielfalt und Boden thematisieren im Ottoneum die Arbeiten von Amar Kanwar und Maria Thereza Alves.
Darüber hinaus sind Werke zu finden, die auf weniger direkte Weise Fragen der Freiraumplanung betreffen, etwa "Alter Bahnhof Video-Walk" (Cardiff&Miller), "The Refusal of Time" (Kentridge) am Hauptbahnhof, "Public Smog" (Balkin) im Fridericianum.
Dr.-Ing. F. Lorberg, Dr.-Ing. F. Bellin-Harder, Universität Kassel