Stressresistente Pflanzen für urbane Mulden und Rigolensysteme

Artenreiche Versickerungssysteme

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Artenvielfalt Klimawandel
Abb. 1: Turbinen Platz: wiesenhafte Bepflanzung nach dem Vorbild einer wechselfeuchten Hochstaudenflur. Foto: Daniela Corduan

Die Rolle der Pflanze hat sich erweitert. "Nature based Solutions" sorgen für das neue Grün in den Städten von Morgen. Technische Lösungen werden auf natürliche Systeme in die darin waltenden Prozesse zurückgeführt (Scott et al. 2016). Es sind vor allem die Pflanzen, die diesen Systemen einen Mehrwert durch Ökosystemdienstleistungen geben. Zu solchen "Plant based Solutions" gehören unter anderem dezentrale Bautechniken des Regenwassermanagements. Der natürliche Wasserkreislauf bildet hierfür die Grundlage.

Städte können wie ein Schwamm ("Spongecity") funktionieren, wenn sie durch einen geringen Versiegelungsgrad in der Lage sind, Niederschläge aufzunehmen und sie langsam in den Boden abzuführen beziehungsweise dort zu versickern. Der Einsatz von Pflanzen hilft dabei Starkregenereignisse besser abzupuffern und das Mikroklima zu verbessern (Elmqvist et al. 2015, Lohaus 2015). Katastrophalen Wetterphänomenen, wie der Erhitzung der Stadt oder hochwasserartigen Regenereignissen vorzubeugen, gehört mit zu den Zielen einer nachhaltigen Stadtentwicklung (SenStadtUm 2016). Entsprechende Maßnahmen, wie Versickerungsmulden oder bepflanzte Rigolensysteme entlang von Straßen oder auf Stadtplätzen, machen es nötig, urbane Räume in Zeiten des Klimawandels neu zu denken.

Bezüglich der Vegetation hat man sich lange zurückgehalten und auf Rasen als bewährte, schnelle Begrünung gesetzt. Artenreich bepflanzte Versickerungssysteme waren lange Zeit eine Seltenheit. Erst in den letzten Jahren hat sich die Zahl erhöht. Als bekannte Beispiele unter den Stadtplätzen mit einer artenreichen Bepflanzung sind hier der Turbinenplatz in Zürich (Abb. 1) und der Tåsinge Plads in Kopenhagen zu nennen (Abb. 3).

Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass der Einsatz höher wachsender Pflanzen den Effekt von Versickerung und Verdunstung gegenüber reiner Rasenflächen verstärkt. Ein intensives und tiefgehendes Wurzelsystem der Arten trägt zu einer besseren Aufnahme des Regenwassers entscheidend bei (Eppel 2003, Yuan et al. 2017). Trotz dieser Untersuchungen gibt es bezüglich der richtigen Bepflanzung noch viele offene Fragen. Der folgende Text basiert auf einer Literaturrecherche und Vegetationsaufnahmen aus dem Sommer 2018 von fünf bestehenden, artenreichen Muldenbepflanzungen (Kopenhagen, Odense, Berlin, Barnstorf, Zürich). Da der Sommer 2018 heiß mit wenig Niederschlägen war, mussten die Pflanzen eher mit Trockenstress als mit Überflutung zurechtkommen. Als Ergebnis wurde eine Liste von 90 potentiellen Arten (s. Tab. 1) für die Verwendung von Pflanzen in Versickerungsmulden erstellt. Das Ziel ist ein langlebiges und effektives Bepflanzungskonzept zu etablieren, welches der Versickerung selbst, dem Mikroklima und der Artenvielfalt in der Stadt zugutekommt.

Wechselfeucht vs. Wechseltrocken

Für die Anlage einer langlebigen Bepflanzung in Versickerungssystemen müssen unterschiedliche Aspekte betrachtet werden. Bereits das Makroklima kann sehr unterschiedlich sein.

Städte mit einer hohen jährlichen Niederschlagsrate wie Zürich (1082 mm*) können grundsätzlich anders mit einer Bepflanzung umgehen, als es in Berlin (528 mm) oder Kopenhagen (627 mm) der Fall ist. Oft wird zum Bau von dezentralen Versickerungsanlagen der Hinweis zu einer wechselfeuchten Bepflanzung geben. Das kann bei hohen Niederschlägen für Zürich gelten, jedoch nicht für Berliner Verhältnisse oder klimatisch ähnlich trockenen Gegenden (Corduan 2019). Dass selbst eine hohe Niederschlagsrate nicht immer ausreicht, zeigt der Turbinenplatz in Zürich, der als Vorzeigeprojekt einer wechselfeuchten Bepflanzung gilt: Bei zu langen Trockenperioden wird er durch eine Brunnenanlage notbewässert (s. auch Bauer, Stadt und Grün 2018/3).

Im Gegensatz dazu sind Versickerungsflächen in Berlin oder Kopenhagen nach den ökologischen Feuchtestufen als wechseltrockene Standorte einzuordnen. Sie sind gekennzeichnet durch langanhaltende Trockenphasen mit kurz abwechselnden Feuchtephasen. Ein weiteres Merkmal ist der durchlässige Boden, der auf eine unsichere Wasserversorgung hindeutet (vgl. Geologischer Dienst NRW 2019). Da der Durchlässigkeitsbeiwert von 10-3 bis 10-6 Meter pro Sekunde eingehalten werden muss, beschränkt sich die Spanne von zu verwendenden Bodenarten auf Grobsande bis hin zum sandigen Schluff (FLL 2005, DWA 2005).

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Abb. 2: Prinzipschnitte: Vergleich des Wurzelraums bei Mulden- und Rigolensystemen. Abbildung: Daniela Corduan
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Tab. 1: Positivliste. Abbildung: Daniela Corduan

Einsatz und Bauform von Versickerungssystemen

Versickerungsmulden und Mulden-Rigolensysteme eignen sich für verkehrsberuhigte Bereiche, Siedlungsstraßen oder für die Entwässerung von unbelasteten Dachflächen. Wenn schnell viel Niederschlag versickert werden muss und der Platz für eine Muldenversickerung nicht ausreicht, dann werden Rigolensysteme eingesetzt. Mulden-Rigolen-Systeme werden vorzugsmäßig in engen Siedlungsstraßen verwendet. Um den Boden durchlässiger zu gestalten, wird die Rigole als Kiespackung mit Vlies ummantelt und als Baukörper in den Boden eingesetzt (FLL 2005, DWA 2005). Dies wirkt sich auf den für die Pflanzen zur Verfügung stehenden Wurzelraum aus. Die Prinzipschnitte in Abbildung 2 zeigen, dass Pflanzen in Versickerungsmulden bis in ihre benötigte Tiefe wurzeln können, während die eingesetzte Rigole das Wurzelwachstum einschränkt. Der Standort für eine Bepflanzung ist dementsprechend extremer im Vergleich zur Versickerungsmulde ohne Rigole. Die typische Ausformung der Mulde kann auch durch ein Tiefbeet ersetzt werden. Moderne Gestaltungen greifen oft auf diese zurück, um gerade urban-formelle Entwürfe zu unterstreichen (s. Turbinenplatz). Die natürlicher wirkende Form der Mulde beinhaltet zudem zwei unterschiedliche Standorte für die Bepflanzungsplanung. Der trockenere und erosionsgefährdete Böschungsbereich muss im Gegensatz zum feuchteren Sohlbereich differenziert betrachtet werden (Corduan 2019).

Zwei Beispielprojekte

Versickerungsmulden Studentenwohnheim, Adlershof/Berlin

Rund um die Gebäude des Studentenwohnheims hat das Landschaftsarchitekturbüro Locodrom 2014 in seinem Freiraumkonzept Versickerungsmulden entlang der Gebäude angelegt. Unter anderem sind für die Entwässerung der Dachflächen neben ihrer entwässernden Funktion wiesenhafte Beete mit Blühstauden und vielen Gräsern entstanden (Abb. 4). Interessant ist, dass neben dem Sohl- und Böschungsbereich auch der Böschungskopf in die Bepflanzung miteinbezogen wurde. Besonders am Kopf der Mulde wurde mit trockenheitsverträglichen Arten gearbeitet. Die Böschung ist ein Hybrid aus Böschungskopf und Sohle und vereint trockenheitsliebende und feuchtigkeitsverträgliche Arten miteinander. Bepflanzt wurde sie unter anderem mit Vernonia arkansana, Molinia caerulea und Knautia macedonica. Gut entwickelte Pflanzen im Sohlbereich sind Carex muskingumensis, Miscanthus sinensis und Eupatorium fistolosum. Das Bild nach vier Jahren Entwicklungszeit ist recht unterschiedlich. Probleme zeigen sich durch die ungleichmäßig ausgebildete Sohle. Die tiefste Stelle des Sohlbereiches hat meist auch die üppigsten Pflanzen zu bieten. Dabei spielt die Entfernung des Regenfallrohres zum tiefsten Punkt keine Rolle. Auch sind die Böschungen der Versickerungsmulden immer wieder anders ausgeformt, um mit der Umgebung anzuschließen. Es entstehen sehr steile, eher grabenähnliche Situationen, aber auch ganz seicht ausgeformte Teilbereiche (Abb. 5). Auf solche unterschiedlichen Gegebenheiten mit einer Bepflanzung reagieren zu können ist demensprechend schwierig. Es wurde mit einer Vielzahl an unterschiedlichen Arten gearbeitet und nach dem Mischpflanzenprinzip aufgepflanzt. So konnten die überleben, die geeignete Bedingungen vorfanden. Durch versamende Pflanzen wie Verbascum nigrum wird eine gewisse Dynamik in der Bepflanzung zugelassen.

Tiefbeet-Rigolensystem, Langelinie/Odense

Die "Langelinie", ein Straßenzug in Odense (829 mm/Jahr) in Dänemark wurde von 2014 bis 2015 durch Laerke Kit Sangill Landskabsarkitekt umgestaltet. Seitliche Rasenflächen sind den klein dimensionierten Rigolen-Tiefbeeten gewichen und wurden mit zwei unterschiedlichen trockenheitsverträglichen Staudenmischungen bepflanzt (Abb. 6).

Um zu verhindern, dass die Pflanzung direkt mit dem verschmutzten Niederschlagswasser von der Straße in Kontakt kommt, ist pro Beet eine wasserundurchlässige Kiesfläche vorgelagert (Abb. 7). Bei Starkregen wird das Wasser angestaut. Grobe Sedimente können sich absetzen, bevor sich das Wasser anschließend über eine mittig verlaufende Rinne in jedem Beet gleichmäßig verteilen kann. Wenn sich bei Starkregen das Wasser auch in den Tiefbeeten angestaut hat, sorgen Notüberläufe für das Abfließen in die Kanalisation. Die ersten 30 Zentimeter bestehen aus einem Filterboden, der die Schadstoffe herausfiltern soll. Danach folgen weitere 30 Zentimeter gewaschener Kies. Insgesamt können die Pflanzen ihre Wurzeln 60 Zentimeter tief herabsenken, bevor sie auf die Vliesummantelung der eigentlichen Rigole stoßen.

In den beiden verwendeten Staudenmischungen haben sich nach drei Jahren unterschiedliche Pflanzen durchgesetzt. Im August dominieren Artemisia ludoviciana und Kalimeris incisa in der ersten Mischung. Als Bodendecker hat sich Geranium sanguineum ausgebreitet. Durch die Ausläufer von Artemisia hat sich die einst in Gruppen getrennt voneinander angelegte Pflanzung stimmig durchmischt. In der zweiten Mischung sticht besonders Calamagrostis 'Overdam' als Leitpflanze hervor. Als Lückenfüller vagabundiert Eryngium planum und als sehr vitale Begleiter sind hier Nepeta x faassenii 'Blue Wonder' und Hemerocallis 'Stella d'Oro' zu nennen. Crambe maritima ist hier rückläufig und nur noch vereinzelt vorzufinden (Abb. 8), dennoch ein gelungener Aspekt im Gesamtbild der Pflanzung.

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Abb. 3: Tasinge Plads: ein durchgehender Sohlbereich mit Bäumen, Sträuchern und Stauden im Hitzesommer 2018. Foto: Daniela Corduan
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Abb. 4: Studentenwohnheim Adlershof: Die Mischpflanzung beinhaltet aufgrund der unterschiedlichen Standorte feuchtigkeits- und trockenheitsliebende Pflanzen nebeneinander. Foto: Daniela Corduan

Langlebige Pflanzenkonzepte für stressdominierte Standorte

Herausfordernd sind derartige Bepflanzungen in Versickerungssystemen nicht nur aufgrund der bereits genannten Abstimmungsprobleme zwischen Standort und Pflanze, die die Langlebigkeit beeinträchtigen können, sondern auch aufgrund einer zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht klar absehbaren klimatischen Entwicklung. Wie oft, wie stark und in welchen zeitlichen Intervallen sich im Klimawandel Starkregenereignisse und Dürreperioden abwechseln werden, bleibt für die Bepflanzungsplanung ungewiss. Nach James Hitchmough (2018) muss eine Strategie für das Ungewisse her. Die Akzeptanz des Absterbens der Arten und des Neuaufkommens anderer sollte Bestandteil des selbstregulierenden und selbsterhaltenden Bepflanzungssystems sein. Hier hat sich eine gleichmäßige Durchmischung der Arten am besten bewährt, damit beim Ausfall einer Art ein positiver Gesamteindruck der Bepflanzung bestehen bleibt. Eine diverse Auswahl an unterschiedlichen Pflanzen mit einer hohen Standorttoleranz und Fitness ist ebenfalls von Vorteil. Pflanzen, die bereits beliebte Alleskönner in Gärten sind, besitzen eine weite Standortamplitude und können hierbei ein risikoarmes Grundgerüst darstellen. Calamagrostis x acutiflora, Geranium sanguineum oder auch Alchemilla mollis sind in der Lage, unterschiedliche Standorte zu ertragen und zu besiedeln.

Tiefgehende Wurzelsysteme

Durchlässige Böden in trockenen Regionen befördern Pflanzen, die in tieferen Schichten wurzeln, um pflanzenverfügbares Wasser zu erreichen. Pflanzenarten aus Steppenregionen können daher ein Repertoire an Arten bereitstellen. Durch ihre Überlebensstrategie als Konkurrenz-Stress-Strategen sind sie mit einem gedrungenen Wuchs, oft kleinbleibenden Blättern und einem tiefgehenden Polwurzelsystem gekennzeichnet (Larcher 2001). Arten mit genannten Merkmalen sind beispielsweise Euphorbia segueriana ssp. niciciana, Teucrium chamaedrys oder Aster linosyris. Als Gegenpart zu den Steppenarten kommen die hochwachsenden Pflanzen der nordamerikanischen Prärie in Frage. Ebenfalls teilweise mit einem tiefreichenden Wurzelsystem ausgestattet, werden manche Vertreter auch als Überlebenskünstler in schwierigen Situationen eingesetzt. Besonders Panicum virgatum ist als C4-Gras, welches in mehreren Projekten eingesetzt wurde, nach dem extremen Sommer 2018 sehr vital aufgefallen.

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Abb. 5: Adlershof: Böschung mit wenig Bewuchs auf der einen Seite, dafür ein sehr ansprechendes Bild mit Euphorbia, Molinia und Carex im Sohlbereich. Foto: Daniela Corduan
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Abb. 6: Langelinie Odense: Tiefbeet Rigolen Systeme mit zwei unterschiedlichen Staudenmischungen. Foto: Daniela Corduan

Liste stressresistenter Pflanzen für den Einsatz in Versickerungssystemen

Durch die Literaturrecherche und der Kartierung bestehender Projekte sind 90 Pflanzenarten herausgefiltert worden, die für zukünftige Regenwassermanagementprojekte geeignet erscheinen. Auswahlkriterium der Projekte für die Kartierung und Erwähnung in der Literatur war zum einen die Diversität der Pflanzen und zum anderen ein mindestens dreijähriger Fortbestand der Pflanzung. Das ermöglichte Aussagen über Langlebigkeit und Stressresistenz der Arten machen zu können. Um die Mortalität der Arten und auch die genauen Sorten zu dokumentieren, sind zum Abgleich Liefer- beziehungsweise Planungslisten der Pflanzen einbezogen worden. Nur für das Projekt in Adlershof stand keine Pflanzenzusammenstellung zur Verfügung.

Die untersuchten Standorte sind in Dänemark (Kopenhagen und Odense), Deutschland (Barnstorf und Berlin) und der Schweiz (Zürich) zu finden. Fünf weitere Projekte sind durch Fachbeiträge von Eppel (2003) und Eppel-Hotz (2019) hinzugekommen. Sie haben in Veitshöcheim und Willanzheim über mehrere Jahre Versickerungsmulden untersucht (s. Legende Tab. 1). Odense stellt eine Ausnahme in der Projektzusammenstellung dar. Es ist das einzige Beispiel als Tiefbeet-Rigolensystem.

In der Liste sind die Pflanzen zusammengefasst, die als vitale Arten kartiert oder schriftlich erwähnt worden sind. Da die Projekte verstärkt mit Stauden gearbeitet haben, ist die Auswahl der Gehölze sehr gering. Der Schwerpunkt liegt folglich auf Blütenstauden (32 Arten), gefolgt von Gräsern (20 Arten), Sträuchern (5 Arten) und Bäumen (3 Arten). Geophyten sind wegen der jahreszeitlichen Kartierung außer Acht gelassen worden. Dennoch sind sie ein wichtiger Frühjahrsaspekt, der für die frühzeitige Blütezeit und Insektenwelt in artenreichen Bepflanzungen Beachtung finden sollte.

Die Liste macht deutlich, dass die Verwendungshäufigkeit vieler Arten zu gering ist, um verallgemeinerbare Aussagen treffen zu können. Die Mehrheit der Pflanzenarten ist oft nur in einem Projekt von zehn zum Einsatz gekommen. Am sichersten mit dreifacher Verwendung und guter Vitalität sind Panicum virgatum 'Rotstrahlbusch', Euphorbia seg. ssp. niciciana und Vernonia arkansana einzuschätzen. Im Gegensatz dazu zeigt die Negativ-Liste Pflanzen, die nach Abwägung mit den Lieferlisten nicht zu finden oder als "geschwächt, kümmerlich" kartiert worden sind (Tab. 2). Sie beinhaltet nur die Ergebnisse der Kartierungen von 2018. Dementsprechend ist die Gesamtanzahl der Arten sehr viel weniger im Vergleich zur Positiv-Liste. Dennoch sind mehr Arten positiv, wie negativ in den kartierten Projekten aufgefallen. Am Beispiel von Sporobolus heterolepis zeigt sich, dass es auch zu Überschneidungen in der Positiv-, sowie in der Negativ-Liste kommen kann. Neben der Standortwahl können weitere Faktoren, wie die zeitliche Entwicklung einer Pflanze (Langsamentwickler) oder aber auch die Lebensform (kurzlebig) die Beobachtungen beeinflussen.

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Abb. 7: Vorgelagerter Kiesbereich um erste Schadstoffbelastung zu minimieren Staudenmischung mit Artemisia und Kalimeris als Hauptaspekt im Hochsommer. Foto: Daniela Corduan
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Abb. 8: Calamagrostis als Leitstaude mit Begleitern wie Eryngium, Crambe und Nepeta. Foto: Daniela Corduan

Erlebbarkeit fördert Aufklärung

Durch eine vitale Bepflanzung wird die Erlebbarkeit von Versickerungssystemen beziehungsweise allgemein des Regenwassermanagements gesteigert. Sichtbare Elemente im Zusammenspiel mit Regenwasser machen auf das Thema aufmerksam und fördern die Sensibilisierung. Bestehende Beispiele, wie der Turbinenplatz oder der Tåsinge Plads zeigen durch eine angelegte Terrassierung Sitzmöglichkeiten und ermöglichen so einen direkten Kontakt zu den Versickerungsbeeten. Trittsteine laden zum Entdecken ein. Infotafeln, wie sie am Tåsinge Plads über die Gesamtidee des Regenwassermanagements oder in Odense über die Biodiversität aufklären, verdeutlichen den Bürgern, dass Regenwassermanagement im öffentlichen Raum stattfindet und so neue Aufenthaltsorte für Mensch und Tier entstehen.

Für die Bepflanzungsplanung zeigen sich neue Herausforderungen. Entsprechend der Lebensbereiche von Hansen sind wir gewohnt, Situationen nach trocken und feucht zu unterscheiden. Hier werden sie zusammengeführt. Es handelt sich um einen Komplexlebensraum, der neue und kreative Bepflanzungsideen verlangt. Pflanzen, die unvereinbar scheinen, können hier kombiniert werden. Sollte sich keine Koexistenz ergeben, so können immer noch die überleben, die den jeweiligen Mikrostandort besser nutzen können. Wir benötigen letztendlich weitere Forschung auf diesem Gebiet, um mehr Erfahrungen sammeln und austauschen zu können.


Literaturverzeichnis

Corduan, Daniela (2019): Stressresistente Pflanzen für den Einsatz in urbanen Versickerungsmulden. Masterthesis an der Technischen Universität Berlin. Fachgebiet Vegetationstechnik und Pflanzenverwendung.

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DWA-A 138 (Hg.) (2005): Planung, Bau und Betrieb von Anlagen zur Versickerung von Niederschlagswasser. Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V., Hennef.

Elmqvist, Thomas; Setälä, Heikki; Handel, Steven N.; van der Ploeg, Sander; Aronson, James; Blignaut, James; Gómez-Baggethun, Erik; Nowak, David J.; Kronenberg, Jakub; De Groot, Rudolf S. (2015): Benefits of restoring ecosystem services in urban areas. In: Current Opinion in Environmental Sustainability 14, S. 101-108. DOI: 10.1016/j.cosust.2015.05.001.

Eppel, Jürgen (2003): Versickerungsfaktor Pflanze. In: Stadt+Grün (8), S. 14-18.

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FLL Richtlinie (Hg.) (2005): Empfehlungen zur Versickerung und Wasserrückhaltung. Unter Mitarbeit von Christian Schulze-Ardey und Ulrike Timmermann. Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau (FLL). 1. Aufl. Bonn.

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Lohaus, Irene: Urbane Vegetation als Regenwassermanager. In: Dirk Dujesiefken (Hg.): Jahrbuch der Baumpflege 2015: Haymarket Media, S. 54-69.

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M. Sc. Daniela Corduan
Autorin

Wissenschaftliche Mitarbeiterin Technische Universität Berlin, Fachgebiet Vegetationstechnik und Pflanzenverwendung

Technische Universität Berlin

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