Das Neue auf den Gartenschauen

Der Anfang eines neuen Zeitalters?

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Schwingende Linien an Walter Rossows "Eckensee" in Stuttgart von 1961. Fotos, soweit nichts anderes angegeben, Marketa Haist

Deutsche Gartenschauen bildeten in der Nachkriegszeit einen wichtigen Teil des Wiederaufbaus. Im Osten wie im Westen wollte man zeigen, wie schnell man neues Leben aus Ruinen zum Grünen bringen konnte. Die hohen Ambitionen auf beiden Seiten des "Eisernen Vorhangs" machten die Schauen zu einem Barometer des Zeitgeistes.

Blumen und Kommerz

Im Westen gab es inhaltlich zunächst nicht viel Neues. Die Programme der BUGAs schrieben das frühere Gartenbau-Ausstellungswesen fort. Sie dienten den Besuchern als "kleine Fluchten" aus den Alltagsnöten der Nachkriegszeit und der Gartenbau-Branche zu kommerziellen Zwecken. Formal versuchte man jedoch, die Beiträge zum Gärtner-Wettbewerb nicht mehr separat zu zeigen, sondern sie organisch in die Gesamtgestaltung einzubeziehen¹. Das machte den Planern manchmal schwer zu schaffen. Wenn die Erzeuger, wie im Fall der IGA 1953, eine halbe Million Tulpen ausstellen wollten, konnte man unmöglich sagen: "Wir haben keinen Platz, ihr dürft nur die Hälfte liefern". Da musste die Ästhetik eben Abstriche machen, wie Walter Rossow noch 14 Jahre später feststellte: "In Karlsruhe [...] ist nur die Möglichkeit einer sehr groben Verteilung farblicher und struktureller Zusammenstellungen gegeben. Man ist mengenmäßig und artenmäßig gebunden und damit auch mehr oder weniger dem Zufall ausgeliefert"².

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Farbästhetik contra Aussteller-Wünsche in Karlsruhe 1967. aus: Helga Panten: Die Bundesgartenschauen. Eine blühende Bilanz seit 1951. Stuttgart 1987. S.66
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Blumenmeer auf der iga 1961 in Erfurt, geplant von Reinhold und Alice Lingner. Postkarte: 1. Internationale Gartenbauausstellung der sozialistischen Länder Erfurt 29. April bis 15. Oktober 1961. Dresdner Farbenfotografische Werkstätte Walther
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Fußgängerbrücke von Fritz Leonhardt, ein Geschenk der BUGA 1961 an Stuttgart.

Solche Probleme kamen auf den Gartenschauen der DDR in Erfurt nicht in diesem Ausmaß vor. Natürlich wollten auch die sozialistischen Gartenbaubetriebe exportieren, aber sie hatten sich der Gesamtidee unterzuordnen. Reklame war 1950 und 1961 verpönt. Doch ewig konnten die kommerziellen Aspekte nicht missachtet bleiben, so "dass in den 60er-Jahren Werbung generell als wichtig erachtet wurde und die Werbebudgets zwischen 1964 und 1970 am höchsten waren"³. Davon profitierte die iga 1966 Erfurt: Sie konnte zwei Millionen Besucher und beachtliche Geschäftsabschlüsse verzeichnen. Die politischen Systeme hatten sich diesbezüglich wieder angenähert.

Sozialistische Ausrichtung

Das grundlegende Bestreben in der DDR war jedoch, sich möglichst deutlich vom Kapitalismus abzugrenzen. Aber: "Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose"4. Wie sollte sich da eine sozialistische Rose von einer kapitalistischen Rose unterscheiden? Die politische Führung fand einen Ausweg. Es wurden drei Kriterien für sozialistische Gartenschauen festgelegt: "Die Abstimmung auf die Ziele des Zweijahresplanes, der Aufbau der Gartenschau als kollektive Leistung der staatlichen Betriebe und gesellschaftlichen Organisationen und die Gestaltung im Sinne einer Lehrschau"5

Die Zweijahrespläne der Nachkriegszeit hatten vorrangig die Versorgung der Bevölkerung zum Ziel. Man sollte daher erwarten, dass in den Gartenschauen der DDR die Themen Zierpflanzen und Lustgärten stark zugunsten der Produktion in den Hintergrund rückten. Das war jedoch kaum der Fall. Bei "Erfurt blüht" 1950, geplant von Walter Funcke, beherrschten Sommerblumen, Stauden und Wasserspiele die zentrale Fläche, während Produktion und Technik in peripheren Bereichen angesiedelt waren. Ähnlich verhielt es sich bei der iga 1961, die auf demselben, jedoch erweiterten Gelände stattfand. Nur die Maschinenausstellung im Freien nahm hier einen prominenten Platz ein, alle anderen Produktionsthemen waren eher versteckt. Der leitende Planer Reinhold Lingner setzte Funckes Herangehensweise fort und stellte die blühende Pflanze in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Das erstaunt nicht, wenn man sich den Werdegang der beiden Planer ansieht. Funcke arbeitete zwischen 1929 und 1944 mit Karl Foerster, Herta Hammerbacher und Hermann Mattern zusammen. Lingner lernte bei Ludwig Späth und arbeitete in der Planungsabteilung der Baumschule unter Otto Valentien. In früheren Zeiten hätte man beide als klassische "Gartenkünstler" bezeichnet. Obwohl sie Sozialisten der ersten Stunde waren, hielten sie wenig von den agrarindustriellen Visionen nach sowjetischem Vorbild. Ihr Ideal war eine reich strukturierte kleinbäuerliche Landschaft6. Erst auf der iga 1966 rückte in der Lehrschau "Mechanisierung von der Aussaat bis zur Ernte" auf einer 30 Hektar großen Erweiterungsfläche des Geländes7 von 1961 die industrielle Pflanzenproduktion in den Vordergrund.

Die praktische Durchführung der Schauen entsprach den Vorstellungen einer kollektiven Leistung. Ohne das "Nationale Aufbauwerk" wäre sie undenkbar gewesen. Scharen von Erfurter Bürgern griffen unbezahlt zum Spaten. Selbst die Planer arbeiteten viele Stunden ohne Entgelt. Wenn man versucht ist, dies als ein typisch sozialistisches Phänomen zu werten, sollte man jedoch bedenken, dass die nicht prämierten Teilnehmer der Planungswettbewerbe im Westen das Gleiche taten.

Für die Erfurter Gartenschau 1950 kündigte Walter Funcke an, das Belehrende würde sich wie ein roter Faden8 durchziehen. In der Tat fielen die Belehrung und die Bemühung um Wissenschaftlichkeit westlichen Besuchern auf und wurden oft gelobt, manchmal aber auch als etwas zu plakativ empfunden. Bei der iga 1966 gab es sogar Personal, das Gruppen zugeteilt wurde, um die Lehrschauen zu erläutern. "In Erklärungsnöte gerieten die ,Erklärer', wenn ostdeutsche Besucher fragten, warum es in der DDR so wenig Frischgemüse gäbe"9.

Lehrschauen waren aber nicht auf die DDR beschränkt. Im Westen gehörten sie ebenso dazu, wenn auch in geringerem Ausmaß. Der Zuspruch der Besucher ließ allerdings ohne den im Osten üblichen sanften Druck zu wünschen übrig. Artur Praßer referierte enttäuscht von der BUGA 1965 in Essen: "Leider fanden diese Lehrschauen [in den Hallen] trotz des sorgfältigen Aufbaues am Eröffnungstag nicht genügend interessierte Besucher"10. Und das bei strömendem Regen!

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Pergola aus traditionellen Materialien von Hermann Mattern im Höhenpark Killesberg
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Die schwimmenden Tonnen in Dortmund sind Relikte des Robinsonspielplatzes von 1959 aus: Helga Panten: Die Bundesgartenschauen, eine blühende Bilanz seit 1951, Stuttgart 1987, S.41
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Der Stuttgarter „Bürgerschreck“ von Rolf Gutbrod (Milchbar 1950)

Was man im Osten nicht unbedingt erwartet hätte, war der im Westen so wichtige Ausstellungsbereich "Haus und Garten". Was hätte wohl ein spießiges Eigenheim auf einer sozialistischen Schau zu suchen? Und doch errichtete man 1950 in Erfurt vier Musterhäuser. Mit den Themen "Nutzpflanzengemeinschaften im Gemüsegarten", "Obstgarten", "nützlicher Wohngarten" sowie "Kräuter- und Ölpflanzen" gaben sich die dazugehörigen Außenanlagen zwar betont utilitaristisch, doch wurde das vom Publikum nicht so aufgenommen. Unter einem privaten Foto fand sich die Notiz: "Mustersiedlungshaus, der Wunschtraum aller Besucher"¹¹.

Neues für die Jugend

Neben den "Häuslebauern" gab es weitere spezielle Zielgruppen. Auf manchen Schauen experimentierte man recht mutig mit dem Thema Kinderspiel. Die IGA1953 bot einen Wasserspielplatz, bei dem es an allen Ecken und Enden aus wild gebogenen Metallrohren spritzte. In Dortmund wurde 1959 ein "Robinsonspielplatz" eingerichtet. "Als Alternative zu Sandkasten und Klettergerüst bot er natürliche Elemente wie Wasser, Erde, Matsch, Holz, Bäume und Büsche zum Spielen. Eine Hügelanlage mit Tunneln und Kriechgängen gliederte sich an"¹². Dazu kam ein Teich mit Schwimmtonnen. So etwas war zu diesem Zeitpunkt geradezu revolutionär. Ein ähnliches Konzept mit Natur-materialien zeigte die BUGA Essen 1965. Leider dauerte es gerade bei Spielplätzen sehr lange, bis sich die tollen Ideen der Gartenschauen auch jenseits ihrer Zäune auf den Alltag auswirkten.

Unerhörtes tat sich auf der BUGA Köln 1957. Dort wurde ein eigener Bereich für Jugendliche eingerichtet. Man bot ihnen einen Sportplatz, Sportgeräte, ein Freilichttheater mit Rollschuhbahn, ein "Jugendhaus der Offenen Tür", Feuerstellen und sogar einen Zeltstrand zum Übernachten¹³. Dieses Experiment wurde jedoch nie wiederholt.

Verkehrslösungen

Gartenschauen werden rückblickend vor allem wegen ihrer Bedeutung für die Gestaltung gewürdigt. Dabei spielten viele von ihnen gerade im betrachteten Zeitraum darüber hinaus eine wegweisende Rolle bei der Lösung von Verkehrsproblemen, die sich durch die rasche Motorisierung ergeben hatten. Im Rahmen der Gartenschauen wurde begonnen, die Schäden, die der autogerechte Städtebau allerorten angerichtet hatte, zu mildern. 1961 wurde für die BUGA in Stuttgart die Witzlebenstraße aufgehoben. Die stark befahrene Schillerstraße wollte man in der Wettbewerbsauslobung noch breit überdeckeln. Am Ende hat es jedoch nur zu der eleganten Pylonbrücke von Fritz Leonhardt gereicht.

Als Extrembeispiel wäre die IGA 1963 in Hamburg zu nennen. Teil des Projekts war die Absenkung der Wallanlagen im gesamten mittleren Bereich und der Bau dreier Brücken für den Kfz-Verkehr. Auch die BUGA 1965 in Essen musste mit der Zerschneidung durch eine Verkehrsader fertig werden. Man zog den neu angelegten Margarethensee in einem breiten Tal unter der Straße durch. Für die Karlsruher BUGA 1967 wurde der Zirkel abgesenkt und gleichzeitig als Zufahrt zu einer neuen Tiefgarage genutzt, die Tiergartenstraße verschwand14. So dienten Gartenschauen in der BRD immer wieder als Vehikel, den Interessen der Fußgänger gegenüber dem Kfz-Verkehr Geltung zu verschaffen. Für die Ausstellungen in Erfurt galt das nicht in diesem Maße, denn das Gelände war von Anfang an weitgehend verkehrsfrei.

Formen und Materialien

Nach dem Weltkrieg wollten die fortschrittlich eingestellten Landschaftsarchitekten jede Art von Schwere und Monumentalität, jede Axialität und Symmetrie, jede Reminiszenz an die NS-Vergangenheit meiden. Gestalterisch lagen die maßgeblichen Planer der DDR auf der gleichen Linie wie die der BRD. Sowohl Funcke als auch Lingner lehnten die stalinistische Formensprache ab, die der Nazi-Bauideologie sehr nahe stand.

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Hermann Mattern und seine „Badewannen“ 1955 in Kassel
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Leichte Bauten und lockere Bepflanzung auf der IGA 1953 in Hamburg aus: Deutsche Bundesgartenschau GmbH-DBG: 50 Jahre Bundesgartenschauen, Festschrift zur Geschichte und Zukunft der Bundes- und Internationalen Gartenschauen in Deutschland, Bonn 2001, S. 26 und S. 20
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Der rechte Winkel dominiert im "Garten eines Individualisten" von Günther Schulze 1963 in Hamburg. aus: Karl Heinz Hanisch: Internationale Gartenbauausstellung Hamburg 1963. Hamburg 1963.
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Rechter Winkel und Beton in Karlsruhe 1967. aus: Walter Rossow: Die Gartenschau 1967 in Karlsruhe – eine Gruppenarbeit. in: Garten und Landschaft 4/1967, S.127

Zum neuen Zeitgeist gehörten neue Materialien. Naturstein und Holz sind ungleichmäßig und tückisch, Beton und Metall dagegen konnten mit standardisierten, modernen Methoden produziert werden. Die gewünschte Leichtigkeit der Pergolen und Pavillons jener Zeit wäre mit einem anderen Material als Stahl auch kaum zu bewerkstelligen gewesen. 1953 hieß es noch "Betonplatten im Garten?"15 mit einem großen Fragezeichen. Doch schon auf der BUGA 1957 in Köln kamen unregelmäßige farbige Betonplatten beim Publikum sehr gut an16. Die BUGA 1955 schwelgte in einem neuen Werkstoff, dem der Volksmund den Spitznamen "Matternit" verpasste. Berühmt-berüchtigt wurde Hermann Matterns "Badewannenkaskade" aus Eternit. Die BUGA 1967 trumpfte sogar mit einer Plexiglas-Kaskade auf. Auf der anderen Seite des "Eisernen Vorhangs" war die gleiche Tendenz spürbar. Gemäß den Idealen des Fortschritts und der Wissenschaftlichkeit kamen auf der iga 1961 die neuen Materialien Polyester, Wellasbelit und Profilglas zum Einsatz, die auch westdeutsche Besucher beeindruckten17.

Die neue Leichtigkeit der Nachkriegszeit fand jedoch nicht bei allen Kollegen Zuspruch. Vor allem die Älteren äußerten sich ausgesprochen kritisch. Über einen besonders transparenten Pavillon der Gartenschau 195018 spottete Alwin Seifert: "Das kann der Anfang eines neuen Zeitalters werden [...], kann auch ein bloßer Bürgerschreck bleiben wie die Stuttgarter Milchbar"19 von Rolf Gutbrod. Gustav Allinger zeigte sich noch skeptischer: "[...] wir nehmen an, dass auch manche heutigen Gestaltungsformen in ihren oft übertriebenen Weichheiten und undisziplinierten Nachlässigkeiten, die weniger ein Können als eine Unkunst verraten, nach wiederum 30 Jahren durch eine gewisse Stilwandlung ,überholt' sein werden."20 Doch zunächst setzte sich dieser Stil durch. Einen Triumph feierte er auf der BUGA 1957 in Köln. Dort wurde die Planung der beiden jungen Wettbewerbsgewinner Günther Schulze und Joachim Winkler weitestgehend umgesetzt. Schrägen, Schwünge und lockere Bepflanzung dominieren bis heute das Bild des Geländes. Allein der zentrale Bereich mit dem "Tanzbrunnen" zeigt eine strenge Geometrie.

Doch nicht immer wurden prämierte Projekte auch realisiert wie in Köln. Die Veranstalter von Gartenschauen bevorzugten bewährte Koryphäen des Berufsstandes. So kam es, dass man häufig die Ergebnisse der Wettbewerbe ignorierte. Walter Rossow zum Beispiel, der am Wettbewerb für die BUGA 1961 in Stuttgart gar nicht teilgenommen hatte, durfte zuletzt den wichtigen Bereich am Schloss mit dem polygonalen "Eckensee" planen. So angenehm der See heute noch wirken mag, 1961 gehörten seine beschwingten Linien nicht mehr zur Avantgarde.

Ende der 50er-Jahre manifestierte sich ein neuer Zeitgeist. Gustav Allinger sollte mit seiner Prophezeiung, dass die beschwingte Leichtigkeit "durch eine gewisse Stilwandlung überholt" werden würde, recht behalten. Der Wandel trat sogar viel früher ein, als er vorhergesagt hatte. Einen Markstein in der westdeutschen Fachwelt setzte die Aussprache "Entwicklung zu klaren Formen?"²¹, die 1962 von Alfred Reich angestoßen wurde. Er veröffentlichte orthogonale Hausgartengrundrisse mit viel Beton und schien auf das fast vollständige Fehlen von Stauden stolz zu sein. Der neue Garten hatte sich seiner Meinung nach formal ruhig, übersichtlich und pflegeleicht zu geben. Trotz des prompten Widerspruchs mancher Kollegen sollte dieser Trend schon bald dominieren. Auf der IGA 1963 ließen die Wasserflächen von Günther Schulze noch die Schwünge und Schrägen der 50er-Jahre erkennen, doch die Ränder waren nicht gepflanzt, sondern gebaut. Sein steinbetonter Mustergarten huldigte bereits uneingeschränkt dem rechten Winkel, wie auch viele der internationalen Wohngärten auf dieser Schau. Die weitgehende Abwesenheit von Stauden und Sommerblumen in den Wallanlagen weckte erwartungsgemäß den Unmut der Besucher. Doch das konnte die Entwicklung nicht aufhalten, auch wenn sie in den darauf folgenden Gartenschauen nicht wieder so kompromisslos vollzogen wurde wie bei anderen Bauaufgaben.

Pflanzen mutierten im Bewusstsein der modernen Planer zu "Leistungsgrün"²². Bei Großprojekten wurde die Gehölzverwendung auf wenige Sorten reduziert und Stauden verschwanden aus dem öffentlichen Raum. Der Beton streifte alle Bemühungen, den Naturstein nachzuahmen, endgültig ab und wurde in großformatigen Rechteckplatten mit verschiedenen Oberflächen präsentiert. Man lobte die Präzision und Einheitlichkeit der Produkte. Die Außenraumplanung sollte nun auch im Westen wissenschaftlichen Gesichtspunkten gehorchen, wie in der DDR schon lange angestrebt. 1967 schrieben Hans Luz und Wolfgang Miller: "Ja zur Natur heißt heute: Ja zur Industrie, Ja zur Stadt, Ja zur Planung."²³ Einem solchen Motto hätte man zu dieser Zeit auch in der DDR zugestimmt. Das Unvorhersehbare war bis auf weiteres eliminiert worden.


Anmerkungen

1) Karl Plomin in einem Interview mit Gerda Gollwitzer: Die Internationale Gartenbauausstellung Hamburg 1953 ist eröffnet. In: Garten und Landschaft 5/1953.

2) Walter Rossow: Die Gartenschau 1967 in Karlsruhe - eine Gruppenarbeit. In: Garten und Landschaft 4/1967 S.124.

3) Kristina Vagt a.a.O. S.183.

4) Gertrude Stein: Zeile aus dem Gedicht Sacred Emily, 1922.

5) Susanne Karn: Freiflächen- und Landschaftsplanung in der DDR. Am Beispiel von Werken des Landschaftsarchitekten Walter Funcke (1907-87), Münster 2004, S.106.

6) Susanne Karn a.a.O. S.214 ff.

7) Kristina Vagt a.a.O. S.177.

8) Kristina Vagt a.a.O. S.87.

9) Kristina Vagt a.a.O. S.174.

10) Artur Praßer: Die Bundesgartenschau Essen 1965 ist eröffnet. In: Garten und Landschaft 6/65 S. 213.

11) Kristina Vagt a.a.O. S.89.

12) Helga Panten: Die Bundesgartenschauen. Eine blühende Bilanz seit 1951. Stuttgart 1987 S. 39.

13) Helga Panten a.a.O. S. 34.

14) Die meisten Angaben zu Verkehrslösungen stammen aus: Deutsche Bundesgartenschau GmbH-DBG: 50 Jahre Bundesgartenschauen. Festschrift zur Geschichte und Zukunft der Bundes- und Internationalen Gartenschauen in Deutschland. Bonn 2001.

15) Hans Jakob Barth: "Betonplatten im Garten?" In: Garten und Landschaft 1/1953 S. 8.

16) Helga Panten a.a.O. S. 31.

17) Gerda Gollwitzer: Alte und neue Gartenkunst im Herzen Deutschlands - iga Erfurt 1961. In: Garten und Landschaft 8/1961 S.246.

18) Die Deutsche Gartenschau 1950 in Stuttgart zählt zwar nicht offiziell zu der Reihe der BUGAs, gab aber als allererste Gartenschau der Nachkriegszeit wichtige Impulse.

19) Alwin Seifert: Rückblick auf Hamburg. In: Garten und Landschaft 10/1953 S.1.

20) Gustav Allinger anlässlich der BUGA Köln 1957, zitiert nach Helga Panten S. 31.

21) Alfred Reich: Aussprache: Entwicklung zu klaren Formen? In: Garten und Landschaft 1/1962 S.14 ff, fortgesetzt im Heft 4/1962 S.97 ff.

22) Günther Grzimek: Das Leistungsgrün. In: Garten und Landschaft 7/1963 S.210 ff.

23) Hans Luz, Wolfgang Miller: Das kleine und das große Grün. In: Garten und Landschaft 6/1967 S.179.
Dr.-Ing. Marketa Haist
Autorin

Landschaftsarchitektin

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