Clemens Alexander Wimmer

Buchtipp des Monats

Clemens Alexander Wimmer, Gärtner der Nation Die vier Leben des Karl Foerster. VDG Weimar Verlag, 512 Seiten, gebundene Ausgabe, 14,8×22 cm, 200 Abbildungen, Erscheinungstermin 1. März 2024. ISBN: 978-3-89739-976-1, 34 Euro
Fachliteratur Gartenschauen
Clemens Alexander Wimmer: Gärtner der Nation . Die vier Leben des Karl Foerster. VDG Weimar Verlag, 512 Seiten, gebundene Ausgabe, 14,8×22 cm, 200 Abbildungen, Erscheinungstermin 1. März 2024. ISBN: 978-3-89739-976-1 34 Euro

Zum 150. Geburtstag des berühmten Gartengestalters Karl Foerster (1874-1970) legt Dr. Clemens Alexander Wimmer eine neue, kritische Biographie vor. Die Grundlagen für seinen Ruhm legte Foerster mit Gründung von vier Firmen während der Kaiserzeit und der Weimarer Republik. Ab 1935 baute er seine Geschäfte auch mit Nazi-Größen weiter aus, bis sie während des Zweiten Weltkriegs ihre Blütezeit erreichten. Dennoch wurde er auch in der DDR mit Auszeichnungen überhäuft und als Symbolfigur einer angeblich ungebrochenen humanistischen Tradition ausgegeben.

Wimmer beschreibt, wie Foerster die Gratwanderung im Einzelnen vollzieht, wie er familiäre und berufliche Netzwerke knüpft und nutzt. Er laviert beispielsweise zwischen zwei verfeindeten Lagern, um von beiden Aufträge zu erhalten: einerseits im Rahmen des Autobahnbaus von Alwin Seifert und andererseits von Heinrich Wiepking, der die Flächengestaltung vor den Olympischen Spielen 1936 in Berlin verantwortete.

Zudem zeigt Wimmer in gewohnt akribischer Weise, wie Foerster in das System des Nationalsozialismus eintauchte: Anfänglich noch etwas distanziert trat er im April 1940 in die NSDAP ein und arbeitete für den Wirtschaftsminister und Kriegsverbrecher Hermann Göring. Projekte in den damals neu eroberten Ostgebieten, etwa in Polen, erbrachten ihm einen Ertrag von knapp 400.000 Reichsmark (s.a. Stadt+Grün 09-2023, S. 11ff.). Trotz dieses immensen Reichtums hatte Foerster immer wieder mit Schulden zu kämpfen.

Später knüpft er gute Kontakte und Geschäftsbeziehungen zu den DDR-Größen Otto Grotewohl und Wilhelm Pieck, präsentiert aber gleichzeitig seine Staudenzüchtungen in Westdeutschland, wie etwa 1950 bei der Deutschen Gartenschau in Stuttgart auf dem Killesberg. Wimmers "Gärtner der Nation" beschreibt in versierter Weise ein agiles Leben voller Widersprüche, Kreativität und Abgründe, das der Autor mit den politischen und gesellschaftlichen Ereignissen anschaulich kontextualisiert. Unbedingt lesenswert! mk

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